Lübeck – Quo vadis VfB Lübeck? Diese Frage bezieht sich aktuell mindestens auf zwei Dinge. An den sportlichen Ergebnissen in der 3. Liga sollte reichlich gefeilt werden. Der Aufsteiger muss in der 3. Liga punkten, punkten und punkten, um bei aktuell erst 16 Zählern aus 18 Begegnungen den erhofften Klassenverbleib zu realisieren. Denken wir positiv – irgendwie wird das schon klappen. Etwas mehr Kopfzerbrechen bereitet allerdings die Finanzsituation beim VfB Lübeck. Dort klafft inzwischen ein großes Loch – für das man nicht wirklich etwas kann. Bis zum 21. Januar müssen die Schleswig-Holsteiner nun 824.000 Euro „Liquidität“ nachweisen. So jedenfalls fordert das der DFB. Dabei sah alles so gut beim Aufstieg. An allen Ecken wurde gewerkelt an der Lohmühle, Voraussetzungen für die 3. Liga geschaffen und ein Gesamtetat von 6,8 Millionen Euro auf die Beine gestellt. Doch dann machte Corona den Grün-Weißen einen Strich durch die Rechnung. Der zunächst begrenzten Zuschauerzahl bei den Heimkicks folgte der komplette Fan-Ausschluss. Es wurden nur noch Geisterspiele ausgetragen und das dürfte vermutlich bis Saisonende so bleiben. Im Falle des VfB bedeutet das rund 60.000 Euro, die pro Match an Einnahmen verloren gehen. Damit nicht genug: Während fast alle Drittligisten vom Fond der Bundesregierung für den Profisport (200 Millionen Euro) profitierten, gingen die Lübecker bisher komplett leer aus, da Äpfel mit Birnen verglichen werden, man die Regionalligaspielzeit 2019/2020 als Maß der Dinge für einen Neu-Drittligisten heranzieht beim Thema Berechnung. Wir fragten bei Thomas Schikorra nach. Der Vorstandssprecher des VfB Lübeck beantwortete dankenswerterweise zum komplexen Thema unsere Fragen.

HL-SPORTS: Moin Thomas. Es gilt eine Liquiditätslücke zu schließen von 824.000 Euro. In den sozialen Medien malen sich Leute schon „Horrorszenarien“ deshalb aus, bangen um den VfB Lübeck. Auch das Wort Insolvenz wird schon in den Mund genommen. Kannst du uns allen etwas Mut machen?

Thomas Schikorra: „Ehrlich gesagt verstehe ich die Verwunderung jetzt nicht, dass es eben eine Lücke gibt finanziell. Wir haben schon vor einiger Zeit publiziert, dass uns auch aufgrund fehlender Zuschauereinnahmen Geld fehlt, wir ein Minus von 1,2 bis 1,3 Millionen Euro haben. Es ist doch klar, dass diese Lücke dann irgendwann auch tatsächlich geschlossen werden muss und wir haben nur darüber informiert, dass der DFB einen Liquiditätsnachweis in Höhe von 824.000 Euro verlangt. Das haben wir erwartet und es kann, nachdem etliche Drittligisten bereits kommuniziert hatten, ebenfalls solche Auflagen erhalten zu haben, eigentlich auch niemanden überraschen, dass das auch uns trifft.“

HL-SPORTS: Den Nachweis für den DFB habt ihr inzwischen bereits erbracht, oder?

Thomas Schikorra: „Im Endeffekt ist das erledigt durch schriftliche Vereinbarungen, Verzichte bei Gehältern und einem vom Verein genommenen Darlehen. Am Mittwoch oder Donnerstag geht das an den DFB.“

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HL-SPORTS: Corona-Hilfen gibt es nicht für den VfB. Gut kann sich das nicht anfühlen für einen Aufsteiger…

Thomas Schikorra: „Die Politik lässt uns da schon im Regen stehen. Aus dem ersten Topf bekommen wir nichts, weil wir im Vergleichszeitraum noch Regionalliga gespielt haben und beim zweiten Topf, der für die Zeit ab Januar gilt, ist es nach der Fassung der Richtlinie ähnlich. Während etablierte Drittligisten eine Unterstützung bekommen, entfällt das für uns als Aufsteiger. Das ist ein Witz. Wir werden aber nicht aufgeben und auch noch einmal das Land Schleswig-Holstein um Unterstützung bitten. Ein Mindestmaß an Gleichbehandlung sollte man nun wirklich erwarten können. Wir erwarten nur die gleiche Unterstützung wie andere auch. Insgesamt ist das natürlich eine Herkulesaufgabe, vor der wir stehen.“

HL-SPORTS: Letzte Frage Thomas: Haben die unsicheren Zeiten womöglich sich auch auf die Leistungen des VfB in der 3. Liga, bei den Akteuren selbst, die auch auf Geld verzichtet haben, negativ ausgewirkt? Gibt der eine oder andere eventuell, vielleicht auch unbewusst, nicht immer einhundert Prozent?

Thomas Schikorra: „Die mit der Pandemie verbundenen Sorgen und Unsicherheiten beschäftigen auch die Spieler, das sind ganz normale Menschen, die sich Sorgen um ihre Familien und ihre berufliche Zukunft machen, wie alle anderen auch. Aber ich sehe nicht, dass man jemandem vorwerfen könnte, nicht 100 Prozent zu geben.“

Pascal Steinwender (VfB Lübeck). Foto: Lobeca/Michael Raasch
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1 Kommentar

  1. Das ist alles nicht ermutigend und jetzt auch noch Tabellenletzter. Wir können nur hoffen, daß der VfB die Situation
    meistert. Viel Erfolg und das Glück des Tüchtigen.

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