Siegen oder fliegen? – In der Küche beim HSV lodert es

Boldt und Walter schon vor dem Relegationsrückspiel in der Kritik

HSV-Trainer Tim Walter und Sportvorstand Jonas Boldt. Archivfoto: Lobeca/Ines Hähnel

Hamburg – Der Druck im Profigeschäft ist enorm. Das muss man wissen, wenn man sich für den Zirkus entscheidet. Beim Hamburger SV steht das nun vermutlich wieder im Programmheft. Seit dem Winter war es ruhig, insbesondere die Medien in der Weltmetropole ließen die Verantwortlichen arbeiten, ohne permanent draufzuhauen. Das war nicht immer so und dürfte sich ab Dienstag ziemlich sicher ändern. Der Verein spielt nun seit fünf Jahren in der 2. Bundesliga, verpasste seitdem immer haarscharf die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. Und auch in dieser Saison sieht alles danach aus, als ob es wieder nicht klappen wird. Dann brennt einmal mehr der Baum… so viel steht jetzt schon fest.

Die Schwächen

In der Meisterschaft scheiterten die Rothosen um einen Punkt an dem direkten Aufstieg, mussten am vergangenen Donnerstag im Relegationshinspiel zur Bundesliga beim VfB Stuttgart antreten und gingen gnadenlos unter. Die 0:3-Niederlage deckte die Schwächen auf, die “alle“ schon die gesamte Saison über immer wieder anprangerten. Warum im Winter nicht für eine Nachbesserung gesorgt wurde, ist eine der großen Preisfragen.

Der Klassenunterschied

Mit der Doping-Sperre von Mario Vuskovic kam hinzu, dass der HSV hinten noch anfälliger war als zuvor. Dass Kapitän Sebastian Schonlau und Youngster Jonas David nicht die Schnellsten der Liga sind, war allerdings schon vorher kein Geheimnis. Warum Sonny Kittel eine sehr gute Rückrunde spielte, vorher unsichtbar war und nun wieder in alte Muster verfällt, bleibt einfach ein Rätsel. Der Walter-Fußball wurde immer wieder kritisiert. Es gibt einfach keinen „Plan B“. Augen zu und durch mag gegen Hannover und Fürth funktionieren. Gegen einen Bundesligisten augenscheinlich nicht. Der Klassenunterschied gegen die Stuttgarter war enorm. Auch wenn man es sich im Volkspark schönredet, liegen die Fakten auf der Hand. Die vermutlich einfachste Saison seit der Zweitliga-Zugehörigkeit der Hamburger wurde mit Platz drei abgeschlossen.

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Das Ziel

Im vergangenen Sommer gaben die Verantwortlichen das klare Ziel “Aufstieg“ heraus. Es blieb ihnen allerdings nichts anderes übrig, als man zu dieser Zeit gerade in der Relegation als Tabellendritter herauskam. Man wollte sich verbessern, heißt Platz zwei oder eins schaffen. Das ist schiefgegangen. Stattdessen quält man sich gerade erneut durch die “Bonus-Spiele“, diesmal gegen die Schwaben.

Das Hilfe-Motto

Nun steht man da und redet von einem „heißen Tanz“ und „dass man die Hoffnung nicht aufgibt“. Lobenswert ist das allemal, doch welchen Zaubertrick hat Tim Walter als der Verantwortliche auf der Trainerbank noch im Hut? Welches Kaninchen kommt zum Vorschein? Das Ängstliche oder das mit dem Messer zwischen den Zähnen, das beißt und kratzt und sich noch einmal richtig zusammenreißt?

Die Verantwortlichen

Ob Sportvorstand Jonas Boldt und Chefcoach Walter schon an ihren Erklärungen arbeiten, die sie dem Aufsichtsrat schulden, sollte es am Montag nicht das erhoffte Wunder geben? Man weiß es nicht. Es ist verhext. Ob der Aufsichtsrat schon einmal über einen “Plan B“ nachdachte oder will man erst einmal in die Sommerpause, um dort in Ruhe alles zu klären? Sportvorstand und Trainer haben noch ein Jahr Vertrag. Harakiri, wie man es teilweise auf dem Platz zelebriert, wird vermutlich im Kontrollgremium nicht angestrebt. Eine Möglichkeit wäre wieder: Augen zu und durch und dann ganz vielleicht mit einem Ultimatum bis zum Winter kommen. „Druck ist ein Privileg“, ist eines von Walters Leitsätzen, genauso wie „wir bleiben bei uns“. Nun kann der 47-Jährige zusammen mit seiner Mannschaft und seinem Vorgesetzen zeigen, wie viel Privileg man standhalten kann. Am kommenden Montag um 20.45 Uhr tickt die Uhr…

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