Mein Gott, Walter! – HSV verbrennt das nächste wichtige Spiel

Holstein Kiel gewinnt erneut gegen Rothosen

Pyro im HSV-Block zu Beginn des Spiels in Kiel. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Kiel – Das nächste Nordduell zwischen Holstein Kiel und dem Hamburger in der 2. Bundesliga ging am Sonntag erneut an die „Störche“. 1:0 (1:0) stand am Ende der 105 Minuten auf der Anzeigentafel für die Gastgeber. Zu Beginn der Partie gab es Pyro-Aktionen aus beiden Fanlagern, so dass Schiedsrichter Daniel Schlager die Mannschaften für zehn Minuten in die Katakomben schickte. Die Kieler Ultras zündeten zuerst Bengalos, die Gäste-Anhänger folgten und vernebelten das Stadion.

Torjubel bei Holstein Kiel. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Die 1. Halbzeit: Jattas Fehler – das Ende aller Träume

Zwei Minuten waren gespielt, da stand das Spiel kurz vor einem Abbruch. Kieler Ultras zeigten, wie sie mit Bengalos auf sich aufmerksam machen. Die Hamburger Fans wollten sich nicht nachsagen lassen, dass sie da nicht mithalten können und übertrumpften das Ganze noch einmal. Nach zehn Minuten Unterbrechung war der Rauch verflogen und die Teams standen auf dem Rasen im Mittelpunkt. Die erste Chance ging auf das Gäste-Konto als Jatta Glatzel (16.) per Kopf bediente, doch Kiels Torwart Dähne parierte. Eine Minute später war Wriedt auf dem Weg zum HSV-Tor, wurde jedoch noch rechtzeitig gestoppt. In der 20. Minute verlor Jatta den Ball in der Kieler Hälfte an Reese, der sofort auf Kwasi Okyre Wriedt in die Spitze weiterspielte. Schonlau kam nicht hinterher und der Holstein-Stürmer überwand Heuer Fernandes zur Führung. Das war der erste und einzige Torschuss der Hausherren in der ersten Hälfte, dagegen hatten die Rothosen zur Pause 13 Versuche, die allesamt nicht genutzt wurden. Darunter ein Kittel-Schuss (25.), Glatzel-Kopfball frei vor Dähne (37.) und Jatta mit Spitzelfuß (39.). Thesker blockte einen Schuss von Glatzel (41.) im Fallen mit der Hand, doch Schlägers Pfeife blieb stumm. Nach zwölf Minuten Nachspielzeit war der erste Durchgang zu Ende. Bitter für die Gastgeber: Bartels wurde mit einer schweren Schulterverletzung nach Zusammenprall mit Jatta ausgewechselt.

Nach der Pause: Hamburg mit 70 % Ballbesitz – Kiel schießt zweimal auf das Tor

Die zweite Halbzeit glich exakt der ersten. Hamburg mit Dominanz und insgesamt 70 Prozent Ballbesitz, der Ertrag blieb jedoch aus. Die Chancen wurden zumal weniger, denn die „Störche“ verteidigten ihre Führung leidenschaftlich, als ob es um ihr Leben ging. Sie brauchten die Punkte für den Kampf um den Klassenerhalt und bekamen sie auch. Ex-HSVer Holtby (46.) verpasste mit einem Schuss im Strafraum das 2:0, was der zweite von drei Torschüssen überhaupt für sein aktuelles Team. Die Rothosen liefen ideenloser als noch vor der Pause gegen die Kieler Mauer an und biss sich die Zähne aus. Ein sehr guter Torhüter Dähne vereitelte auch die größte Möglichkeit von Glatzel (54.), der nach am Fünfmeterraum aus der Drehung an ihm scheiterte. Der HSV schaffte es nicht, im achten Aufeinandertreffen gegen Holstein einen Sieg einzufahren. Der Rückstand auf Platz drei beträgt nun sieben Punkte.

Jann-Fiete Arp (Holstein Kiel) gegen Joshua Vagnoman (Hamburger SV). Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Das Fazit: Der HSV schaut auf sich und sieht in Kiel keinen Punkt

