HSV enttäuscht und hat nun Zeit über die Fehler nachzudenken

1:2-Niederlage gegen Darmstadt 98

Daniel Thioune (HSV-Trainer). Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Die Enttäuschung war am Freitagabend im Hamburger Volksparkstadion anzusehen – bis auf natürlich dem Sieger: Darmstadt 98. Die Lilien gewannen beim HSV mit 2:1 (0:0) und stürzten den Tabellenzweiten in eine kleine Depression. Der Aufstieg ist wieder in Gefahr. Nach dem frustrierenden 3:3-Unentschieden aus der Vorwoche bei Hannover 96 (nach 3:0-Führung für die Hamburger) wollte man ursprünglich Wiedergutmachung auf Seiten der Thioune-Truppe betreiben. Das hat nicht geklappt!

Handbremse nicht gelöst

Schon in der Anfangsphase hatte man den Eindruck, dass die Hessen wesentlich entschlossener sind und ein frühes Tor erzielten wollten. Auf Seiten der Hausherren stach vor allem Gjasula hervor, der sich bei einem völlig überzogenen Einsatz gegen Berko klare Worte von Schiedsrichter Kampka einhandelte. Die dafür verdiente Gelbe Karte holte er sich allerdings nur kurz danach, in der 5. Minute (!) ab. Dieses Mal war es ein taktisches Foul gegen Bader. Schon zu diesem Zeitpunkt war sonnenklar, dass der Albaner nach seiner langen Pause diese Begegnung nicht über die vollen 90 Minuten absolvieren würde. So kam es auch, denn er wurde im zweiten Durchgang ausgewechselt, lief bis dato allerdings mit angezogener Handbremse über die Wiese.

Schuhen vor der Pause unüberwindbar

Die Norddeutschen arbeiteten sich ins Spiel, waren aber oft zu unschlüssig und nicht zwingend in ihren Aktionen. Allerdings waren die Darmstädter ebenso kreativlos, wenn auch spritziger. Lediglich Dusrun wollte in seiner Geburtsstadt einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er scheiterte allerdings zweimal an Hamburgs Schlussmann Ulreich. In der Nachspielzeit hatten Terodde und Hunt kurz hintereinander jeweils die Chance auf die Führung, doch einmal parierte der gute 98-Keeper Schuhen und bei Hunt ging der Versuch knapp links vorbei. Die Pause wirkte wie eine Erlösung und es gab berechtige Hoffnung, dass Thioune seine Mannschaft wachrüttelt.

Nach dem Seitenwechsel kam der Schock

Das sah auch erst danach aus, denn Wintzheimer (48.) wurde nur durch Schuhen daran gehindert das erste Tor zu erzielen. Zwei Minuten später rutschte Terodde nur Zentimeter am Ball vorbei. Es war etwas zu erkennen, doch die Ernüchterung kam im direkten Gegenzug. Darmstadts Torhüter schlug den Ball weit nach vorne, wo Honsak Berko (51.) bediente – 1:0 für den Tabellenzwölften und die Hamburger waren geschockt. Zu dem Pech kam noch das 0:2 dazu, als der Ball von Heyer direkt vor Dursuns Füße fiel. In der 60. Minute hatte der keine Probleme, an Ulreich ins Netz vorbeizuschieben. Ganz bitte wäre es zehn Minuten später gekommen, als Berko an Ulreich scheiterte. Da sah die HSV-Hintermannschaft gar nicht gut aus. Es wirkte wie eine Lehrstunde für Leibold und Co.

Kein Elfmeter – zurecht!

