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Zukunft VfB Lübeck – Neues Denken

Ein Kommentar von Chefredakteur Roland Kenzo

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Ein neuer Vorstandsvorsitzender scheint gefunden, der neue Cheftrainer – ein Fußball-Lehrer – soll in der kommenden Woche bekanntgegeben werden und der Sportvorstand darf bleiben. Beim VfB Lübeck soll wenigstens nicht alles auf links gedreht werden – das ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Doch ist das nur die halbe Wahrheit?

Neuanfang

Eines ist klar: Es ging von Anfang an nur um den Klassenerhalt in der 3. Liga und um nichts anderes. Wunder gibt es immer wieder, doch das blieb allerdings aus. Schade für die Fans und den Verein. Dennoch ist das kein Beinbruch. Es war ein Versuch – und das ist positiv. Die Grün-Weißen haben es nicht geschafft, nach dem ersten Abstieg 2021 im zweiten Anlauf in dieser Saison den Profifußball in der Hansestadt zu etablieren. Es geht zurück in die Regionalliga. Einen Neuanfang soll es geben, allerdings nicht wie beim vergangenen Mal. Einiges bleibt, anderes soll ausgebaut werden.

Kommunikation

Die Baustellen auf der Lohmühle sind viel größer als man annimmt. Der Familien-Touch geht immer wieder verloren, meist in schwierigen Zeiten. Nicht selten ist man in der Vergangenheit in wilden Aktionismus verfallen, wie gerade erst in der Vorwoche. Ein Hintergrundgespräch mit einer Zeitung sollte für neuen Auftrieb sorgen. Am Ende ging das schief. Ein Kopf rollte bereits, ohne dass die entsprechende Person das intern mitgeteilt bekam.

Das Team des VfB Lübeck stand zu selten in einer Reihe vor der Pappelkurve und feierte mit den Fans. Foto: Lobeca/Wolf Gebhardt

Eigentor

Mit dem Vorhaben, sich „professioneller“ aufzustellen, kam man so nicht einmal drei Tage weit. Dieses Mal zeigten sich einzelne Personen aus der Chefetage nicht drittligatauglich, reihten sich in die Dramen der Corona-Saison ein und lieferten sich ohne Not aus. Ein klassisches Eigentor, das nicht fallen hätte dürfen: Im Nachgang, als das Thema schon wieder in der Agenda nach unten rutschte, noch Statements zu bringen, die zwar schön anzusehen, jedoch unnütz waren. Warum? Genau das ist es, was man in dem eigenen Kosmos sieht, ohne in der Milchstraße eine Ecke weiterzugucken. Weniger reden, mehr machen. Das klappte seit knapp zwei Jahren doch richtig gut.

Unterstützung

Mit dem zweiten Abstieg aus der 3. Liga innerhalb von nur drei Jahren lernte man anscheinend nicht viel aus dem ersten Versuch. Ja, es ist richtig, dass die Grün-Weißen um jeden Fan, um jeden Sponsor und jeden Spieler kämpfen müssen. Richtig scheint ebenfalls, dass im Land Schleswig-Holstein die Politik möglicherweise viel Handball im Kopf hat oder sich für Fußball nicht so sehr interessiert. Stabilität halten, Stärken stärken und Schwächen schwächen – es ist einfach, wie auf dem Platz.

Infrastruktur

Beim zukünftigen Regionalligisten VfB Lübeck fehlt etwas? Es sind nur Außeneindrücke, doch man darf wohl behaupten, dass die Infrastruktur nicht einmal einem Standard von 2014 entspricht. Das vereinseigene Stadion Lohmühle ist charmant, allerdings in der Gänze nicht für Profifußball geeignet. Man ist eben familiär und klein, trägt die Kosten selbst. Das muss man ebenfalls beachten. Geld, das beispielweise nicht in den Kader gesteckt werden kann. Die Trainingsplätze gehören der Stadt, doch auch hier ist man amateurhaft aufgestellt.

Morten Rüdiger ist ein waschechter Lübecker Jung‘. Foto: Lobeca/Henning Rohlfs

Power

Finanzen? Schwieriges Thema, aber man muss es ansprechen. Es ist schön, dass der VfB Lübeck treue Sponsoren hat, die sich teils sogar selbst stark einbringen. Geschafft hat man es trotzdem nicht, die großen Player grün-weiß zu infizieren. Weniger Stock, mehr Arsch in der Hose und Einsatz in dem Bereich muss her. Die Power fehlt, die Ideen sind klein. Der Club zum Anfassen ist man nicht. Wie oft tauchten Spieler oder Trainer auf Veranstaltungen von Sponsoren oder Gönnern auf, einfach mal so? Wenn Termine nicht passen, können die nicht passend gemacht werden? “Woher kommt das Geld“ sollte man sich selbst fragen. Mit einem 19. Tabellenplatz hat man nicht überzeugt, also muss man in die Offensive gehen und die Öffentlichkeit suchen oder zumindest diejenigen, die dafür sorgen, dass die Party überhaupt möglich ist.

