
Hamburg – Die Nachricht kam für viele Fans nicht überraschend, war aber dennoch ein Stich ins Herz: Davie Selke verlässt den Hamburger SV. Der Mittelstürmer, der mit 22 Treffern in der vergangenen Zweitliga-Saison nicht nur Torschützenkönig wurde, sondern auch als Aufstiegsheld in die Vereinsgeschichte einging, ist nicht mehr an Bord. Sein Vertrag lief zum 30. Juni aus. Bei den bisherigen Testspielen, wie gegen den dänischen Meister F.C. Kopenhagen war der 30-Jährige bereits nicht mehr dabei – viele Anhänger hatten bis zuletzt gehofft, dass er doch noch verlängert.
Kuntz und Costa über Selke
„Davie hat sich von Beginn an maximal mit unserem Ziel und seiner Aufgabe identifiziert. Er ist als Führungsspieler auf und neben dem Platz vorbildlich vorangegangen und hat im Zeichen der Raute wirklich alles gegeben. Genau diese Leidenschaft zeichnet ihn aus und wir möchten ihm dafür ausdrücklich danken“, sagte Sportvorstand Stefan Kuntz.
Auch Sportdirektor Claus Costa hob seine Rolle hervor: „Davie hat in seiner Zeit beim HSV genau das eingebracht, was wir uns bei seiner Verpflichtung von ihm erhofft hatten: Erfahrung, Körperlichkeit, Tore und ganz viel Mentalität.“
„Für immer in Erinnerung“
Selke selbst verabschiedete sich mit emotionalen Worten: „Das Jahr beim HSV war das emotionalste Jahr meiner bisherigen Karriere. […] Alles, was wir in der vergangenen Saison gemeinsam erlebt und mit dem Aufstieg erfolgreich zu Ende gebracht haben, werde ich für immer in Erinnerung behalten und in meinem Herzen tragen.“
Zwei Jahresvertrag in der Türkei
Er wechselt ablösefrei in die Türkei zu Istanbul Basaksehir, wo er einen Vertrag bis 2027 unterschrieb. Dazu besitzt Selke noch eine Option für ein weiteres Jahr. In der vergangenen Saison belegte sein neuer Arbeitgeber Platz fünf in der Süper Lig.
Poulsen kommt – der neue Mann für den Sturm
Er ist bereits in Hamburg, absolvierte seinen Medizin-Check und wird am Montag mit ins Trainingslager nach Herzogenaurach reisen. Yussuf Poulsen ist nun ein Hamburger. Der 31-Jährige wechselt für eine Millionen Euro plus 500.000 Euro Sonderzahlungen bei Klassenerhalt von RB Leipzig an die Elbe. Bei den Sachsen spielte der Däne zwölf Jahre, hat dort jedoch keine Zukunft mehr. Beim HSV soll er ein Jahresgehalt von rund zwei Millionen Euro erhalten – mit Prämien. Der Vertrag läuft zwei Jahre. Er wurde am Sonntagabend offiziell vorgestellt.
Vorstand freut sich über Neuzugang
„Über Yussuf Poulsen muss man nicht viele Worte verlieren“, sagt Kuntz. „Er ist ein Gesicht der Bundesliga. Mit all seiner Erfahrung und Reife kennt er alle Facetten des Profifußballs. Yussuf ist mit Leipzig den Weg von der 3. Liga bis in die Champions League gegangen und weiß also nur zu gut, worauf es nach einem Aufstieg ankommt, um die Klasse zu halten und sich in der Bundesliga langfristig zu etablieren. Genau diese Erfahrungen soll er mit in die Mannschaft bringen und mit seiner Persönlichkeit als Führungsspieler vorangehen“, so der HSV-Vorstand.
„Der HSV ist ein geiler Verein“
„Der HSV ist ein geiler Verein. Mein erstes internationales Spiel, das ich je gesehen habe, war im UEFA-Cup das Spiel zwischen dem F.C. Kopenhagen und dem HSV (1:0-Sieg des HSV im Jahr 2005 – A.d.R.). Ich erhoffe mir, hier viel Wertschätzung zu bekommen. Ich gebe immer alles und lasse mein Herz bei jedem Training und bei jedem Spiel auf dem Platz. Zudem freue ich mich auf die Fans und die Stimmung im Volksparkstadion. Das habe ich beim DFB-Pokal mit Leipzig mitbekommen. Das war phänomenal. Ich habe immer gesagt, hoffentlich kommt der HSV bald wieder in die Bundesliga. Ich bin auch aufgestiegen und weiß, wie viel Euphorie das mitbringen kann. Ich will so erfolgreich sein wie möglich und hoffe, dass wir gemeinsam eine tolle Saison erleben“, sagt der Neuzugang selbst.
0:1 in Kopenhagen
Sportlich ging es am Sonnabend mit dem dritten Testspiel der Vorbereitung weiter. Der HSV musste gegen den dänischen Meister F.C. Kopenhagen die erste Niederlage hinnehmen. Vor 23.132 Zuschauern im stimmungsvollen Parken-Stadion verlor die Polzin-Elf mit 0:1. Das Tor des Tages erzielte Jordan Larsson bereits in der 10. Minute.
Rund 8.000 HSV-Fans hatten die Reise nach Dänemark mitgemacht und verwandelten das Duell zweier befreundeter Fanlager in einen Fußballfeiertag. Auf dem Platz trat der HSV mit einer mutigen 3-4-3-Formation an. Vor allem in der ersten Hälfte hatte Hamburg viel Ballbesitz, kam aber nur selten zu klaren Chancen. Erst kurz vor der Pause wurde es durch Königsdörffer und Dompe gefährlich.
Zur zweiten Halbzeit rotierte Polzin kräftig durch. Die neuen Kräfte brachten frischen Schwung, doch Glatzel und Sahiti scheiterten mit ihren Abschlüssen. Trotz aller Bemühungen blieb es beim knappen 0:1.
„Wir haben neue Sachen ausprobiert“
Trainer Merlin Polzin zog dennoch ein positives Fazit: „Ich bin mit der Leistung und der Intensität in beiden Halbzeiten sehr zufrieden. Man hat gemerkt, dass wir in den ersten Wochen sind. Wir haben neue Sachen ausprobiert. Diese Dinge brauchen Zeit.“
Schonlau über das Spiel…
Auch Sebastian Schonlau lobte den Test: „Meines Erachtens haben wir in beiden Halbzeiten gegen eine sehr gute Mannschaft eine gute Leistung gezeigt. Für die zweite Woche war das sehr ordentlich.“
…und über seine eigene Situation
Doch es könnte vielleicht eines der letzten Interviews des Kapitäns für die Rothosen gewesen sein, denn der 30-Jährige kam schon in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit nicht über die Reservistentolle hinaus. Hochgeschwindigkeitsfußball, wie er in der Bundesliga gespielt wird, ist nicht seine Stärke. In Kopenhagen machte er seine Sache gut, doch die Gedanken kreisen. Danach sagte der Abwehrspieler über die momentane Situation: „Ich bin hier und gebe 100 Prozent auf dem Trainingsplatz. Alles andere wird man sehen, wie es läuft. Ich konzentriere mich im Moment nur auf das Hier und Jetzt.“ Als Typ ist er für das Team und die Fans ganz wichtig, als Spieler ist es nicht selten ein Zittern. Ein Abschied ist ziemlich wahrscheinlich, denn Schonlau meinte ganz klar: „Ich will Fußball kicken.“ Am liebsten natürlich beim HSV.

Bildquellen
- Schonlau: Lobeca/Henning Rohlfs
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