
Hamburg – Acht Tore in neun Spielen: Für einen Bundesliga-Aufsteiger mit den Ansprüchen des Hamburger SV ist das zu wenig. Trainer Merlin Polzin hat sein Team defensiv stabilisiert, doch im Angriff fehlt die Durchschlagskraft. Immer häufiger fällt dabei ein Name: Ransford Königsdörffer.
Königsdörffer läuft, kämpft – aber trifft nicht
Der 24-Jährige steht nach neun Bundesliga-Partien weiter ohne Tor da, verschoss sogar einen Elfmeter im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (0:1). Polzin setzt trotzdem auf ihn, weil er mit Tempo, Einsatz und Laufstärke ins System passt. Königsdörffer arbeitet viel gegen den Ball, zieht Wege und sorgt für Bewegung. Doch im Strafraum fehlt die Effektivität.
Oft kommt er aus ungünstigen Positionen zum Abschluss oder verpasst den Moment für den Pass. Die Fans sehen das kritisch – und wünschen sich mehr Zielstrebigkeit vorne.
Glatzel bleibt die Alternative – aber auch das Symbol
Robert Glatzel, Torgarant aus Zweitliga-Zeiten, kommt beim HSV derzeit nur selten zum Zug. Dabei ist er der klassische Vollstrecker, den Hamburg in dieser Phase gebrauchen könnte. Wenn Glatzel spielt, wird das Spiel direkter, die Flanken finden wieder einen Abnehmer, und der Gegner wird im Strafraum gebunden. Im Pokal in Heidenheim traf er per Elfmeter zum Weiterkommen. Die gesamte Mannschaft feierte ihn und für den 31-Jährigen war das ein Signal Richtung Trainerbank. In Köln wieder nur die Bank, erst in der Nachspielzeit durfte der Goalgetter ran.
Das Problem: Polzin setzt auf Ballkontrolle und Tempo statt auf Strafraumpräsenz. Glatzel passt in diese Idee nur bedingt. Doch die Statistik ist eindeutig – Hamburg braucht dringend Tore – und der Torjäger sitzt auf der Bank.
Polzin will Entwicklung – die Fans wollen Ergebnisse
Der HSV-Coach bleibt ruhig und verfolgt konsequent seinen Plan.
„Wir müssen aus unseren Situationen mehr Torgefahr entwickeln und mutiger im Abschluss werden“, sagte Polzin bereits nach dem Spiel in Leipzig.
Das ist kein Lippenbekenntnis, sondern die zentrale Baustelle. Hamburg spielt ordentlich, kontrolliert – aber zu brav. In den letzten Dritteln fehlt das Risiko.
Systemfrage oder Sturmfrage?
Polzins Fußball funktioniert, wenn alle Abläufe sitzen – doch manchmal braucht es eben auch einen Instinktspieler. Jemanden, der sich nicht an die Struktur hält, sondern einfach trifft. Königsdörffer arbeitet für die Mannschaft, Glatzel arbeitet für das Ergebnis.
Die Lösung könnte zwischen beiden liegen: ein Mix aus Tempo und Abschlussstärke. Ein Doppelsturm wäre zwar untypisch für Polzins Stil, aber vielleicht genau das Signal, das die Fans fordern. “Ransi“ als Arbeiter und “Bobby“ als Torjäger.
Der HSV braucht wieder Wucht
Die Rothosen haben sich spielerisch stabilisiert, doch das allein reicht in der Bundesliga nicht. Wer Tore verhindern kann, muss sie auch machen. Königsdörffer verdient Respekt für seine Arbeit – aber Hamburg braucht jetzt Tore. Und die schießt am Ende eben meist ein klassischer Stürmer.
Euphorie im Volkspark muss zurückkommen
Die Diskussion um den Angriff ist berechtigt. Wenn der HSV wieder jubeln will, muss Glatzel zurück ins Zentrum des Geschehens. Denn schöner Fußball ohne Tore bringt keine Punkte – und keine Euphorie im Volkspark.
Bildquellen
- Glatzel, Königsdörffer: Lobeca/Andreas Hannig
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