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Lübeck – In unserer Rubrik „Ein Jahr Corona-Lockdown im Sport“ beschäftigen wir uns heute mit Fabian Lucassen. Jahrelang hütete der inzwischen 33-Jährige bei verschiedenen Vereinen in Schleswig-Holstein und Hamburg das Tor. Vom Nachwuchs des Hamburger SV und dem FC St. Pauli profitierte Lucassen einst besonders, lernte dort sein Handwerk als Aktiver und brachte es so sogar zu insgesamt 10 Länderspielen für den DFB (U16 bis zur U19). Dort unter anderem unter Trainer Horst Hrubesch. Im Herrenbereich ging es später zwar nicht so ambitioniert weiter, trotzdem heuerte der Schlussmann bei bekannten Vereinen an. Beim Hamburger SV und FC St. Pauli (in deren Reservemannschaften) agierte Lucassen ebenso, wie beim SV Wilhelmshaven, TSV Havelse, an der Hoheluft beim SC Victoria Hamburg, dem SV Eichede oder SV Curslack-Neuengamme, wo der Torwart auch 2018 seine aktive Laufbahn ausklingen ließ. Auf die Karte Fußball setzte Lucassen in der ganzen Zeit, erst als Spieler mittendrin, frühzeitig parallel auch als „selbständiger Torwarttrainer.“ Doch wie kommt „Fabi“ durch die Corona-Krise, meistert seinen Alltag. HL-SPORTS fragte beim 33-Jährigen nach. Hier das Interview:

HL-SPORTS: Hallo Fabian. Corona bringt viele Menschen weltweit an ihre Grenzen. Von normalem Leben ist da schon seit fast einem Jahr eher weniger die Rede. In wie weit hat dich Covid-19 ausgebremst?

Fabian Lucassen: „Ich hätte nie gedacht, sowas mal mitzuerleben. Beruflich hat auch mich das Ganze eingeschränkt. Fußball ist mein Leben. Und nicht mehr auf dem Platz stehen zu können ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Es ist eine komplett neue und unbekannte Situation, mit der wir lernen müssen umzugehen.“

HL-SPORTS: Seit einigen Jahren bist du als Torwarttrainer unterwegs, hast deine  Leidenschaft, den Fußball, zum Beruf gemacht. Was genau umfasst da dein Aufgabengebiet, wie muss man sich das vorstellen?

Fabian Lucassen: „Wenn man so möchte, habe ich ja schon immer für den Fußball gelebt. Und es ist eines der schönsten Gefühle die es gibt. Man steht morgens mit einem Lächeln im Gesicht auf und geht zur Arbeit. Man macht das, was man liebt. Torwarttrainer ist ein „24/7-Beruf“. Natürlich stehe ich am liebsten auf dem Platz und trainiere. Doch dazu gehören auch Gespräche mit Eltern, Teams, Sponsoren und vieles mehr. Man scoutet und guckt sich Spiele an. Torwarttrainer ist mehr als nur der Trainer auf dem Platz zu sein. Ein, zwei Mal im Monat bin ich im Ausland auf Reisen und besuche mit Justusgoalkeepers Profivereine, wo wir trainieren und auch neuen Input fürs Training und Drumherum mitnehmen.“

HL-SPORTS: Du trainierst und förderst viele junge Spieler aus Nachwuchsleistungszentren (U13 bis U19) heißt es. Vom HSV, über Werder Bremen, den FC St. Pauli bis hin zu Holstein Kiel soll das gehen. Was macht diese Aufgabe so reizvoll und wo finden zum Beispiel die Einheiten in Zeiten von Corona jetzt statt?

Fabian Lucassen: „Man begleitet die Jungs über Jahre hinweg bis in den Herrenbereich. Das ist eine spannende und sehr reizvolle Aufgabe. Man begleitet ihre Entwicklung und sieht sie mit ihren Aufgaben wachsen. Nicht nur auf den Platz. Es gehört ja auch immer das Drumherum dazu. Jeder Torwart hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Und das finde ich für mich persönlich sehr spannend. Ich bekomme durch Justusgoalkeepers auch Anfragen von Nachwuchskeepern, zum Beispiel aus Bayern, Berlin oder Dortmund. Vor Corona war noch ein Juniorennationaltorwart aus Luxemburg in Trittau. Die Torhüter kommen meistens nach Hamburg oder Trittau.“

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HL-SPORTS: Durch Corona ist aber der „Rest“, der komplette Amateurbereich, allerdings auf Eis gelegt und pausiert. Wir gehst du damit um, zumal das ja auch bedeutet, dass du weniger zu tun hast aktuell?

Fabian Lucassen: „Es ist sehr schwer. Ich habe viel Kontakt mit den Jungs. Natürlich hält sich jeder so gut es geht fit. Ob es Laufen oder Krafttraining ist. Nur wir alle vermissen natürlich den Platz. Als Torwart möchtest du den Rasen spüren. Ich habe so die Zeit genutzt, um noch mehr an meinem Projekt Justusgoalkeepers zu arbeiten. Die neue Torwartschule mit ein paar Stützpunkten in Deutschland steht kurz vor der Eröffnung. Wir haben Onlinetrainingspläne für die Torhüter erstellt. Ich habe viele Interviews mit Profis geführt, was sehr spannend und anregend war. Mit meinem Team haben wir überlegt, wie wir unsere Social Media Präsenz noch optimieren können. Und natürlich hat man sich auch persönlich hinterfragt, was man selbst in Zukunft noch optimieren kann.“

HL-SPORTS: Mit goalkeepers.com hast du dir ein weiteres Standbein geschaffen. Erzähle doch bitte etwas mehr über das Projekt, stelle das unseren Lesern genauer vor.

Fabian Lucassen: „Mit Justusgoalkeepers geben wir Amateuren die Chance mit Profis zu trainieren. Mal einen Tag wie ein Profi zu erleben. Wir reisen zu den Profivereinen und trainieren dann mit den Profikeepern. Für die Amateure und auch für uns selbst ist das jedes Mal ein absolutes Highlight. Oft wird uns das ganze Gelände gezeigt und man geht danach auch noch was Essen. Diese Nähe zu den Profis ist immer was ganz besonderes. Wir möchten einfach zeigen, dass Amateure von Profis und Profis von Amateuren lernen können. Das ist mega spannend! Wir haben zum Beispiel mit Lars Unnerstall (PSV Eindhoven), Timon Wellenreuther (RSC Anderlecht), Alberto Paleari (Genua CFC), Aline Reis (Brasilianische Nationaltorhüterin), Andreas Luthe (Union Berlin) und vielen mehr trainiert. Aus allem  entwickeln wir eine Torwartschule, möchten das Wissen und den Austausch mit den Profis gerne an die junge Torwartgeneration weitergeben.“

HL-SPORTS: Was kannst du allen Fußballern, allen Sportreibenden und natürlich den Torleuten für die nächste Zeit mitgeben, ihnen raten?

Fabian Lucassen: „Seid kreativ. Man braucht nicht viel, um sich torwarttechnisch fit zu halten. Ein Ball reicht meistens. Wir haben zusammen mit Florian Stritzl (SV Darmstadt 98) ein Hometraining für Torhüter aufgenommen. Man kann im oder am Haus überall trainieren. Ob man sich im Wohnzimmer eine Matratze hinlegt und den Abdruck übt, oder draußen an der Hauswand das Handling. Seid kreativ und freut euch einfach wieder auf die Zeit, wenn es wieder richtig losgeht und wir auf die Plätze dürfen.“

HL-SPORTS: Vielen Dank für das Interview Fabian.

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