Stadion Waldeck von Eutin 08. Foto: rk

Eutin – Viele Fragen beschäftigen aktuell Vereine landauf landab. Ein solides Beispiel könnte Oberligist Eutin 08 abbilden, der den Weg von der Regional- in die Oberliga antreten und sich dort neu aufstellen musste. Eine Mannschaft, die nicht mehr die gleiche, wie noch vor zwei Jahren ist. Ein Sponsor, der sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Ein neuer Trainer, der sich aufreibt und mit kleinen Mitteln arbeitet. Dabei gehören die Ostholsteiner vermutlich noch zu denen, die es vielleicht etwas einfacher haben, als andere Vereine, die anders sortiert sind oder nur von wenigen Schultern getragen werden. HL-SPORTS fragte bei Vorstandsmitglied und Ur-Eutiner Eddy Schulz nach.

HL-SPORTS: Hallo Eddy, wie geht ihr aktuell mit der Zwangspause um?

Eddy Schulz: Wir versuchen per Telefon mit den Spielern, ob in- oder extern zu sprechen, um die neue Saison zu planen. Das gestaltet sich alles sehr schwierig.

Eutins Vorstandsmitglied Eddy Schulz blickt skeptisch in die Zukunft
Foto: Lobeca/Schlikis

HL-SPORTS: Ihr habt nach dem Regionalliga-Abenteuer fast wieder bei null angefangen und musstet euch neu sortieren. Wie zufrieden bist du mit der Arbeit der Fußballabteilung und was hat euch geholfen?

Eddy Schulz: Ja, das stimmt, es war bei null. Aber wir sind auf einem guten Weg und es wird durch die Corona-Krise alles erschwert und wir müssen schauen, wie wir uns wieder neu aufstellen.

HL-SPORTS: Was war die größte Herausforderung dabei?

Eddy Schulz: Die größte Herausforderung war in der Zeit, als unser Sponsor krank wurde und das dann neu zu sortieren und koordinieren. Der größte Gewinn dabei für uns als Verein ist unser Trainer Dennis Jaacks, der nicht nur auf dem Platz eine hervorragende Arbeit macht, sondern auch daneben.

„Saison wird abgebrochen“

HL-SPORTS: Der Trainings- und Spielbetrieb ist derzeit noch ausgesetzt. Eine Ende dieser Maßnahme scheint noch nicht in Sicht. Was denkst du, wie es weitergeht und was wünscht du dir vor allem?

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Leere am Eutiner Waldeck. Foto: rk

Eddy Schulz: Ich gehe davon aus, dass die Saison abgebrochen wird. Es ist ja nicht möglich in den nächsten vier oder sechs Wochen Fußball zu spielen. Das Virus ist ja nicht verschwunden, weil die Regierung sagt, dass man sich am 19. April neu unterhalten darf. Das Virus wird bleiben und wenn sich ein Spieler sich ansteckt, haben wir die gleiche Situation wie jetzt. Von daher denke ich, dass die Saison gelaufen ist. Wie man damit dann umgeht, muss der Verband entscheiden. Wir stehen auf einem Nichtabstiegsplatz und von daher sehe ich das pragmatisch und sagen dann ist das einfach so. Wie dann mögliche Forderungen von Spielern gehandhabt wird, muss man dann sehen. Wie es danach weitergeht, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass der Deutsche Fußball-Bund, als reichster Verband der Welt, dann seine Taschen aufmacht und nicht dafür sorgt, dass die kleinen Vereine ausgehungert werden. Das wäre nicht in Ordnung. Ein Ausgleich sollte dann schon sein.

Zahlungen auf Eis gelegt

HL-SPORTS: Eutin 08 geht es sicherlich, wie anderen Vereinen. Die Kosten laufen weiter. Wie lange haltet ihr durch und welche Maßnahmen habt ihr vielleicht bereits sogar getroffen?

Eddy Schulz: Eutin 08 hat erst einmal alle Zahlungen eingestellt. Es weiß ja niemand, wie es weitergeht. Solange halten wir durch und dann muss man gucken, welcher Sponsor ist dann überhaupt noch da. Da müssen wir dann Gespräche sind.

Eutins Trainerteam Dennis Jaacks und Hendrik Block
Foto: Lobeca/Röder

HL-SPORTS: Irgendwann muss es ja weitergehen. Wie könnte der Fußball im Profi- und Amateurbereich danach aussehen, vor allem im finanziellen Bereich im Bezug auf Sponsoren?

Eddy Schulz: Der Fußball wird sich ändern müssen. Was da, aus meiner Sicht in den vergangenen Jahren passiert ist, die Gehälter und die Forderungen der Spieler, die durch die Decke explodiert sind, das wird sich alles relativieren. Es wird einfach nicht mehr möglich sein, das alles zu bezahlen. Das wollen wir auch nicht mehr und ich werde den Verein Eutin 08 nicht in die Schuldenfalle ballern lassen, nur um hier Fußball zu spielen. Wenn die Spieler bereit sind, das mitzumachen, dann sind wir sehr dankbar. Wenn es andere Vereine gibt, die bessere Sponsoren haben, dann wird der Spieler dann hingehen. Ich rede ungern von früher, aber ich hoffe, dass es wieder so wird, dass das Wort „Vereinstreue“ wieder Gewicht hat und die Spieler das beherzigen. Dann sind wir wieder da, wo wir hingehören. Ich musste damals in der 3. Liga erst einmal 34 Spieltage absolvieren, um überhaupt Forderungen zu stellen. Wir schauen aktuell auf die 5. Liga und da hat früher unsere dritte Mannschaft gespielt.

HL-SPORTS: Was sagen deine Kollegen aus anderen Clubs, mit denen du dich sicherlich austauschst?

Eddy Schulz: Die sehen das ähnlich wie ich. Selbst Spitzenclubs müssen abwarten, was passiert. Ich zolle dem SV Todesfelde richtig Respekt, dass sie sich dafür entschieden haben, nicht in der Regionalliga zu spielen. Auch sie wissen nicht, wie es weitergeht und was sie erwartet. Das muss finanziell stimmen, weil da Umbauten durchgeführt werden müssen. Vor dieser Entscheidung habe ich hohen Respekt, die sicherlich nicht einfach für sie war. Immerhin sind sie Tabellenzweiter. Ich wünsche allen viel Glück und vor allem, dass sie gesund bleiben. Wie es weitergeht, weiß keiner und ich würde mich freuen, wenn von der SHFV-Seite etwas kommen würde.

HL-SPORTS: Dankschön für die offenen Worte und alles Gute.

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