Beim HSV ist auf eine Sache Verlass: nämlich, dass sie konstant ungleichmäßige Ergebnisse erzielen. Es gibt Spiele, da geben sie einfach alles und legen eine durchaus vernünftige Leistung hin. Und dann wiederum gibt es Spieltage, an denen die Zuschauer das Gefühl bekommen könnten, dass sie eher weniger Interesse daran haben ihrer Arbeit nachzukommen, geschweige denn ein Tor zu erzielen. Mittlerweile ist es so, dass der HSV auf Sponsoren angewiesen ist, um überlebensfähig zu bleiben; es wird sich auch auf einen möglichen Abstieg vorbereitet. Der Artikel fasst die Entwicklung des Hamburger SV zusammen und zeigt, warum der Verein so tief in einer Krise steckt.

Los geht es mit der Saison 2012/2013, in dieser spielten die Hamburger noch vergleichsweise stark. Damals waren sie noch echte Meister im Kämpfen. Sie starteten solide in die Saison und erkämpften sich mit sehr viel Herzblut und Fleiß den siebten Tabellenplatz zum Saisonende – ein durchaus respektables Ergebnis. Damals spielte der HSV noch so wie Profi Mannschaften es machen sollten, die Fans trugen ihre Mannschaft durch eine solide Saison. Doch dies war leider nur der Anfang eines echten Nervenkrimis in vielen Akten, denn was nun folgte, ist ein Absturz, den es so bisher in der Bundesliga nur selten zu sehen gab.

Frisch motiviert starteten die Hamburger in die Bundesliga Saison 2013/2014. Die neue Spielzeit war für die Nordlichter jedoch ein einziges Auf und Ab, welches von wenigen Höhepunkten und viel Frustration gekennzeichnet war. Letzten Endes schlossen sie dann die BuLi Saison mit dem drittletzten Platz ab, es ging in die Relegation. Hier galt es sich jetzt den Platz in der ersten Liga erneut zu sichern – ein Abstieg wäre eine reinste Katastrophe. Der SpVgg Greuther Fürth kratze stark an der Position in der höheren Liga, doch die Hamburger trotzten diesem Versuch und konnten die Entscheidung für sich verbuchen. Verteidiger Djourou erlitt unter vollem Körpereinsatz sogar eine Gehirnerschütterung, er musste direkt vom Platz ins Krankenhaus gebracht werden. Dies war nur ein Zeichen des Kampfes, der hier ausgefochten wurde und knapp das Schlimmste verhinderte.

Doch wie die folgende Saison 2014/2015 zeigen wird, hielt die Freude über den Klassenerhalt nicht lange an. Trotz des namhaften Trainers Mirko Slomka begann die Spielzeit überhaupt nicht gut für die Hamburger – so kam es auch, dass der Trainer bereits nach drei Spieltagen entlassen wurde, nachdem er erst seit Februar in der Cheftrainer-Rolle steckte. Mit dem ersten Spiel ackerten sie sich zwar noch auf den zwölften Platz, doch danach ging es wieder einmal steil bergab, da konnte Slomkas Nachfolger Joe Zinnbauer dann auch nur noch zuschauen. Der Hamburger SV verweilte weiterhin auf den unteren Rängen, schien allerdings etwas kampfbereiter als in der vorherigen Saison zu sein. Am Schluss reichte es jedoch erneut nur bis zur Relegation. Dies war das letzte Spiel des Kapitäns van der Vaart, der seine Stamm-Elf noch mal zum Sieg führen konnte, womit die Position in der 1. Liga wieder gerettet werden konnte. Spätestens jetzt ist aber allen Beteiligten und Fans klar, dass es so nicht weitergehen kann; Änderungen müssen passieren, damit der „unabsteigbare Dino“ nicht bald doch in der 2. Liga landet.

Wer tief fällt, muss hart arbeiten, um aus dem hausgemachten Loch wieder herauszukommen. Das schienen die Hamburger dann auch endlich begriffen zu haben. Mit Trainer Bruno Labbadia und einer gehörigen Portion Fleiß haben sie es in der Saison 15/16 geschafft einen überraschend soliden 10. Platz zu erreichen. Doch machen wir uns nichts vor: Das war ein sehr harter Kampf und die Befürchtung der Fans war – nicht zu Unrecht – gegeben, dass es sich nur um ein Strohfeuer handelte. Dennoch hat es sich gelohnt, denn zum ersten Mal seit Langem haben sie hier konstant Leistung gezeigt. Zwar unterlag der erste Teil der Saison noch starken Schwankungen, doch in der zweiten Saisonhälfte hielten sie sich tapfer. Die Fans schienen vorerst besänftigt, die berechtigte Hoffnung war gegeben, dass die Dürre-Periode nun vorbei ist.