Aufregung gab es in der 72. Minute als Terodde im Darmstädter Strafraum fiel. Kampka zeigte sofort auf den Punkt, doch der Videoassistent legte sein Veto ein. Nicht zu Unrecht, denn der Hamburger Stürmer stolperte eher, als das ihn Dusrun im Strafraum wirklich foulte. Der Schiri nahm seinen Elfmeterpfiff zurück und die Hamburger waren bedient. Dabei hatten sie es in der eigenen Hand, statt sich auf solche Dinge zu verlassen. Zumindest kam mit Jatt noch einmal neuer Schwung rein und auch Youngster Meißner sorgte für Belebung im Angriffsspiel der Rothosen. Das Ergebnis: Jatta lupfte die Kugel Richtung Dudziak (77.), der halb mit dem Kopf und halb mit der Schulter den Anschlusstreffer markierte. Auch hier wurde die Szene noch einmal überprüft, doch das Tor zählte.

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Kein Abschlussglück zum Ende

Höchste Eisenbahn und der Weckruf für den Bochum-Verfolger. Der merkte nämlich dann erst, dass Darmstadt verwundbar ist. Heyer (86.) hatte dabei die beste Ausgleichsmöglichkeit. Pikant wurde es in der Nachspielzeit, die bei den vielen Unterbrechungen in der zweiten Halbzeit nur vier Minuten war. Schuhen faustete eine Flanke weg, blieb dann liegen und wurde lange behandelt. Zwar legte Kampka noch einmal genau die Zeit obendrauf, doch bis auf den Abschluss von Kinsombi als Schlusspunkt der Partie war nicht mehr drin. Schuhen hielt den Ball fest. Danach war Schluss und drei sichergeglaubte Punkte für den Hamburger SV waren weg.

Thioune braucht neue Ideen

Es war, wie schon so oft in dieser Saison, ein Totalausfall beim HSV, wobei sich Thioune die Niederlage zu 50 Prozent zuschreiben muss. Seine Umstellungen haben nicht gefruchtet. Denn mit dem übereifrigen Gjasula und dem harmlosen Dudziak, an dessen mauer Leistung auch das Tor nichts änderte, setzte der Hamburger Coach auf die Falschen. Terodde war zuerst abgemeldet, entriss sich seinem Gegenspieler dann doch noch (ohne Fortune) und Hunt merkte man die Resignation an, dass es im Rest der Mannschaft nicht lief. Er zählte noch zu den besseren im Dress der Rothosen. Ein Beispiel dafür war seine zweite Saisonkarte – und zwar wegen Meckern. Das ist eher ungewöhnlich, war aber ein Beweis, dass es ein gebrauchter Tag war.

„Unterm Strich bleibt Enttäuschung“

Nach dem Spiel sagte Thioune: „Ich kann meiner Mannschaft nicht vorwerfen, dass sie sich nicht bemüht hat, nach den Rückschlägen zurückzukommen. Was uns gefehlt hat, war die Entschlossenheit im Torabschluss. In den Augenblicken, in denen wir aktiv waren, haben wir in der Restverteidigung zu viele Fehler gemacht. Zudem fallen die strittigen Szenen aktuell nicht zu unseren Gunsten aus. In Hannover war es das Abseitstor von Simon, heute der zurückgenommene Elfmeter. Unterm Strich bleibt Enttäuschung, auf Sicht kommen wir aber nochmal wieder!“

Chaos in der Liga

Das wollen die HSV-Fans hoffen, denn der dritte Versuch zurück in die Bundesliga zu kommen, muss klappen. Am Sonnabend kann der VfL Bochum auf sieben Punkte davonziehen. Das Spiel von Greuther Fürth (50 Zähler, wie die Hamburger) wird nachgeholt, weil Gegner SV Sandhausen in Corona-Quarantäne ist. Thioune und Co. haben auch aus diesem Grund nun mindestens zwei Wochen Pause, denn der Karlsruher SC ist ebenfalls nicht spielfähig.

Auch die Begegnung von Holstein Kiel gegen Jahn Regensburg wurde abgesagt, weil die Störche ebenfalls vom Gesundheitsamt aus dem Verkehr gezogen wurden. Der 2. Bundesliga droht im Saisonendspurt ein Terminchaos.

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