Lübeck – Bescheidenheit ist nicht jedermanns Sache, doch von Raoul Konan kann man das sehr gut behaupten. Der neue Trainer des TSV Schlutup hat einiges erlebt und vor allem zu bieten. Dabei ist er eher zurückhaltend und hängt seinen Beruf nicht an die große Glocke. Er will überzeugen, statt drüber reden…

Vom Fußball zur Musik

Als 16-Jähriger kam der smarte Typ nach Deutschland und war begeisterter Fußballer. Profi wollte Konan werden, doch eine Knieverletzung stoppte ihn. In der Oberliga, damals noch für den Eichholzer SV, war Schluss. Sein Können wollte er dennoch weiter unter Beweis stellen und der gebürtige Westafrikaner wurde Trainer, gibt seitdem sein Wissen weiter. Über die Jugend des VfB Lübeck ging es zu Eintracht Norderstedt und nun zum TSV Schlutup. Das hat einen guten Grund, denn Konan war beruflich viel unterwegs. Die Liebe zur Musik ließ ihn zum Diskjockey und Produzenten werden.

Jetlag und immer wieder nach Hause kommen

Wenn es schon nicht zum Profifußballer für die großen Stadien reichte, dann wenigstens als „Mr. Raoul K.“, der die Massen in den Clubs der Welt begeistert. „Afro-House“ nennt sich sein Stil und er ist damit einer der angesagtesten DJs. Heute in Frankreich und morgen in den USA… Das Leben des Lübeckers ist spannend – bis Corona kam.

Ein Glück für den TSV Schlutup

Seitdem sind Künstler nicht gefragt und das stimmt Konan natürlich traurig. Doch: er ist ein Kämpfer und hat an seinem nächsten Album gearbeitet, was bald veröffentlicht werden soll. Ein Gig in Boston (USA) in der kommenden Woche ist erst vor ein paar Tagen abgesagt worden. Von seiner positiven Energie, die er nicht nur in seiner Musik an die Menschen weitergibt, hat man nun am Palinger Weg ein wenig. „Ohne Ali Chalha wäre ich nicht in Schlutup gelandet. Der Verein brauchte in einer schwierigen Situation Hilfe und ich fühlte mich dort auf Anhieb wohl. Mit dem Knie würde es wohl gehen, doch als Ali aufhörte, hat man mich gefragt, ob ich nicht den Trainerposten übernehmen möchte. Das passt aktuell bei mir und ich wollte den Verein nicht im Stich lassen,“ sagt Konan bei HL-SPORTS.

Raoul Konan, Trainer beim TSV Schlutup

Konan muss sich mit wenig zufriedengeben

Seine Mannschaft wartet allerdings noch auf den ersten Punkt und die 0:11-„Reise“ am vergangenen Wochenende tat dem 44-Jährigen schon weh. „Wir haben Potenzial in der Mannschaft und ich hoffe, dass ich das aus den Spielern herauskitzeln kann. Fußball ist so ein toller Sport und wenn meine Taktik greift, dann werden wir den einen oder anderen Punkt holen“, hofft er. Dazu muss der erfahrene Fußballer allerdings erst ein wenig Grund hineinbringen. „Unser Kader ist sehr klein und am vergangenen Sonntag waren wir gerade einmal zehn Spieler auf dem Platz. Leider war mein Pass noch nicht da, sonst hätte ich selbst mitgespielt.“ Er setzt gerne auf eine offensive Spielweise, „doch das geht noch nicht. Wir müssen erst lernen defensiv stabil zu stehen. Ich glaube daran, dass wir das schaffen können“, ist sein Plan.

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Disziplin als Schlüssel zum Erfolg

Er beschäftigt sich nicht nur mit der Musik, sondern auch mit Taktik und dem Trainergeschäft. „Weiterbildung ist so wichtig, sonst bleibt man auf der Strecke. Und mit ein bisschen Disziplin kann jeder Spieler viel erreichen“, lautet sein Motto.

Vater und Sohn beim TSV zusammen

Verstärkung kommt dabei aus der eigenen Familie. Thierry Kouame Spiecker ist Konans Sohn, war bis Dezember bei Eintracht Norderstedt wieder in der U19 des Regionalligisten. Früher spielte der 18-Jährige beim Hamburger SV und Eutin 08 in der Jugend. Der Youngster ist Stürmer, wie sein Vater auch, hatte zuletzt beim 1. FC Phönix II in der Verbandsliga angeheuert, doch mit dem Transferschluss entschied er sich in Schlutup wieder Spielpraxis zu sammeln. Für weitere Unterstützung wäre Konan dankbar.

Treue zum Fußball und der Musik

„Irgendwann soll der Weg wieder zurück in die Heimat gehen“, sagt Konan. Vielleicht als Trainer in der 2. Liga? Corona hat viele Pläne umgeschubst, doch Schlutups „DJ-Coach“ gibt nicht auf. „Mit den Jungs die Kreisliga halten – das wäre schon ein kleiner Erfolg für den Club“, so „Mr. Raoul K.“, der nicht nur an den Plattentellern aktiv, sondern auch seinem Lieblingssport treu bleibt.

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Fortuna kommt zu Besuch

Mit Fortuna St. Jürgen kommt am kommenden Sonntag der nächste schwere Gegner an den Palinger Weg. Das Team aus St. Jürgen ist die Überraschung der bisherigen Saison und dürfte nach dem Last-Minute-Unentschieden gegen SV Azadi mit breiter Brust auftreten. Vielleicht kommt das Glück nach Schlutup aber auch genau dann zurück und die Konan-Elf befreit sich mit den passenden Beats des Trainers…

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