Krach beim VfB Lübeck zwischen Team und Sportdirektor wird Konsequenzen nach sich ziehen

Sportdirektor Rocco Leeser (VfB Lübeck). Foto: Lobeca/Marcus Kaben

Lübeck – Die 0:2-Pleite des VfB Lübeck am Sonnabend in der 3. Liga gegen Türkgücü München sorgt für weiteren Niederschlag über der Lohmühle. Schon vor dem Spiel gab es erneut aus der Mannschaft mehrere Zeichen, dass etwas bei den Grün-Weißen nicht stimmt.

Leeser nimmt Mannschaft in die Pflicht

Öffentlich wurde das Team von Sportdirektor Rocco Leeser nach dem 1:3 in Dresden angegriffen. Das Wort „unwürdig“ fiel. Als Arbeitgeber sicherlich eine der letzten Reizpunkte, die man setzen kann – wenn alle internen Ansprachen nichts nützen.

Riedel: „Das kam bei der Mannschaft nicht gut an“

Abwehrspieler Florian Riedel kommentierte das im Namen der Mannschaft und sorgte mit seinem Statement schon vor dem Anpfiff gegen die Münchner für erneute Spannung zwischen der Sportlichen Leitung und dem Kader. „Das kam bei der Mannschaft nicht gut an, das kann ich ganz ehrlich so sagen. Ich bin jetzt seit drei Jahren hier und ich kenne den Kern der Mannschaft. Man kann uns sicherlich viel absprechen, aber nicht Charakter. Ich glaube, wir haben hier viel entwickelt und zusammen durchgestanden. Als ich vor drei Jahren zum VfB Lübeck kam, stand der Verein im Regionalliga-Mittelfeld hinter Havelse und Weiche Flensburg. Hätte ich da jemanden gesagt, dass wir uns in zweieinhalb Jahren mit 1. FC Kaiserslautern und MSV Duisburg darum messen, im Profifußball zu bleiben, dann hätte mich jeder umarmt und mir gesagt, das ist so geil, darauf arbeiten wir hin. Und jetzt die Mannschaft hier so hinzustellen und mehr oder weniger alleine zu lassen finde ich nicht in Ordnung. Ich bin immer offen für Kritik und wir stehen auf einem Tabellenplatz, der Kritik zulässt und da müssen wir uns ganz klar hinterfragen. Er hat mit der Aussage recht, dass wir Gegentore nach Ecken bekommen – das unterschreibe ich alles, aber den Charakter der Mannschaft in Frage zu stellen finde ich nicht fair“, so der 30-Jährige vor der TV-Kamera.

Filip Kusic und Ünal Tosun (Türkgücü) im Zweikampf gegen Florian Riedel (VfB Lübeck). Foto: Fishing4/Marcel Krause

Schneeschippen gegen den Frust

Und er legte sogar nach: „Dass das Spiel stattfindet, ist alleine der Verdienst der Mannschaft. Wir sind am Montag aus Dresden zurückgekommen und ins Büro des Trainers gegangen und haben gesagt „Trainer, wir wollen das wieder gutmachen. Wir gehen voran und räumen am Dienstag den Platz vom hohen Schnee leer“. Um 8 Uhr haben wir uns getroffen, jeder hat eine Schippe in die Hand genommen und wir haben fünf Stunden den Platz freigeschippt. Als wir dann gesehen haben, dass erst ein Drittel des Platzes frei ist, hat unser Torwart Benjamin Gommert einen Freund angerufen und einen Bagger organisiert. Das hat die Mannschaft alleine gemacht – zwei Fans sind gekommen. Das ist ein deutliches Zeichen der Mannschaft, dass wir bereit sind, kämpfen wollen, uns der Verantwortung stellen und nicht nur den Traum der Fans, sondern auch unseren eigenen Traum hier verteidigen. Wenn Rocco Leeser das Messer zwischen den Zähnen sehen will, dann bekommt er das auch und wir werden in den ersten zehn Minuten Vollgas geben und alles reinhauen was geht.“ Der Schnee war weg, doch die ersten zehn Minuten klappten nicht so gut, denn mit einem Freistoß geriet man genau dann in Rückstand.

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Ein Plakat der Fans des VfB Lübeck mit der Aufschrift: „16 Jahre unser Traum – wollt ihr uns das jetzt versau’n?!“ Foto: Fishing4/Marcel Krause

Cheftrainer genervt

Auch Cheftrainer Rolf Landerl muss sich teils unangenehme Fragen gefallen lassen. Angesprochen auf das Fan-Banner „16 Jahre unser Traum – wollt ihr uns das jetzt versau’n“ meinte er: „Mich spornt das an und ich will mir nicht nachsagen lassen wollen, dass ich nicht tagtäglich alles versuche um hier erfolgreich Trainer zu sein. Das wird die Mannschaft auch zeigen.“ Das tat sie sogar, aber erst wieder nach rund einer halben Stunde. Da lag man allerdings schon 0:1 hinten und das gesamte Konstrukt musste auf dem Feld neu aufgebaut werden. Zudem wirkt der Österreicher zunehmend genervter. Woche für Woche werden Fehler analysiert, doch die entsprechenden Ergebnisse bleiben aus.

