Lange Gesichter, umstrittene Schiedsrichter – Entscheidungen und finanzielle Probleme

Rolf Landerl (Trainer, VfB Lübeck). Foto: Lobeca/Michael Raasch

Ein Kommentar von Karl-Heinz Tiedemann:

Ja, was ist denn nun das Kommentar-Thema der Woche? Die langen Gesichter, die es insbesondere beim VfB Lübeck nach der 0:2-Heimpleite gegen den SV Meppen und dem Absturz auf einen Abstiegsplatz gab? Oder die zum Teil – sagen wir „unglücklichen Leistungen“ – einiger Schiedsrichter und deren Assistenten, die auch außerhalb des Platzes zu teilweise heftigen Reaktionen führten? Und auch die finanziellen Probleme einiger Klubs sorgen dafür, dass sich die Wolken über ihnen (und der 3. Liga insgesamt) – weiter verdunkeln. Also: Was hättet ihr gerne?

Der VfB Lübeck

Beginnen wir mit unserem Lieblingsklub, dem VfB. Als ich am 15. Dezember gegen 19.40 Uhr auf die aktualisierte Tabelle der 3. Liga schaute, belegte der VfB mit seiner 2:0-Führung bei Wehen-Wiesbaden nach den Toren von Ersin Zehir (der VfB kann also doch Elfmeter!) und Thorben Deters Platz zehn. „Wenn das so bleiben würde, wäre das wie Weihnachten und Silvester an einem Tag“, sagte ich zu meiner Frau, die sich schon darüber freute, sich nun doch keine Gedanken über ein Geschenk für mich machen zu müssen, weil mehr als zwei VfB-Siege (die ich mir gewünscht hatte) bis zur kurzen Weihnachtspause geht ja gar nicht. Am Ende, nach dem 2:4, gab`s auf beiden Seiten lange Gesichter.

Einige bedenkliche Aussagen

Die wurden nach dem 0:2 gegen Meppen noch um einiges länger. Und wenn man sich die eher mageren Aussagen von Verantwortlichen (und auch die eher knapp gehaltenen Kommentare von VfB-freundlichen Journalisten) nach dem Spiel anschaut, dann weiß man, wie groß die Enttäuschung jetzt ist. Lag es an der fehlenden Kraft nach einer weiteren „Englischen Woche“? Kann eigentlich nicht sein, denn Meppen (spielte erst am Mittwoch gegen Zwickau) hatte noch einen Tag weniger Pause.  Besonders bedenklich wird es, wenn man dann Aussagen hört wie „Meppen wollte den Sieg mehr“ oder Ähnliches. Diesen Luxus kann sich der VfB ganz sicher nicht leisten, wenn er die Klasse halten will.

Kritiker durch die Hintertür?

Themen rund um Grün-Weiß gibt es genug. Einige Kritiker kommen jetzt schon durch die Hintertür – davon halte ich gar nichts. Offenes Visier ist angesagt, denn wir wollen doch alle nur das Beste, oder? Ich nenne mal zwei, drei Punkte, über die es sich zu sprechen lohnen würde: Ärztliche Versorgung (aktuell und bei der einen oder anderen Verpflichtung im Sommer), Zu- und Abgänge in der Winterpause, Stellenwert früherer Leistungsträger im momentanen Kader. Doch mit diesen Themen müssen sich diejenigen beschäftigen, die näher dran sind als ich.

Winterpause?

Bis auf die Nachholpartie Meppen gegen Türkgücü am Mittwoch ist die Winterpause (obwohl sie diesen Namen gar nicht verdient) erreicht. Für den VfB geht es am 10. Januar beim FSV Zwickau weiter, ehe Heimspiele gegen Mannheim und Rostock folgen.

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Dotchev: Du musst kein Fachmann sein…

Hoch her ging es in der Partie Viktoria Köln gegen Dynamo Dresden. Nach mehreren Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Sven Waschitzki (Essen) sah nicht nur Kölns Jeremias Lorch nach Disput mit dem Unparteiischen die Rote Karte, sondern auch Viktorias Sportvorstand Franz Wunderlich musste mit Gelb-Rot die Trainerbank verlassen, weil er sich ob der Schiri-Leistung gar nicht mehr beruhigen mochte. Beim 1:1 hatte sich nämlich Torschütze Christoph Daferner zusammen mit Philipp Hosiner unfair einen Vorteil verschafft. Aber auch Dresden haderte mit Waschitzki, der ein klares Handspiel von Luca Stellwagen nicht mit dem nötigen Elfer ahndete. Da hatte sich der Essener wohl auf seinen Assistenten verlassen – und damit war er verlassen. Und das war der eigentliche Skandal…

Kölns Trainer Pavel Dotchev nahm dann auch kein Blatt vor den Mund: „Da musst du kein Fachmann sein, um die Schiedsrichter-Leistung zu beurteilen.“ Dresdens Markus Kauczinski hielt sich raus, was nach einem 4:2-Sieg natürlich auch einfach ist: „So ist das nun einmal in dieser Saisonphase. Jeder will gewinnen!“

Geschenkter Elfmeter zum 3:3

Beim 3:3 zwischen Saarbrücken und Ingolstadt stand auch der Schiedsrichter im Mittelpunkt. Zuerst verweigerte Timo Gerach (Landau) den Platzherren einen klaren Strafstoß, als Michael Heinloth Nicklas Shipnoski im 16er umstieß. Doch Gerach machte seinen Fehler wieder gut: Er schenkte dem 1. FCS wenig später einen völlig unberechtigten Elfmeter. Eine klare Konzessionsentscheidung, die Shipnoski mit seinem dritten Tor zum Ausgleich nutzte. Ob das Sinn der Sache ist?

Finanzielle Probleme auch in Dresden

Zu den finanziellen Verwerfungen der Liga kommen wir nun gar nicht mehr so recht. Uerdingen hat die Stadionmiete bezahlt – sonst hätte das Spiel gegen Kaiserslautern gar nicht stattfinden können. Es rumort aber auch in Dresden (die Stadt will den vertraglich zugesicherten Mietzuschuss für das Stadion in Höhe von 1.5 Millionen jährlich nicht mehr zahlen) und auch Kaiserslautern ist längst nicht aus dem Schneider. Jede Wette: Da kommt noch mehr dazu!

Kleine Anmerkung zum Schluss: Ahmet Arslan, der verlorene Sohn des VfB, dufte beim Kieler 2:0 in Sandhausen immerhin in der 87. Minute ran. Damit brachte Arslan es jetzt schon auf vier Minuten Einsatzzeit. Ob der sich das wohl so vorgestellt hatte?

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