HSV zeigt wieder Nerven, kämpft und „verliert“ 2:2 gegen SC Paderborn

"Spiel um Platz drei" endet Unentschieden – Hamburger und Paderborner enttäuscht, aber nur über das Ergebnis

v.l.n.r.: Jannis Heuer (SCP), Robert Glatzel und Jonas David (beide HSV) sowie Tobias Müller und Kai Klefisch (beide SCP). Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Hamburg – Es war ein klasse Spiel zwischen zwei Spitzenmannschaften, von dem nach dem Abpfiff Lukas Kwasniok schwärmte. Der Trainer des SC Paderborn hat mit seiner Mannschaft beim Hamburger SV ein 2:2 (1:1)-Unentschieden in der 2. Bundesliga mitgenommen. Für beide war es trotzdem zu wenig. Die Norddeutschen hielten zumindest die Ostwestfalen auf Abstand, doch die Relegation für das Team von Tim Walter immer wahrscheinlicher.

Die 1. Halbzeit: Glatzel trifft wieder

In den ersten Minuten war richtig was los in beiden Strafräumen. Glatzel Nach 53 Sekunden enteilte Conteh der Hamburger Innenverteidigung, umkurvte Heuer Fernandes und scheiterte an Schonlau, der auf der Linie rettete. Die Ecke köpfte HSV-Leihgabe Rohr (2.) an den Pfosten. Eine Minute war es wieder Conteh, der die Abwehr schwindelig spielte und zu Muslija abgab. Der vergab und den Nachschuss von Justvan parierte Hamburgs Torwart. Danach beruhigte sich der Paderborner Überfall etwas und die Hausherren kamen immer besser ins Spiel. Glatzel wurde immer wieder vorne gesucht, doch durchsetzen konnte er sich nicht in der Spitze. Die Gäste versuchten es stets mit Chipbällen über die langsame Abwehr der Rothosen. Benes (27.) versuchte es mal aus der zweiten Rehe – daneben. Dann tauchte Reis (30.) vor SCP-Schlussmann Huth auf, schoss am langen Pfosten vorbei. Der HSV näherte sich dem gegnerischen Kasten an und wurde nach einer Flanke von Dompe auf Robert Glatzel (38.) mit der Führung belohnt. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn Julian Justvan (42.) nutzte ein einfaches Passspiel die Möglichkeit zum Ausgleich mit einem sehenswerten Schlenzer ins linke Eck. In der nach Nachspielzeit der ersten Hälfte traf Heyer noch per Kopf zum vermeintlichen 2:1 für den Tabellendritten, doch der Hamburger stand minimal im Abseits und das Tor zählte nicht.

Robert Glatzel (HSV) macht das 1:0. Paderborns Bashir Humphreys (links) kommt zu spät. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Nach der Pause: Kittel nutzt Paderborns Fehler, Muheim verschuldet Elfer

Erst vier Minuten waren im zweiten Durchgang gespielt, da setzte es in der Paderborner Hintermannschaft aus. Huth spielte aus dem Fünfmeterraum zu Müller, der den Ball gegen Sonny Kittel (49.) verlor. Der ließ den SCP-Schlussmann noch einmal aussteigen und schob ins leere Tor zur erneuten Führung des HSV. Die Chance zum 3:1 hatte Kittel in der 56. Minute, doch dessen Schuss geht knapp am Gehäuse vorbei. Danach wurde es hitziger und Walter sah die Gelbe Karte auf der Bank. Und noch einmal verpassten es die Rothosen, das Ergebnis auszubauen. Dieses Mal rutschte Heyer nach einer Dompe-Flanke mit dem Ball nur Zentimeter am Tor vorbei. Richtig ärgerlich wurde es in der 71. Minute. Muheim trat Florent Muslija leicht auf den Fuß. Dabei war der Paderborner schon auf dem Weg aus dem Strafraum heraus. Es gab Elfmeter und der Gefoulte selbst traf zum 2:2-Ausgleich. Pieringer (77.) hätte das Ergebnis mit seinem Kopfball noch drehen können, doch Heuer Fernandes parierte seinen Kopfball. Die letzten Minuten der Partie wurden zum Kampf auf beiden Seiten. Die Ostwestfalen wirkten platt, doch die Hamburger nutzten das nicht weiter aus. 2:2-Endstand.

