Junge, Junge… was macht der Verband da eigentlich? – Da klappt es einem mindestens einen Fußnagel hoch

Ein Kommentar von Chefredakteur Roland Kenzo

Landespokal Schleswig-Holstein. Foto: Lobeca/Raasch
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OH-Aktuell

Da hat sich diese Woche wieder einiges getan in Kiel. Dort sitzt die Zentrale des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV). Und im restlichen Land schüttelt man den einen oder anderen Kopf.

Nachdem man erst ganz gut die Situation zum Abbruchspiel in der Landesliga erledigt hatte, gab es nun vom Sportgericht einen dicken Fauxpas. Dabei haben wir gerade erst angefangen.

Es geht um das Landespokalspiel zwischen der Kaltenkirchener TS und dem SV Eichede. Die Stormarner gewannen mit 2:1 durch einen Treffer kurz vor Schluss. Alles gut, und es war ja knapp – also ein spannendes Spiel für die Zuschauer. Nur das Ausgleichstor des SVE sorgte für ein Nachspiel. Mirka Derlin, angesehene Schiedsrichterin, die sogar schon das DFB-Pokalfinale der Frauen leiten durfte, verhaspelte sich mit der neuen 8-Sekunden-Regel.

KT-Keeper Heide verstieß anscheinend gegen diese Regel, doch die erfahrene Derlin beging selbst einen Fehler, den sie hinterher anscheinend sogar intern einräumte. Sie gab diesen ominösen Eckstoß. So weit, so gut. Die Kaltenkirchener legten Protest ein und hätten damit durchkommen müssen, denn alle drei Parteien dieser Partie waren sich wohl einig, dass das nicht regelkonform gewesen sei. Alles gut.

Das Sportgericht tagte und entschied – auf das Minimum heruntergebrochen –, dass zwar ein Regelverstoß der Schiedsrichterin vorlag, doch statt ein Wiederholungsspiel anzusetzen, ging das SHFV-Sportgericht davon aus, dass Eichede sowieso gewonnen hätte. Ach echt?

Das Sportgericht weiß also, wie ein Spiel ausgeht, das auf „Messers Schneide“ geführt wurde und wo der 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit fiel? Wow! Respekt für so viel Weitsicht. Wer die Lottozahlen haben möchte, kann sich bei dem Gremium vielleicht einen Tipp holen. Sorry, liebes Sportgericht, aber das war eine glatte Sechs und führt euch ad absurdum. Das ist übrigens nicht nur meine Meinung. Und gerne hätte ich meine offiziell gestellte Anfrage an den Verband noch zeitnah beantwortet gehabt, doch dafür war vermutlich keine Zeit – möglicherweise wegen der Lottozahlen im sogenannten „Lotto-Pokal“? Jetzt ist es auch egal.

KT hat die Kröte geschluckt und Eichede das Urteil wohlwollend angenommen, was man ebenfalls verstehen kann. Fußball macht also richtig Spaß, wenn man so am Nasenring durch die Manege geführt wird. Fehler passieren, doch dann muss man auch so entscheiden. Punkt.

Okay, doch wenn wir gerade schon beim Verband sind, stellen sich mir und auch anderen weitere Fragen, die man sich mal durch den Kopf gehen lassen kann.

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AOK

Da wäre das Thema Saison. In diesem Jahr hat man wieder eine planerische Glanzleistung dahergezaubert. Daher ergeben sich einige Kettenfragen:

Wie schafft es der Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern, seinen ersten Spieltag auf das Ende der Ferien zu legen, und warum spielt man dort den Landespokal – mit in diesem Jahr 99 Vereinen, also 91 Clubs mehr als in Schleswig-Holstein – ohne Probleme bis kurz vor das Finale?

Wieso muss ein Landespokal im Eiltempo in der Vorbereitung durchgepeitscht werden? Das gilt übrigens ebenfalls für die Kreispokale.

Wieso wird im Sommer eine Mini-Pause eingeführt, und der Winter ist rund drei Monate lang? Nimmt man hier auch einmal Rücksicht auf die Knochen der Spieler?

Da schwillt dem einen oder anderen Trainer echt der Hals an – und ganz ehrlich: Ich kann sie alle verstehen. Das sind Eindrücke, die an uns herangetragen werden und die wir nicht erklären können.

Sorry, SHFV, heute ist es kein guter Kommentar in eure Richtung, aber das müsst ihr aushalten. Und Protest einlegen ist auch nicht möglich. Dieser Kommentar ist endgültig… bis ihr einmal darüber nachdenkt.

In diesem Sinne: Sport frei!

Euer Roland Kenzo

Bildquellen

  • Landespokal: Lobeca/Michael Raasch
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2 Kommentare

  1. Auf den Punkt gebracht…. Stimme in allen Punkten zu. Es sind wohl viel zu Viele Verantwortliche im Gremium, die selbst nicht gespielt haben und sich nicht darüber im Klaren sind, dass fast alle noch Amateure sind und Arbeit, Beruf und Familie noch eine gewichtige Rolle spielen. Ich frage mich schon seit über 50 Jahren warum die Meinungen der Trainer, Betreuer und vor allem Spieler nicht mal gefragt werden, ob es Änderungen oder Verbesserungen bedarf. NEIN, es wird einfach über die Befindlichkeiten anderer bestimmt, ob sie wollen oder nicht. Ich wünschte mir, die Vereine würden alle mal komplett streiken um eventuell ein Umdenken zu erwirken.

  2. Vielen Dank für diese ehrlichen und aufrichtigen Worte. Vor allem für die gestellten Fragen. Aus Fansicht:
    Die Ansetzung des gesamten Teams der Schiedsrichter war mehr als fragwürdig. Warum gibt es in der Kreisklasse A keine Linienrichter den auch da wird guter Fussball gespielt hier könnte man derartige Teams zum lernen einsetzen aber doch bitte nicht im hochklassigen Spielbetrieb. und nebenbei, würde man die Schiedsrichter endlich mal vernünftig entlohnen , klappt es bestimmt auch mit mehr Nachwuchs in der Schiedsrichterei. Die Probleme sind seit Jahren bekannt und hausgemacht und werden konsequent ignoriert.
    Man könnte fasst den Eindruck gewinnen Rampenlicht, Politik und Posten sind im Verband wichtiger als die seit Jahren bekannten Probleme im Amateurfussball !

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