Eine ganz besondere Woche für Tim Walter und den HSV

Hertha BSC kehrt zurück – in die Zukunft

HSV-Trainer Tim Walter war enttäuscht. Foto: Lobeca/Felix Schlikis

Hamburg – Duell der Großmächte? In der 2. Bundesliga zählt das derzeit nur für den Hamburger SV, allerdings auch nur mit Einschränkungen. Gegner Hertha BSC, Absteiger aus der Bundesliga, wartet noch auf den eigenen Startschuss. Zwei Spiele in der neuen Umgebung, zwei Niederlagen. Pal Dardai sucht noch nach dem Schlüssel und seinem endgültigen Kader. Im Pokal lief es dagegen reibungslos. Bei Regionalligist FC Carl Zeiss Jena siegt die “Alte Dame“ klar mit 5:0. Zumindest haben die Hauptstädter wieder etwas Selbstvertrauen getankt. Ob das allerdings für den ausverkauften Volkspark reicht?

Reis wieder da

Beim HSV plagt die Frage: Was ist mit Neuzugang Immanuel Pherai? „Die Zeit wird zeigen, ob er spielen kann“, so Tim Walter auf der Pressekonferenz. Dafür hatte der HSV-Trainer richtig gute Nachrichten parat, was Ludovit Reis angeht: „Er ist auf jeden Fall einsatzfähig. Ob er von Beginn an spielt, steht noch nicht fest.“ Bei Sebastian Schonlau geht es voran. Gegen die Berliner wird es noch nichts. „Die Struktur ist verheilt, hat aber eine gewisse Narbenbildung, die für ein Ziehen und Zerren sorgt. Wir wollen sein Pensum weiter steigern und werden dann sehen, wie lange er noch braucht“, so Walter.

Einsicht

Die große Überraschung gab es vom Coach zur Defensive. Walter gab zu: „Wir haben zu viele Gegentore kassiert, das ist Fakt. Man muss es aber differenziert sehen und nach Erklärungen suchen. Und das soll keine Ausrede sein. Wir haben eine neu formierte Abwehr, die noch in der Findungsphase ist. Jetzt arbeiten wir mit Hochdruck daran, besser zu werden. Denn das ist unser Credo.“

Bundesliga-Relegation 2022: Schiedsrichter Deniz Aytekin tröstet Robert Glatzel (HSV). Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Wollte Walter aufhören?

Hamburgs Chefcoach gab vor allem tiefe Einblicke in sein Gemüt der vergangenen zwei Fehlversuche um den Aufstieg. Darüber sprach er mit “11 Freunde“. Dabei fand er es „merkwürdig, dass in der Öffentlichkeit nie darüber diskutiert wurde“, ob er Trainer beim HSV bleiben wollte. „Ganz ehrlich: Nach dem verpassten Aufstieg habe ich mir ein paar Tage Gedanken gemacht“, erklärte er dem Magazin. „Wir hatten alles gegeben, es hat wieder nicht gereicht, ich war tief enttäuscht. Ich habe die Erwartungen selbst an mich nicht erfüllt.“ Das zeigt allerdings schon, dass er gar nicht groß zur Disposition stand. Letztlich wurde sein Vertrag vorzeitig verlängert. Sportvorstand Jonas Boldt hatte sich frühzeitig festgelegt mit dem 47-Jährigen weiterzuarbeiten. Walter muss es allerdings irgendwann schaffen, da ist die Einsicht der aktuellen Defensivprobleme schon ein erster Schritt der Selbstreflektion.

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Tiefe Einblicke

Walter gab sogar noch mehr Einblicke in sich. Das reichte sogar in ganz junge Jahre zurück: „Ich weiß, wie wuchtig ich mit meiner Größe und meinem Rauschebart auf andere Menschen wirke. Dabei war ich als Kind sehr sensibel, meine Mutter hat mich sehr behütet, und das hat auch dazu geführt, dass ich mit Kritik nicht umgehen konnte. Alles, was ich gemacht habe, war aus ihrer Sicht richtig, sie hat mich immer bestärkt. Mit Kritik umzugehen, habe ich erst spät erlernt.“

Auf der Suche nach dem Erfolg

In Hamburg ist die Kritik dennoch immer hoch. Walter kann damit inzwischen größtenteils umgehen, schießt trotzdem gelegentlich gerne zurück, bleibt allerdings stets korrekt. Er hat dabei einen gewissen Charme, der es nicht so böse ankommen lässt, wie es wirkt. Nicht zu greifen, könnte man es ausdrücken, doch das ist vielleicht das Geheimnis des gebürtigen Badeners. Er bekommt die Kurve, nur eben bisher nicht die steile, denn die Erfolge blieben bisher aus. Nur einmal nicht, da holte der heutige HSV-Cheftrainer einen Titel: Mit dem FC Bayern München in der B-Jugend im Jahre 2017, dort wurde er Deutscher Meister. Ein Aufstieg mit den Rothosen wäre somit die größte sportliche Errungenschaft.

Zurück in die Zukunft

Der Hamburger SV empfängt Hertha BSC. Sonnabend, um 20.30 Uhr, vor 57.000 Zuschauern im Volksparkstadion. Eine Revanche wird es, denn die Berliner sorgten vor über einem Jahr dafür, dass Walter das Hinspiel der Relegation zur Bundesliga im Olympiastadion 1:0 gewann, doch im Rückspiel 0:2 unterlag. Die Tränen trockneten langsam. Der HSV war in den vergangenen fünf Versuchen noch nie so nah dran. Es folgt Teil sechs, in 34 Akten der Saison 2023/2024. Kapitel drei wird an diesem Wochenende geschrieben.

0:2 verlor der HSV in der Bundesliga-Relegation 2022 gegen Hertha BSC und verpasste den Aufstieg. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Der 3. Spieltag (18.-20.8.)

Kaiserslautern – Elversberg (Fr., 18.30 Uhr)
Wiesbaden – Karlsruhe
Düsseldorf – Paderborn (Sa., 13 Uhr)
Fürth – St. Pauli
Rostock – Hannover
Hamburg – Berlin (20.30 Uhr)
Kiel – Magdeburg (So., 13.30 Uhr)
Braunschweig – Schalke
Osnabrück – Nürnberg

Die Tabelle

1.F.C. Hansa Rostock24 : 16
2.Holstein Kiel23 : 16
3.Hamburger SV27 : 54
4.Karlsruher SC25 : 44
5.1. FC Magdeburg23 : 24
6.FC St. Pauli22 : 14
6.SV Wehen Wiesbaden22 : 14
8.Fortuna Düsseldorf21 : 04
9.SpVgg Greuther Fürth26 : 23
10.FC Schalke 0426 : 53
11.Hannover 9624 : 42
12.SV 07 Elversberg23 : 41
12.VfL Osnabrück23 : 41
14.1. FC Nürnberg22 : 41
15.SC Paderborn 0721 : 61
16.Eintracht Braunschweig21 : 30
17.Hertha BSC20 : 20
18.1. FC Kaiserslautern21 : 50
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