Das Hamburger Volksparkstadion. Foto: Valeria Witters/Witters/Pool via Michael Schwarz

Hamburg – „Angstgegner“… was für ein straffer Ausdruck. Dennoch kann man davon sprechen, denn die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 könnte man für den Hamburger SV so betiteln. Immerhin: das Hinspiel wurde nicht verloren. Über 60 Minuten agierten die Rothosen vor 15.034 Zuschauern an der Förde in Unterzahl. Bakery Jatta sah die Rote Karte. Dabei verhielten sich die Gastgeber nicht gerade sportlich, forderten vehement den Platzverweis für den Hamburger. Die Führung von Janni Serra brache die Kieler kurz vor der Pause in Front, doch der HSV rettete dank eines Kopfballs in der Nachspielzeit von Timo Letschert wenigstens einen Punkt. Das war das erste Erlebnis für Hamburgs Cheftrainer Dieter Hecking mit Kiel.

Trainer Dieter Hecking (HSV). Foto: Valeria Witters/Witters/Pool via Michael Schwarz

Die Schlüsselfiguren

In der Vorsaison ging man gegen Holstein zweimal baden. 0:3 hieß es für den Hamburger SV in dessen ersten Zweitligaspiel in der Geschichte. Es war zugleich der erste Spieltag nach dem Bundesligaabstieg in der neuen Klasse. Ein Fehlstart par excellence – und das auch noch zuhause. Für das Rückspiel hatte man sich viel vorgenommen, doch auch hier verließ man den Platz als Verlierer. Dieses Mal mit 1:3. Torschütze für den HSV war damals Jatta. Für Kiel traf in beiden Begegnungen David Kinsombi insgesamt dreimal. Der 24-Jährige wechselte im vergangenen Sommer von Holstein an die Elbe und dürfte vermutlich zur Startformationen gehören. Eine weitere Schlüsselfigur fehlt: Serra hat gerade eine Operation am Knie hinter sich und befindet sich in der Reha. In dieser Saison wird der Stürmer wohl nicht mehr spielen. Zudem ist es wie für Kinsombi auch für Finn Porath ein Wiedersehen mit seinem Ex-Club. Der gebürtige Lübecker spielte für den HSV, schaffte jedoch dort nur für eine Minute den Sprung zu den Profis. Das war am 20. November 2016 beim 2:2 gegen TSG Hoffenheim. Zu Beginn der laufenden Spielzeit wechselte er nach Kiel und brachte es dort bisher auf 14 Einsätze und erzielte dabei zwei Tore.

Ole Werner (Trainer Holstein Kiel)
Foto: Lobeca/Homburg

Werner – beinhart?!

Ole Werner ist Trainer bei Holstein und legte einen beeindruckenden Werdegang hin. In Preetz geboren und bis auf Stationen in der Jugend bei Hertha BSC und zum Karriereende beim TSV Kropp, ist der 32-Jährige ein echter Storch. Zweimal war er Interimstrainer bei den Profis und seit Oktober des vergangenen Jahres ist er nun der Chef an der Seitenlinie. 1,35 Punkte holte er im Schnitt in dieser Saison, wartet allerdings seit zwei Begegnungen auf etwas Zählbares. Für ihn ist er der erste Auftritt im Volkspark. „Den 3:0-Sieg der KSV im Auftaktspiel der vergangenen Saison habe ich nicht live gesehen. Wir, damals trainierte ich im Verein noch die U23, hatten zu diesem Zeitpunkt das Abschlusstraining für unsere Partie gegen den VfL Wolfsburg II. Natürlich wäre ein solches Spiel, zumal in dieser Phase der Saison, auch für mich ein ganz besonderes Spiel. Aber ohne Zuschauer ist die Atmosphäre mit dem, was möglich gewesen wäre, nicht zu vergleichen. Ich freue mich aber darauf, mich mit meiner Mannschaft mit einem solchen Spitzenteam messen zu können“, sagt er.

Vergleich zum Hinspiel bringt für Werner nicht viel

„Es bringt grundsätzlich nicht viel, Spiele, zwischen denen knapp ein halbes Jahr verstrichen ist, miteinander zu vergleichen. Dafür verändert sich innerhalb der beiden Mannschaften über einen solchen Zeitraum dann doch immer zu viel. Außerdem hat der HSV damals knapp 60 Minuten lang in Unterzahl gespielt“, meint Werner über das Hinspiel.

Volksparkstadion
Foto: rk

Kiel will in Hamburg gewinnen

Der Holstein-Coach weiß, was seine Mannschaft erwartet: „Ich habe mir das Spiel des HSV gegen Wiesbaden natürlich angesehen, aber viele Rückschlüsse lassen sich daraus für uns nicht ziehen. Wiesbaden spielt ganz anders als wir, und unser Ziel ist nicht, diesen Stil jetzt in Hamburg zu kopieren. Dem HSV sind im eigenen Ballbesitz einige einfache Fehler unterlaufen, für uns wird es darum gehen, ein gutes Anlaufverhalten zu zeigen. Wir fahren auch nach Hamburg mit dem festen Ziel, dort zu gewinnen. Diese Saison hat gezeigt, dass jedes Spiel auch Chancen auf drei Punkte zu bieten hat. Wir haben 38, damit sind wir noch nicht durch, deshalb bleibt es unser Ziel, die 40-Punkte-Marke so schnell wie möglich zu knacken.

