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Lübeck – Die eingefleischten Raubmöwen-Fans werden sich noch gut an den 20. September 2015 erinnern. Mit dem nahezu komplett neu formierten Drittligateam schafften die Travemünder Raubmöwen ein fast schon sensationelles 30:23 beim als sehr stark eingeschätzten TV Oyten. In den Wochen und Monaten danach hat sich das Bild ein wenig relativiert, Oyten spielt erfolgreich im oberen Tabellendrittel, während beim TSV der Abstiegskampf eingeläutet wurde. Doch die Weihnachtspause scheint den Ostsee-Handballerinnen bestens bekommen zu sein, denn auch im Rückspiel fand Travemünde die richtigen Mittel und bezwang den TVO durchaus verdient mit 26:24 (13:13).

Oytens Kreisläuferin Jana Kokot, vor der das Travemünder Lager sehr großen Respekt hat, sprach nach der zweiten Saisonniederlage gegen die Raubmöwen von einem verdienten Ergebnis: „Wir haben es einfach nicht geschafft, uns gegen die offensive Deckung entscheidend durchzusetzen.“ Ähnlich sah es auch Travemündes Trainer Olaf Schimpf: „Oyten gehört genau deshalb zu den Gegnern, die uns liegen. Das hat unsere Mannschaft heute sehr gut umgesetzt. Im neuen Jahr fangen wir mit einem weißen Blatt Papier an.“

Team-Manager Christian Görs: „Mein gutes Bauchgefühl hat mich heute nicht getäuscht. Oyten ist unser zweites Mainz!“ Zur Erinnerung: Der TSV Travemünde verlor in seinen beiden Abstiegsjahren aus der 2. Bundesliga keine der vier Begegnungen gegen die Mainzerinnen. Vielleicht steckte auch ein Schuss Aberglaube hinter dem Sieg. Denn wie schon vor dem Hinspiel gab es ganz bewusst auch heute einen neuen Satz Socken. 

Gegen allerdings Ersatz geschwächten Gäste –so fehlte zum Beispiel Linkshänderin Lena Schulz nach einer Weisheitszahn-Operation- ging es stockend los. So benötigte der TSV Travemünde drei Angriffe, um durch Malin Stammer nach 2:54 Minuten das erste Punktspieltor des neuen Jahres zu erzielen.

Da auf der anderen Seite der vierte Oytener Angriff keinen Erfolg brachte, erhöhte Marte Nicolai mit einem Tempogegenstoß auf 2:0. Es musste eine Siebenmeter her, um den TV  Oyten ins Spiel zu bringen. Jacqueline Reinhold verwandelte gegen Hanna Belgardt.

Die Folgeminuten gehörten den Travemünder Mädels. Über das 5:2 Malin Stammers, dass in der zwölften Minuten für die erste Oytener Auszeit sorgte, hielt der TSV bis zur 16. Minute ein 8:5. Für noch mehr Sicherheit und Spielfluss sorgte das nicht, innerhalb von sechs Minuten lag das Schimpf-Team mit 8:10 zurück. Aber im Vergleich zu vielen Spielen zuvor blieb der Bruch aus, angeführt von einer mittlerweile dirigierenden Pia Dalinger kämpften sich die Raubmöwen wieder heran und schafften durch die ebenfalls überzeugende Malin Stammer kurz vor der Pause das 13:11. Die Chance zu einer noch höheren Führung war da, doch scheiterte unter anderem Lara Kieckbusch mit einem versuchten Heber, der von der Latte zurück ins Feld sprang. So kam Oyten noch zum Ausgleich. Den letzten Angriff der ersten Hälfte vergab Travemünde zu überhastet.

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Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie die erste, mit Fehlversuchen auf beiden Seiten. Dieses Mal war es allerdings der TV Oyten, der den ersten Treffer bejubeln durfte. Pia Marie Franke traf in der 35. Minute. Die Mannschaft von Sebastian Kohls setzte nach und zog nach Toren von Jacqueline Reinhold und Anna-Lena Kruse auf 16:13 weg. Erst Marthe Nicolai vermochte, den drohenden Oytener Lauf zu stoppen.

Ein höchst umstrittener Siebenmeter, Mirlinda Hani soll gegen Katharina Kruse durch den Kreis abgewehrt haben, erhielt mit der Parade Hanna Belgardts die ausgleichende Gerechtigkeit. Im Gegenzug setzte wiederum Marthe Nicolai mit dem Anschlusstreffer zum 15:16 einen weiteren Erfolgsmoment oben drauf. Zudem gelang den Raubmöwen durch Pia Dalinger in der 41. Minute der Ausgleich zum 17:17. Die Junioren-Nationalspielerin zeichnete sich kurz darauf auch für das 18:18 und sogar 19:18 verantwortlich. Nicht nur in dieser Phase hatte Torhüterin Hanna Belgardt ihren Anteil daran, dass die Gastgeberinnen das Spiel gegen den Favoriten ausgeglichen und sogar leicht überlegen gestalteten. So behielt die Nummer 1 der Raubmöwen in einigen Eins-gegen-eins-Duellen die Oberhand. Auch die Abwehr, mittlerweile ohne die mit zwei Zeitstrafen belastete Laura Neu, wirkte zunehmend sicherer.

Vorne setzte Pia Dalinger dem Raubmöwen-Spiel weiter ihren Stempel auf. Sowohl als Vorbereiterin als auch als Vollstreckerin. Die Treffer zum 21:18 und 22:18 gingen ebenfalls auf das Konto der seit gestern 17-Jährigen. Das hieß aber noch nicht, dass dieses Duell nach mittlerweile 55 gespielten Minuten entschieden war. Der TV Oyten kämpfte verbissen in der dabei aber immer fairen Begegnung. Als Katharina Kruse auf 20:22 für den TV Oyten verkürzte, war die Travemünder Angst vor einer Wende spürbar. Zumindest auf den Rängen, die Spielerinnen selbst blieben bei aller Anspannung ruhig. Es war Malin Stammer, die sieben Sekunden vor dem Schlusspfiff das entscheidende 26:23 beisteuerte und heute ihre bisher beste Saisonleistung abrief. Das 24. Oytener Tor ging im Travemünder Freudentaumel unter.

Der ist natürlich Balsam für die Raubmöwen-Seele. Nicht zuletzt deshalb, weil er zwei ganz wichtige Punkte für den angestrebten Klassenerhalt brachte.

Zudem sollte dieser Erfolg weiteres Selbstvertrauen für die anstehende Hürde beim TSV Nord Harrislee (mit der ehemaligen Travemünderin Luisa Kieckbusch) bringen. Wer die Raubmöwen am kommenden Samstag auch in Nord Harrislee unterstützen möchte, kann das live vor Ort tun. Für das Auswärtsspiel wurde ein Bus gechartert, Anmeldungen werden unter cg@raubmoewen.com entgegengenommen. Abfahrt ist um 13.30 Uhr am Hagebau-Markt an der Lohmühle. Der Preis für Fahrt und Eintrittskarte beträgt 10,00 Euro.

Die Raubmöwen siegten mit: Belgardt – Schoeneberg (2), Gläfke, Stammer (6), Nicolai (4), Hartstock (2), Popiol, Karau, Kieckbusch, Welchert (1), Dalinger (6), Neu (4/4), Hani (1) – Patalas, Fischer, Karau, Jochims.

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