Vorstand genervt von Riedels Statement

Vorstandssprecher Thomas Schikorra ärgerte Riedels Aussage maßlos, sagte zu HL-SPORTS: „Zeitpunkt und Inhalt sind absolut inakzeptabel. Das nervt mich, weil es nicht konstruktiv ist und uns nicht weiterbringt. Es lenkt von dem ab, was wir brauchen – nämlich eine Fokussierung auf unser Saisonziel und eine Geschlossenheit. Wir werden uns nicht vor Dienstag weiter zu diesem Thema äußern.“

VfB-Vorstand Thomas Schikorra. Foto: sr

Andere Richtung an der Lohmühle

Welche Maßnahmen darauf nun folgen ließ Schikorra offen. Eine Sanktion von Riedel dürfte allerdings sicher sein. Ob es nun eine Suspendierung oder eine Geldstrafe für den Spieler ist bleibt abzuwarten. Die Chefetage hat also nun vermutlich beschlossen die Samthandschuhe gegenüber der Mannschaft auszuziehen. Dabei liegt es auf der Hand, dass nicht Vorstand, Sportdirektor oder Trainer auf dem Platz stehen. Genügend Optionen mit dem vielen Wechseln im Kader hat man versucht zu ziehen – alles ohne Erfolg. Schikorra hat übrigens absolutes Verständnis für das Statement der Fans. Der Vorstand musste das Banner genehmigen und zögerte dabei kein Stück. „Sie müssen sich irgendwie artikulieren können. Das tun sie sonst im Block oder nach dem Spiel am Zaun. Wir wollten ihnen die Möglichkeit geben, ihre Meinung zu sagen. Den Inhalt fand ich nicht schlimm, sondern ich habe dafür volles Verständnis“, so Schikorra.

In Halle neue Beweismöglichkeit

Am kommenden Sonnabend haben alle – Mannschaft, Trainer, Sportdirektor und Verein – die Chance auf ein Neues die Möglichkeit sich zu beweisen und zu zeigen, dass sie professionell im Fußball arbeiten und Punkte im Abstiegskampf einfahren. Gallig dürften die Grün-Weißen sein, denn im Hinspiel verspielte man in der letzten Minute einen Zähler, verlor 2:3.

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4 Kommentare

  1. Die letzten Spiele hat man gesehen, dass vorallem in der Offensive einfach die Klasse für die 3. Liga fehlt. Jede Woche wird gesagt man will die Fehler ansprechen, das nervt tierisch. Wir stehen auf dem letzten Platz, wo wir auch leider verdient stehen. In der Hinrunde wurden viel zu einfach Punkte verloren (bei Lautern, Türkgücü und Zuhause gegen Halle und Magdeburg).

    Einige Verpflichtungen haben einfach nicht den erwünschten Schwung gebracht (Benyamina, Hertner oder Feka, Trainingsgruppe 2???)

    Dass Leeser versucht die Mannschaft mit einer Äußerung anzustacheln ist wohl eine der letzten Ideen. Dass ein Riedel, der gestern endlich seit langem mal wieder vernünftig spielt vor dem Spiel wegen der Aussage schon beleidigt ist, kommt in meinem Kopf nicht an.

    Man ist einfach viel zu lieb, daher habe ich seit gestern keine Hoffnung mehr auf den Klassenerhalt. Man wird noch ein paar Punkte holen, aber aufwachen wird man entweder zu spät oder gar nicht mehr.

    Auch eine mögliche Trainerentlassung in 3 Wochen oder so bringt keine Rettung. Es fehlt einfach an Qualität. Meiner Meinung nach heisst es nächste Saison mit einer sehr jungen Mannschaft (Shalom, Wolf, Lippert und weiteren aus der U23) und ein paar erfahrenen Spielern (Boland, Grupe, Hebisch) einen einstelligen Tabellenplatz in der RL Nord und vorallem eine schwarze Null in der Bilanz zu erzielen und 2022/2023 einen erneuten Aufstieg anzupeilen…

    • Ja du hast recht wie konnte man einen Benjamina verpflichten der nocht nicht einmal weis
      wenn man zum Kopfball springt ( erster Einsatz) bei Rostock hat er doch auch nichts gebracht.

  2. Florian Riedel verdient volle Unterstützung, auf die Sprechblasen von Rocco Leeser hätten wir alle gern verzichten können. Echte Lübecker fallen der Mannschaf tnicht derart in den Rücken!

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