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Nachwuchs

Nachwuchs? Immerhin hat man das “Tabula Rasa“ nach der Saison 2020/2021 nicht fortgeführt. Damals wurde in der Jugendabteilung der eine oder andere Cut vorgenommen. Clever war das vermutlich nicht, denn mit einst drei Regionalliga-Jahrgängen ging es danach komplett bergab. Zum Vergleich: In der Saison 2013/2014 spielte man in der A-Junioren-Bundesliga. Im vergangenen Jahr gab es in der U19 nur noch Oberliga zu sehen. Aktuell sieht es zumindest danach aus, dass der VfB in der aktuellen Spielzeit mit Platz acht den Klassenerhalt in der Regionalliga schaffen könnte. In der B-Jugend-Oberliga führt man die Tabelle mit einem guten Puffer an. Und das C-Jugend-Regionalliga-Team hat am Sonnabend Spitzenreiter VfL Wolfsburg mit 3:0 besiegt, spielt sicher in der kommenden Saison weiter in der Klasse.

Luschern

Das Thema Nachwuchs ist einfach wichtig und daraus entsteht die Durchlässigkeit nach oben. Zudem versäumt man es anscheinend jedes Jahr aufs Neue, talentierte Jugendliche mit Verträgen auszustatten. Statt einer saftigen Ablösesumme von möglicherweise mehreren 10.000 Euro, gibt man sich mit einer mickrigen Ausbildungsentschädigung zufrieden, die im kleinen einstelligen Tausender-Bereich liegt – finde den Fehler. Ein Nachwuchsleistungszentrum, wie es beispielweise im Umkreis von 100 Kilometern gleich vierfach auftaucht (HSV, FC St. Pauli, Holstein Kiel, Hansa Rostock), ist in Lübeck nicht in Sicht. Doch wie wäre es, wenn man sich bei anderen Sportarten oder Vereinen, das eine oder andere abguckt? Beispielweise landen immer wieder talentierte Handballerinnen aus der Jugend des VfL Bad Schwartau im “Internat“ des Buxtehuder SV. Eine kleine Kopie davon wäre doch eine Idee.

Bravo

Wie man diese Durchlässigkeit im eigenen Verein hinbekommt, hat man am Freitag gesehen. Zwei Debütanten aus dem eigenen Stall gab es. Mika Lehnfeld kam, sah und traf, legte sogar noch einmal vor. Ein eigenes Tor sowie ein Assist in der 3. Liga schmücken den 18-jährigen A-Jugend-Spieler nun in seiner Vita. So ein Eigengewächs braucht man. Der zweite war Yasin Varol (20). Auch er ist ein Grün-Weißer. Es geht doch. Der Lübecker Weg kann nur so funktionieren. Die Nummer, auf erfahrene Profis zu setzen, hat null funktioniert. Verzockt. Wie im Landespokal, dort schied man gegen den Stadtrivalen 1. FC Phönix Lübeck aus, wie auch immer das passieren konnte. Das nackte Ergebnis zählt und interessiert in der Statistik später, ohne Sternchen und dem wieso, weshalb, warum…  

Emanuel Adou ist ein Baustein für die Zukunft beim VfB Lübeck. Foto: Lobeca/Wolf Gebhardt

Magnet

Sucht man nach Dingen, die optimiert werden müssten, findet man sicherlich noch mehr. Ja, der VfB Lübeck ist nach wie vor ein Magnet, wenn auch ein schwacher – allerdings einer der kleinsten Fische im Teich der Größeren. Ein Schritt zurück muss nicht schlimm sein, doch dann muss es wieder nach vorne gehen. Die großen Hoffnungen liegen also in dem neuen Vorstandsvorsitzenden, der hauptamtlich alles auf den Kopf stellen und dann ein maßgeschneidertes Konzept der Zukunft umsetzen muss – nicht darf. Der Auftrag muss klar sein. Und dann ist man gespannt, welcher Fußball-Lehrer es schafft, die Jugend noch mehr zu integrieren. A-Lizenzinhaber Bastian Reinhardt wird es nicht. Der 48-Jährige erfuhr offenbar aus einer Zeitung, wie man sich eine weitere Zusammenarbeit vorstellt – nämlich gar nicht. Dabei schafften auch unter ihm Emanuel Adou (6 Einsätze) und seit kurzem Jannik Westphal (2 Einsätze) sowie die beiden anderen erwähnten Youngster in dieser Saison den Sprung in den Profibereich. Der neue Chefcoach muss genau diesen Mut mitbringen, aber dafür soll er ja Fußball-Lehrer sein.

Chance

Also VfB Lübeck, reiß dich zusammen und pack diese und andere Themen an, die mittel- und vor allem langfristig Erfolg bescheren – statt kurzfristig aufzutauchen, um dann wieder unterzugehen und wieder in alte Verhaltensmuster zu fallen. Passiert nichts, wird es immer so weiter gehen. Für die Regionalliga in der Regel zu gut und in der 3. Liga einfach zu schlecht. Die Tabelle lügt nicht. Eine Identität muss her und lokale Jungs, Jungs aus der Stadt. Marvin Thiel und Morten Rüdiger spielen nach wie vor in grün-weiß. Andere wie Ahmet Arslan (ehemals 1. FC Magdeburg) sowie Sirlord Conteh (SC Paderborn) haben es in die 2. Bundesliga geschafft. Warum nicht auch andere? Und dann irgendwann auch: Warum nicht der VfB Lübeck?

Hat sich DAZN verzockt und sollte Sky die Bundesliga wieder alleine übertragen?

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Bildquellen

  • Lehnfeld, Thiel: Lobeca/Andreas Knothe
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1 Kommentar

  1. Ich mache selber ein bisschen Werbung im Stadion, jedoch nicht für mich sondern ich mache das für den Verein. Irgendwie wünsche ich mir dafür etwas mehr Wertschätzung durch den Verein. Das war zu Zeiten von Molle Schütt ganz anders.

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