VfB Lübeck: Aus 29 mach‘ 16 oder 19 – Winterabgänge? Bitte nicht! – und Hansa Rostock träumt

Rocco Leeser. Sportldirektor. Archivfoto: sr

Ein Kommentar von Karl-Heinz Tiedemann:

„Wir haben 29 Spieler unter Vertrag, da könnten schon ein, zwei Spieler noch gehen“, so wurde Rocco Leeser vor kurzem zitiert. Aus finanzieller Sicht hat der Sportchef des VfB Lübeck natürlich Recht. Ganz anders sieht es dagegen aus, wenn man es aus sportlicher Sicht betrachtet. Denn mit Sebastian Hertner (4 Einsätze), Elsamed Ramaj (3 Spiele), Tim Kircher (zweimal eingewechselt), Morten Rüdiger (nur ein Kurzeinsatz), Dren Feka und Jamie Shalom (noch ohne Einsatz) fielen gleich sechs Akteure verletzungsbedingt weitgehend aus. Damit bleiben also noch 23 Spieler.

Ebenfalls abziehen muss man eigentlich auch Moody Chana, Michael Luyambula und Lucas Wolf, die in erster Linie das vorgeschriebene Jugendkontingent besetzen. Gar keine Rolle mehr spielt Benjamin Gommert, der zumindest so lange nicht zum Einsatz kommen wird, solange sich Lukas Raeder nicht verletzt. Wären wir also bei (nur noch) 19 Akteuren. Keine große Rolle bei Rolf-Martin Landerl spielen – zumindest bisher – Patrick Hobsch (noch in Quarantäne), dem deshalb auch Abwanderungsgelüste nachgesagt werden, Sören Lippert und Tim Weißmann – und schon sind wir bei 16 Spielern. Winter-Abgänge? Das sollte man sich gründlich überlegen, da von Zugängen keine Rede ist. Denn in der Restsaison wird es noch ganz schön rund gehen.

Und leider hat sich die Lage durch die gestrige 1:2-Schlappe beim FSV Zwickau nicht verbessert – im Gegenteil. Zwickau ist vorbeigezogen, der VfB rangiert jetzt auf Platz 18 – und Bayern II und Magdeburg haben noch jeweils ein Nachholspiel zu bestreiten. Da droht noch ein weiteres Abrutschen in Richtung Tabellenende. Denn machen wir uns nicht vor: Die beiden folgenden Heimspiele gegen Mannheim (am Mittwoch) und Rostock (am Sonnabend) werden ganz sicher nicht einfacher.

Deichmann stocksauer: So geht das nicht!

Man hat gestern deutlich gesehen, wie wichtig Mirko Boland für den VfB ist. Als er ging, führten die Grün-Weißen noch mit 1:0 – und am Führungstor war der Ex-Braunschweiger mit einem Klassezuspiel auf Yannick Deichmann maßgeblich beteiligt, der übrigens beim „Magenta“-Interview stocksauer war. „Wir gehen – wie so oft – in Führung und schaffen es dann einfach nicht, den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Da müssen wir „Eier“ zeigen und schon am Mittwoch gegen Waldhof anders auftreten. Da muss jetzt eine knallharte Aussprache her“, war „Deichi“ gar nicht mehr zu beruhigen. Und auch Landerl war die Lust vergangen, der sich den wiederholt auftretenden Leistungsabfall nach der Pause nicht erklären konnte. Und ein weiteres Dilemma offenbarte sich. Als Pascal Steinwender kurz vor Schluss raus musste, kam mit Ryan Malone ein Abwehrspieler auf den Platz.

Sonnenklarer Elfmeter verweigert

Ärgerlich natürlich (aber das kann keine Ausrede sein), dass Schiedsrichter Florian Lechner (Hornstorf) bei Aktionen gegen Steinwender und besonders Ramaj (ein sonnenklarer Elfer) nicht auf den Punkt zeigte. Ja, wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech hinzu… „Wir sind stark genug, die Klasse zu halten, betonen Rocco Leeser und Thomas Schikorra unisono – wenn die Beiden sich da mal nicht täuschen. In Zwickau darf man eigentlich (wie zuvor auch schon in Kaiserslautern oder gegen Halle) nicht verlieren.

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Die Hoffnung, auf Grund von „finanziellen Verwerfungen“ anderer Klubs die Klasse zu halten, dürfte sich eher nicht erfüllen. „Wir spielen die Saison zu Ende“, hieß es am Anfang der Woche von Türkgücü München, doch inzwischen kommen von dort wieder ganz andere Töne. Präsident und Investor Hasan Kivran hat seinen Rückzug rückgängig gemacht – er will nun doch weitermachen. Und Zwickau? Knapp 2 Millionen Rücklage muss der Klub dem DFB nachweisen – und man glaubt, diese Summe auftreiben zu können. Und Wundertüte Uerdingen? Abwarten. Auf O-Töne der Klubs darf man in diesen Tagen wohl nicht viel geben. Da sollte man sich schon eher auf die Wintertransfers (siehe Extra-Aufstellung) konzentrieren.                          

Hansa Rostock kann noch nachlegen

Zumindest ein Verein aus unseren Breiten hat wohl keine Sorgen. Hansa Rostock richtet seinen Blick schon eher auf die 2. Liga – nachdem wenn auch recht mühsamen 1:0 über Unterhaching eine durchaus berechtigte Option. Mit Lion Lauberbach (Holstein Kiel) und Simon Rhein (1. FC Nürnberg) wurden zwei Spieler verpflichtet, denen man durchaus Chancen einräumen darf, auf Sicht in die Startformation zu rutschen. Rostock wieder in Liga 2: das wäre schon was.

Doch noch ist es viel zu früh, hochtrabende Pläne zu entwickeln. In dieser Liga kann nahezu jeder jeden schlagen – und man hat gerade wieder gesehen, wie schwer sich der FC Ingolstadt getan hat, um Duisburg mit 2:1 zu bezwingen. Rostock sollte auf dem Boden bleiben und das Momentum genießen. Die Vereinsverantwortlichen werden das tun – und den Fans kann man ja das Träumen ja nicht verbieten.

Rostock hat das Glück, keine Nachholspiele mehr bestreiten zu müssen. Bis zum Sonnabend-Spiel beim VfB Lübeck haben die Hanseaten eine ganze Woche Zeit, während Lübeck am Mittwoch noch gegen Mannheim ran muss. Das ist ein klarer Vorteil für Hansa, während der VfB wohl auf dem Zahnfleisch daherkommen wird.

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