Das Fazit: Tolles Spiel, Kampf und kuriose Szenen

So wie es Lukas Kwasniok auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte: „Es war ein geiler Kick.“ Stimmt! Für beide war es allerdings zu wenig. Insbesondere für den HSV, der Boden auf Heidenheim verlieren könnte, wenn der Konkurrent am Sonntag gewinnt. Die ersten Minuten waren allerdings wieder eine reine Katastrophe aus Sicht der Rothosen. So wird es einfach nichts. Wusste die Mannschaft nicht, dass der gebürtige Hamburger Sirlord Conteh blitzschnell ist? Glauben kann man das nicht. Heyer minimal im Abseits, Heyer bringt die Kugel nicht im leeren Tor unter… Muheim berührt Muslija minimal, aber er berührt ihn und es gibt Elfmeter. Und dennoch: Es war viel Kampf dabei, vielleicht das verbissenste Spiel der Hamburger in dieser Saison. Einen Vorwurf kann man niemanden machen. Es bleibt ein Zitterakt. Es fehlten teilweise Millimeter oder Millisekunden. Die Mannschaft hat gekämpft, doch es reicht nicht für mehr. Und wenn man ehrlich ist und die Vereinsbrille abnimmt, dann geht das Remis absolut in Ordnung.

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Sonny Kittel auf dem Wege zum 2:1 für den HSV. Paderborns Torwart Jannik Huth ohne Chance. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Die Stimmen der Trainer nach dem Spiel

Tim Walter (Hamburg): „Wir sind nicht gut reingekommen. Was mein Kapitän aber bei der ersten Chance gemacht hat, war das, was wir gebraucht haben. Dass er alles investiert, um dieses Tor zu verhindern. Wir haben in beide Richtungen bedingungslos gearbeitet. Wir sind in die Zweikämpfe geflogen, wir haben die Zuschauer mitgenommen, obwohl es zu Beginn nicht einfach war. Wir haben auch ein schönes Tor geschossen, hätten vor der Pause noch ein zweites schießen können. Wir machen sogar noch ein Abseitstor, es fehlten nur wenige Zentimeter. Wir trotzen aber allen Widerständen. In der zweiten Halbzeit haben wir gut gespielt, aber uns nicht genug belohnt, Wir hätten auch noch ein drittes Tor machen müssen. Nach dem Elfmeter haben wir alles versucht, es hat aber nicht mehr gereicht. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Mit dem Ergebnis sind wir nicht zufrieden, aber mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben.“

Lukas Kwasniok (Paderbon): „Ich würde es gerne mit den Worten zusammenfassen: Es war ein geiler Kick! Beide Mannschaften haben von der ersten Minute an mit einem offenen Visier gespielt. Wir haben leider keinen der ersten drei Einschussmöglichkeiten nutzen können. Dann war klar, der HSV wird uns nach und nach vor Herausforderungen stellen. Dann sind wir beim Einwurf nicht clever genug und die klassische Situation Glatzel und Dompe schlägt uns wieder wie im Hinspiel. Was die Jungs dann abgespult und anReife gezeigt haben, ist für uns ein neues Element. So eine Reaktion zu zeigen, ist keine Selbstverständlichkeit bei uns. Das 2:1 war dann ein individueller Fehler. Da hatten wir auch Glück, dass das dritte Tor nicht fällt. Wir kommen mit einem unnötigen Foul per Elfmeter zum 2:2. Dann war das Spiel komplett offen. Wir sind sicher beide enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Der neutrale Zuschauer ist aber als Sieger vom Platz gegangen. Für den Zweitligafußball war es eine Werbung.“

Der 31. Spieltag (5. – 7.5.)

Bielefeld – Fürth 1:1
Hamburg – Paderborn 2:2
Düsseldorf – Kiel (Sa., 13 Uhr)
Karlsruhe – Hannover
Rostock – Regensburg
Darmstadt – St. Pauli (20.30 Uhr)
Heidenheim – Magdeburg (So., 13.30 Uhr)
Nürnberg – Kaiserslautern
Braunschweig – Sandhausen

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