Corona verrückt: Bitte beim Sport nicht klatschen, aber Kultur feiert ausgelassen

Ein Kommentar von Chefredakteur Roland Kenzo

Corona-Warn-App, Foto: Lobeca/Felix Schlikis

Am vergangenen Montag trafen sich die Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung. Die bahnbrechende Veränderung in der Corona-Pandemie gab es nicht. Bis Mitte Februar bleibt alles wie gehabt. Die Staatskanzleien sollen sich Gedanken zu einer Öffnung von Großveranstaltungen machen. Das Ganze bis zum 9. Februar. Eine Woche später will die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) dazu wieder beraten. In Hamburg heißt das weiter: 2.000 Fans im Volksparkstadion und am Millerntor. In Hallen sind es in der Hansestadt 1.000 Zuschauer. In Schleswig-Holstein sind es sogar maximal nur 500 Zuschauer, die zu Holstein Kiel, VfB Lübeck und 1. FC Phönix dürfen. Mecklenburg-Vorpommern sind es aktuell null!

Lohmüle, ohne Zuschauer. Foto: Lobeca/Raasch

Hansa mit 650.000 Euro Minus pro Heimspiel – Scholz will so weitermachen!

Kogge-Boss Robert Marien ging kürzlich auf die Barrikaden. Sein Club verliert pro Heimspieltag rund 650.000 Euro. Für den F.C. Hansa Rostock eine mittlere Katastrophe. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) gab am Montagabend zu verstehen, dass Lockerungspläne für Kultur demnächst anstehen, doch nicht für den Sport. Bundeskanzler Olaf Scholz meinte: „Kurs halten!“ Die MPK will allerdings einheitliche Regeln auf Bundesebene schaffen. Wie diese aussehen sollen? Niemand weiß es derzeit!

„Elphi“ tanzt zur Balkan-Musik

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher verteidigte kürzlich die fast maximale Auslastung der Elbphilharmonie damit, dass man sich dort „nicht jubelnd um den Hals, wenn ein Tor fällt, sondern da sitzen wirklich alle ganz ruhig auf dem Platz und tragen sogar Masken“. Dass er sich damit ein Eigentor schoss, war schon mit dem Satzpunkt klar. Zwar nicht jubelnd, aber tanzend ging es bei „Goran Bregovic Wedding and Funeral Band“ im teuren Hamburger Kulturpalast zu (das „Hamburg Journal“ des NDR dazu mit einem Videobeitrag). Zum Vergleich: Laut Landesverordnung in Schleswig-Holstein dürfen Zuschauer von Sportveranstaltungen sich nur „überwiegend passiv verhalten“. Klatschen verboten! Der TSV Havelse gastierte am vergangenen Sonntag beim Drittliga-Spitzenreiter 1. FC Magdeburg vor 13.385 Anhängern. Wer soll das noch verstehen und wann fahren Bund und Länder endlich eine einheitliche Strategie, die jeder versteht? 3G, 2G, 2G+… Von Bundesland zu Bundesland gibt es unterschiedliche Regeln. Einigkeit könnte anders aussehen.

Elbphilharmonie in Hamburg. Foto: Lobeca/Ralf Homburg

Corona wird 2 Jahre alt

Eines ist klar: Die Infektionszahlen steigen, wie auch nach und nach die Hospitalisierungsrate. Die Sieben-Tages-Inzidenz kletterte am Montag bundesweit auf 840,3 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Am 16. Februar tagt die MPK wieder. Einen Monat später „feiert“ der Sport seinen „2. Corona-Geisterspielgeburtstag“. Na dann herzlichen Glückwunsch!

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