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Mit diesem Platz zehn stiegen sie dann auch nach dem 1. Spieltag wieder in Saison 16/17 ein. Auf Platz zehn folgte jedoch fix Platz fünfzehn, es ging weiter in den Keller bis sie schließlich das Schlusslicht bildeten. Auf der 18 verweilten sie für einige Zeit und holten in den ersten zehn Spielen bescheidene zwei Punkte. Den Gnadenschuss erteilte ihnen dann der FC Bayern München. Der Rekordmeister zog dem HSV sprichwörtlich die Schuhe aus, mit einem 0:8 haben die Hamburger bitterlich verloren. Doch vielleicht war genau dieser unglaubliche Absturz für die Mannschaft vonnöten. Sie mussten sehr tief fallen, um sich von der Sohle aus wieder aufzupäppeln. Mit dem was dann folgte, hatte nämlich niemand gerechnet: Der HSV schöpfte aus den Vollen und so gelang es ihnen ganze drei Spiele in Folge kein einziges zu verlieren. An dieser Stelle brachen die Männer dann jedoch wieder ein, die darauffolgenden Spiele verloren sie erneut. Dennoch schafften sie es auf den rettenden Platz 14. Dieser gehört zwar noch zu den unteren Rängen, aber immerhin ist die Relegationsserie vorerst beendet und um dem Abstieg mussten sie dieses Mal auch nicht mehr bangen.

Das nächste Spiel des HSV findet am 19.08. statt. Sie treten gegen die Augsburger an, die Onlinebuchmacher von BetStars schätzen hier aber einen erfolgreichen Saisonauftakt der Hamburger als unwahrscheinlich ein. Augsburg hat sich einfach von einer besseren Seite gezeigt, sodass dem HSV seitens der Experten kein Vertrauen mehr geschenkt wird. Die Lage des Vereins bleibt nach Expertenansicht also prekär. Zuverlässigere Prognosen für die gesamte Bundesliga können nicht gegeben werden, da der Verein beständig unbeständig ist. Die Kürzungen des Budgets und der Transfer-Stopp schenken auch nicht wesentlich mehr Hoffnung für eine rosige Zukunft, so ist es vielleicht ratsam, dass sich der HSV auf einen Abstieg vorbereitet. Die besonders prekäre Finanzsituation ist hier ebenfalls ein weiterer Tiefpunkt, den es zu überbrücken gilt.

Groß-Aktionär Klaus-Michael Kühne investiert seit Jahren in den Verein und kann sich trotz der Ergebnisse der vergangenen Jahre dazu durchringen den HSV weiterhin finanziell zu unterstützen – und zwar aktuell mit einer Finanzspritze von unglaublichen 30 Millionen Euro. Dennoch ist sein Geld auch an eine Prämisse gebunden, denn der 80-jährige Spediteur hätte gerne ein Mitspracherecht an den Transfers der Spieler. Unter diese Voraussetzung könnte er sich auch durchaus vorstellen die Transfer-Gebühr sowie das Gehalt der neuen Spieler auf sich zu nehmen. Derzeit liegt sein Augenmerk auf den griechischen Kyriakos Papadopoulos gerichtet. Dieser spielt momentan schon für den HSV, aber ist nur ausgeliehen. Doch die Liebe zu den Hamburgern hört nicht bei den Spielern des Vereins auf, zusätzlich hat Kühne sich auch das Namensrecht des Stadions für die nächsten fünf Jahre gesichert. Mit anderen Worten: Er hat den HSV unter seine Fittiche genommen. Und die konnten es sich nicht mal aussuchen, denn sie sind auf die Investitionen des Groß-Aktionärs angewiesen. Die desaströse Leistung der letzten Jahre hat auch im Portemonnaie Löcher hinterlassen. Üblicherweise geht es auf den Transfermärkten kurz vor der Bundesliga heiß her, doch der HSV ist nicht mehr liquide genug, um sich an diesem Bazar zu beteiligen. Statt massig Geld zu verjubeln, stehen sie auf dem absoluten Sparkurs. Aus dieser Misere können sie sich eigentlich nur selbst helfen, indem sie Leistung zeigen und wieder durch Kampf überzeugen. Der Verein ist zwar laut Frank Wettstein, Finanzvorstand HSV, auf den Falle eines Absteigens vorbereitet, dennoch würde es sie hart treffen und käme einem Super-GAU gleich.

Alles in allem hat der Verein noch ausgiebigen Nachholbedarf. Sie müssen an ihren fortdauernden Erfolg arbeiten, um möglichst nicht in die Relegation oder gar auf die Abstiegsplätze zu rutschen. Das eigentliche Ziel liegt also primär bei der Steigerung und dann auf der Erhaltung der Motivation sowie der Erreichung kontinuierlicher Fortschritte. Die Leidtragenden sind nämlich neben den Fans und den Investoren wohl auch die Spieler, denn ihr Gehalt schmälert sich mit dem fallenden Wohlergehen des Vereins. Also ran die Buletten, Jungs, es gibt noch viel zu tun!

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