Das Erfolgssystem eines Gegners des Hamburger SV ist klar und kopierbar. Hinten reinstellen, vorne kontern und mit wenigen Chancen ein Spiel gegen den großen Traditionsverein gewinnen. So hat es auch Holstein Kiel gemacht und der HSV hat wieder einmal kein Rezept dagegen vorgewiesen. Man schaut auf sich und weiß nicht, was die anderen machen. Die Entwicklung hat nun nicht mehr eine Delle, sondern eine richtig krasse Beule. Bei 18:3-Torschüssen und 70 Prozent Ballbesitz ist der Fußballgott auf keinen Fall ein Hamburger, denn was man mit wohlwollendem „Spielglück“ ausdrücken könnte, hat nichts mit flexibler Spielweise zu tun. So viel Dominanz an den Tag zu legen und den Gegner so extrem in die Ecke zu drängen und dann keinen Ertrag einzufahren. Das ist einfach unfassbar. Es scheint, dass der HSV sich auf Jatta-Flanken verlässt, die oftmals verhungern sowie die hochgelobte Abwehr (immer noch mit 30 Gegentreffern beste der Liga), die es schafft zwar kaum gegnerische Chancen zuzulassen, doch die Quote dürfte eine gefühlte Katastrophe sein. Drei Chancen von Kiel, ein Tor. Wie geht das? Die Hamburger haben bisher in dieser Saison bewiesen, dass sie eine gute Zweitliga-Mannschaft sind, aber nicht das Aufstiegs-Gen in sich tragen. Rechnerisch ist zwar noch alles möglich, doch die Ergebnisse sprechen alles andere als dafür, dass man im vierten Anlauf die Rückkehr in die 1. Liga schafft.

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Die Stimmen nach der Partie

Tim Walter (Hamburg): „In der ersten Halbzeit haben wir es sehr, sehr gut gemacht, nur unsere Chancen nicht genutzt. Dass uns selbst ein entscheidender Fehler unterläuft, das kann passieren, dafür sind wir eine Mannschaft, die sowas gemeinsam auffängt. Das ist heute aber nicht gelungen, da wir in der zweiten Halbzeit zu fahrig gespielt und uns nicht belohnt haben. Und genau darum geht es für uns: Wir arbeiten und investieren so viel, aber wir schaffen es noch zu selten, uns dafür zu belohnen. Doch das gehört zur Entwicklung dazu, daran arbeiten wir weiter. Für den Moment ist aber klar: Wer keine Spiele gewinnt, der braucht nicht über Dinge wie den Aufstieg zu reden.“

Marcel Rapp (Kiel): „Wie alle Kieler, sind wir glücklich über die drei Punkte. Wir haben uns viel vorgenommen, was Einsatz und Leistungsbereitschaft angeht, das mussten wir uns noch in Darmstadt in der ersten Halbzeit vorwerfen lassen. Das wollten wir heute besser machen, gegen eine Mannschaft, die genau solche Wege macht. Deswegen die Herangehensweise, ein bisschen tiefer verteidigen, diese Läufe aufnehmen und umschalten. Dafür sind wir belohnt worden. Es war uns klar, dass wir viel Ballbesitz gegen uns ertragen mussten, aber das war kein Problem. Wir haben mit Leidenschaft verteidigt und ich habe in der ersten Halbzeit nur eine Großchance des HSV gesehen. Wir haben nach der Pause noch besser verteidigt und noch weniger zugelassen, nur die Chance von Glatzel, wo er drüber schießt. Die Konter hätten wir besser ausspielen müssen, aber insgesamt haben die Jungs das gut gemacht und wir sind mit den drei Punkten zufrieden.“

Phil Neumann (Holstein Kiel) räumt Ludovit Reis (Hamburger SV) ab. Foto: Lobeca/Andreas Hannig

Der 29. Spieltag (8. – 10.4.)

Düsseldorf – Rostock 3:0
Regensburg – Ingolstadt 1:1
Schalke – Heidenheim 3:0
St. Pauli – Bremen 1:1
Aue – Hannover 1:3
Nürnberg – Darmstadt 3:1
Kiel – Hamburg 1:0
Paderborn – Karlsruhe 2:2
Sandhausen – Dresden 2:1

Die Tabelle

1.FC Schalke 042959 : 3453
2.SV Werder Bremen2953 : 3853
3.FC St. Pauli2954 : 3952
4.SV Darmstadt 982957 : 3851
5.1. FC Nürnberg2944 : 3849
6.Hamburger SV2951 : 3045
7.1. FC Heidenheim 18462937 : 3945
8.SC Paderborn 072950 : 4141
9.Karlsruher SC2950 : 4439
10.SSV Jahn Regensburg2946 : 4138
11.Holstein Kiel2938 : 4837
12.F.C. Hansa Rostock2936 : 4637
13.Fortuna Düsseldorf2938 : 3636
14.Hannover 962929 : 4235
15.SV Sandhausen2933 : 4634
16.SG Dynamo Dresden2928 : 4028
17.FC Ingolstadt 042926 : 5519
18.FC Erzgebirge Aue2927 : 6119
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