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Vergangenheit ist abgehakt

Zwei Pleiten in Folge hat die KSV gerade erlitten, doch Werner schaut nach vorne: „Die späte Niederlage ist besprochen und abgehakt. Was wir aus den späten Gegentreffern lernen können? Grundsätzlich ist es ja so, dass späte Gegentore nur dann wirklich schmerzhaft sind, wenn vorher viel richtig gelaufen ist. Wir haben diese Situationen, die sich bei uns gehäuft haben, klar angesprochen. Eine Lehre muss sein, in den Phasen des Spiels, in denen wir es auch entscheiden können, es dann auch zu entscheiden. Diese Gegentore kassieren wir nicht exklusiv, am Ende geht die Mannschaft, die einen Rückstand aufholen muss, ins Risiko, sucht ihr Heil in langen Bällen. Dann geht es darum, die dadurch entstehenden Räume zu nutzen.“

Bilanz spricht für den HSV – Holstein jenseits von gut und böse

Auch wenn die Bilanz der letzten drei Aufeinandertreffen für mit sieben Punkten gegen den HSV für Holstein spricht, haben die Rothosen in der gesamten Zeit acht Siege geholt. Zweimal trennte man sich unentschieden und viermal gewann Holstein Kiel. Hamburg erzielte dabei 38 Treffer und kassierte 18. Aktuell stehen die Gäste auf Rang zehn, haben acht Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz zur 3. Liga und zehn Zähler Rückstand auf Platz drei. Die Saison ist somit so gut wie gelaufen. Nach oben und nach unten dürfte nicht mehr viel passieren und ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga darf geplant werden.

Schlussjubel gegen Wiesbaden bei Aaron Hunt und Trainer Dieter Hecking (HSV). Foto: Valeria Witters/Witters/Pool via Michael Schwarz

Hamburgs Kapitän bleibt wohl ein weiteres Jahr

Aaron Hunt braucht in den verbleibenden fünf Spielen nur noch zwei Einsätze, dann verlängert sich sein Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr. Bleibt er von Verletzungen verschont, ist die erste auslaufende Personalie für die Zukunft geklärt.

Was macht die Konkurrenz?

Zweitliga-Spitzenreiter Arminia Bielefeld musste bereits am Sonnabend ran. Die Ostwestfalen kamen allerdings über ein 1:1-Unentschieden gegen den 1. FC Nürnberg nicht hinaus. Der Tabellenführer strauchelt in letzter Zeit, schaffte nach der Corona-Pause nur einen Sieg (vergangene Woche beim 2:1 in Kiel). Der Vorsprung auf den VfB Stuttgart beträgt nur noch sechs Punkte. Gewinnen die Schwaben am Sonntag gegen den VfL Osnabrück wird es für Bielefeld noch einmal eng. VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo muss allerdings umbauen, denn Daniel Didavi fehlt möglicherweise wegen Knieproblemen. Der 1. FC Heidenheim ist zu Gast bei Hannover 96. Dabei wäre laut Folge auf jeden Fall kein Sieg möglich. Der Tabellenvierte machte es in der Vergangenheit so: Zehn Spiele – einmal gewinnen und das nächste Mal wieder nicht. Zuletzt gab es einen 3:0-Erfolg gegen Erzgebirge Aue.

30. Spieltag:

Bochum – St. Pauli 2:0
Fürth – Sandhausen 1:2
Bielefeld – Nürnberg 1:1
Regensburg – Darmstadt 3:0
Wiesbaden – Dresden 2:3
Stuttgart – Osnabrück (So.)
Hannover – Heidenheim
Aue – Karlsruhe
Hamburg – Kiel (Mo.)

Tabelle:

1. DSC Arminia Bielefeld2954 : 2757
2. VfB Stuttgart2949 : 3551
3. Hamburger SV2955 : 3549
4. 1. FC Heidenheim2938 : 2948
5. SV Darmstadt 983039 : 3843
6. VfL Bochum 18483047 : 4639
7. Hannover 962943 : 4339
8. SV Sandhausen3037 : 3839
9. SSV Jahn Regensburg3045 : 4839
10. SpVgg Greuther Fürth2941 : 4038
11. Holstein Kiel2945 : 4638
12. FC Erzgebirge Aue2939 : 4238
13. FC St. Pauli3035 : 3935
14. VfL Osnabrück2939 : 4234
15. 1. FC Nürnberg3038 : 5033
16. Karlsruher SC2937 : 4830
17. SV Wehen Wiesbaden3037 : 5228
18. SG Dynamo Dresden2828 : 4827
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