VfB Lübeck: Die Wahrheit über das Finanz-Loch

Mitglieder-Informationsveranstaltung des Regionalligisten soll für klare Verhältnisse sorgen

Die beiden VfB-Vorstände Sebastian Harms (links) und Dr. Dieter Gudel (rechts) sowie Aufsichtsratsvorsitzender Carsten Abbe in der Mitte. Foto: Lobeca

Lübeck – Der nächste Countdown für den VfB Lübeck läuft. Die Mitglieder werden am kommenden Montagabend (14. Juli) auf einer Veranstaltung über das Chaos der vergangenen Jahre informiert. Alle sind gespannt, was die extra dafür einberufene Finanzkommission in rund drei Monaten herausgefunden hat. Aufgrund des großen Interesses nutzt der Regionalligist dafür das “Juniper“, wo schon die vergangenen Mitgliederversammlungen stattfanden.

Dritter Insolvenz entkommen

Es geht um eine Million Euro, die im vergangenen Winter ein Riesenloch in die Vereinskasse riss. Mit viel Aufwand und einer Mega-Unterstützung von Fans und Sponsoren wurde das Geld durch Spenden zusammengekratzt. Die Grün-Weißen entkamen so einer dritten Insolvenz. Doch war das alles?

Noch eine Rettung bis zum Sommer

Nach Informationen von HL-SPORTS sollen danach noch weitere Defizite aufgekommen sein. Eine weitere interne Rettung musste herhalten, um bis zum Sommer zu kommen. Das gelang ohne großes Getöse. Doch die Frage wird kommen, was in den vergangenen Jahren schieflief.

Montag ist Zahltag

HL-SPORTS fragte vor der großen Abrechnung bei Aufsichtsratsboss Carsten Abbe nach, doch viel wollte er noch nicht verraten. „Die Mitglieder sind uns am wichtigsten“, sagt er. Und weiter: „Sie sollen bei der Veranstaltung erfahren, was die Probleme auslöste und wie wir damit aktuell umgehen, diese zu bewältigen. Das muss sein, damit wir nicht schon wieder in Seenot kommen, wo es ungemütlich werden könnte. Das muss ein Ende haben.“

Verein lebte „über eigene Verhältnisse“

„Wir mussten uns, auch Dieter Gudel, nach unserer Amtsübernahme selbst erstmal durch alles arbeiten. Da findest du im Laufe des Jahres immer noch andere Baustellen, wo du dich fragst, wo das nun schon wieder herkommt. Die waren beispielsweise im Dezember nicht sichtbar. Wir wollen den Verein konsolidieren und genau das nicht machen, was die vergangenen Jahrzehnte passierte – nämlich über die eigenen Verhältnisse leben, um dann irgendwo einen neuen Geldregen von verdienten Sponsoren anzufordern. Das macht man einfach nicht in so einem Stil, wenn man wirtschaftlich vernünftig arbeitet“, so Abbe vorweggreifend.

„Chance für Spieler und Verein“

Das Bild der Mannschaft für die neue Saison ist bis jetzt ein Ergebnis dieses Sparkurses. Das sieht der Aufsichtsratsvorsitzende nicht ganz so und meint: „Selbstverständlich sind das alles junge und hungrige Spieler und was unser Sportvorstand Sebastian Harms mit seinen zur Verfügung stehenden Mitteln bisher auf die Beine gestellt hat, ist absolut mit großem Respekt zu sehen. Ja, es ist nicht viel Geld da. Ja, wir können aktuell keine großen Sprünge machen. Aber es ist auch eine Chance für die Spieler und den Verein, sich einfach für die Zukunft besser aufzustellen. Was nützt es uns, viel Geld zu verbrennen, um dann keines mehr zu haben und wieder vor einem großen Fragezeichen zu stehen?“

Kreislauf des Todes

Abbe betonte, dass man ansonsten im kommenden Winter wieder vor der gleichen Situation stehen könnte, dass es eng in der Kasse wird, wie eben zuletzt. Ein Kreislauf des Todes. „Natürlich brauchen wir mehr Sponsoren, immer. Aber wir haben auch diesen Sponsoren und vor allem ja auch unseren Mitgliedern eine Verantwortung. Wir können große Reden schwingen und dann kleinlaut werden. Das ist nicht mein und nicht unser Weg, den wir sehen“, so Abbe weiter.

Die Not zur Tugend machen?

Man sei nun in der Lage, klarere Aussagen über den Verein und seine Gesundheit zu tätigen – und da wo es krankt. Das soll am Montag der Fall sein. Der Gremium-Chef: „Die Fans fordern doch aber auch seit Jahren, die eigenen Talente mit einzubinden. Das ist eine Option, die wir nun gehen müssen. Wir haben einen Top-Trainer der schon in seinen vorherigen Stationen gezeigt hat, dass er insbesondere junge Spieler exzellent weiter entwickeln und im Team super performen und überraschen kann. So rum muss man das auch sehen. Es gibt ja auch genug Vereine in Deutschland, die genauso etwas vormachen. Der andere Weg hat nicht funktioniert, also jetzt also mal so.“

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Volles Vertrauen in handelnde Personen

Abbe schloss allerdings nicht aus, dass noch etwas auf dem Transfermarkt passieren würde, was größere Namen mit sich bringen könnte. Allen ist bewusst, dass der Kader noch sehr klein ist. „Wir haben bis zum Ende des Transferfensters noch Zeit und großes Vertrauen in die handelnden Personen. Nicht ohne Grund wurde deswegen der Vertrag mit Sebastian Harms kürzlich verlängert. Auch das ist ein Zeichen, das man gerne sehen darf“, betont Abbe. Die Abgänge tun auch ihm weh, aber „andere Vereine sind finanziell einfach derzeit besser aufgestellt“. Ihm ist allerdings auch wichtig, dass man sich im Aufsichtsrat aus dem sportlichen Bereich absolut heraushält: „Das ist Aufgabe des Trainerteams und des Vorstands. Wir sind Kontrollgremium, nicht mehr und nicht weniger.“

„Stück für Stück“

Abschließend sagte Abbe zu HL-SPORTS: „Niemand muss Angst haben, dass der VfB Lübeck untergeht oder in der Oberliga spielt. Wir wissen, dass wir uns nicht zu Tode sparen dürfen, aber wir müssen auch wirtschaftlich denken. Die Mischung macht es doch am Ende aus. Und dafür haben wir einen Top-Vorstandsvorsitzenden, um den uns viele Vereine beneiden und der einen echt sehr, sehr guten Job macht. Ich könnte mir keinen besseren vorstellen, er lebt diesen Verein und gleicht einer Maschine, dazu Sebastian Harms und Tobias Redlich, die exzellente Arbeit machen. Das macht uns ganz viel Mut für die Zukunft. Ruhe bewahren und hanseatisch agieren – das ist die Devise. Der Montag wird den Verein weiter stärken. Was wir im Dezember begonnen haben, ist ein positiver Meilenstein für den VfB Lübeck und da machen wir jetzt weiter – Stück für Stück.“

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Bildquellen

  • Harms, Abbe, Gudel: Lobeca
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