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Nord Harrislee – Diese Niederlage haben sich die Travemünder Raubmöwen selbst zuzuschreiben. Nach dem starken Erfolg gegen den TV Oyten blieb von der ansehnlichen Leistung im Gastspiel in Nord Harrislee nicht mehr viel übrig. In einer insgesamt sehr schwachen Drittliga-Partie, die die Bezeichnung Abstiegsk(r)ampf allemal verdiente, zog das Schimpf-Team mit einer bitteren, dabei ebenso unnötigen 19:20 (9:9)-Niederlage den Kürzeren. 58 Minuten lang herrschte in der Regel Tristesse, die letzten 120 Sekunden waren von Hektik, Roten Karten und anderen lautstark diskutierten Schiedsrichterentscheidungen sowie einer Travemünder Aufholjagd mit nur drei(!) Feldspielerinnen geprägt.

Die Raubmöwen legten einen Blitzstart hin. Laura Neu nach nur 21 Sekunden sowie Jana Gläfke sorgten für eine 2:0-Führung. Diese glich der Nord Harrislee sogleich aus, ehe Mirlinda Hani von links außen die erneute Gästeführung gelang. Gespielt waren sechs Minuten. Anschließend fand der Ball innerhalb der gleichen Zeit den Ball in keines der beiden Tore. Auf Travemünder Seite lag das auch an der funktionierenden, offensiv agierenden Abwehr mit einer vorgezogenen Jana Gläfke und einer wieder gut aufgelegten Hannah Belgardt. Travemündes Trainer Olaf Schimpf ist bekannt dafür, dass er seinen Spielerinnen ausreichend Verschnaufpausen gönnt. So nahm er mit Sophie Hartstock für Mirlinda Hani, Pia Dalinger für Laura Neu, Freya Welchert für Malin Stammer und Lara Kieckbusch für Marthe Nicolai nach zehn Minuten gleich vier Wechsel vor. Die allgemeine Torflaute endete mit dem 2:4 durch Lara Fischers verwandelten Siebenmeter.

Als erneut Lara Fischer in der 21. Minute das Travemünder 8:5 erzielte, sah es gut aus mit dem Vorhaben Auswärtssieg. Leider sorgten einige Faktoren dafür, dass die Leistungskurve bis zur Pause rapide sank. Und das lag nicht nur an dem Gesichtstreffer von Sarah Lena Börnsen, der Hannah Belgardt eine Zwangspause verordnete!

Dem Travemünder Spiel tat auch diese Szene alles andere als gut. Im Angriff fehlte die Struktur, so wurde nur selten ein angedachter Spielzug bis zum Ende durchgeführt. Das hatte zur Folge, dass die Raubmöwen bis wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff kein Tor mehr gelingen sollte, dem Nordexpress hingegen derer vier. Mit einem sehenswerten Treffer von der Linksaußenposition schaffte Sophie Hartstock immerhin noch den Ausgleich, bevor es in die Kabinen ging.

Die Anfangsphase der zweiten Hälfte verlief für den TSV Travemünde gar nicht so schlecht. Dem erneuten Führungstor durch Merle Carstensen setzten Laura Neu und Stephanie Schoeneberg die Raubmöwen-Treffer elf zehn und elf entgegen.

Eine umstrittene Zeitstrafe gegen Jana Gläfke, der sofort eine zweite gegen Olaf Schimpf (Steffi Schoeneberg trat die Strafe für den Trainer an) folgte die doppelte Unterzahl. Da sich aber auch Nord Harrislee auf einem allenfalls mäßigen Drittliganiveau bewegte, blieb es bei lediglich einem Nord-Treffer während dieser zwei Minuten.

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Und trotzdem: Der TSV Travemünde vermochte es danach nicht, dem Spiel gegen die zuletzt drei Mal sieglosen Gastgeberinnen seinen Stempel aufzudrücken. Die Zuschauer in der Holmberghalle erlebten weiterhin einen sehr zähen Handballnachmittag, in dem der Nordexpress lange mit ein bis zwei Toren vorne lag. Beim Rückstand von 11:13 verhinderte die wieder zwischen die Pfosten zurückgekehrte Hannah Belgardt mit zwei Paraden Eins-gegen-Eins einen wahrscheinlich vorentscheidenden Viertore-Rückstand. Kurzzeitige Hoffnung neben Hannah Belgardt gab Marthe Nicolai mit ihren drei Treffern in Folge. Doch auch das reichte nicht, zumal Mirlinda Hani und Physiotherapeutin Angela Popiol nach 58:41 Minuten disqualifiziert wurden. Während Popiol eine Harrisleer Spielerin angerempelt haben soll, ließ sich Hani in der aufkommenden Hektik dazu hinreißen, dem Schiedsrichtergespann Patrick Isler und Kolja C. Scepanik ein lautstarkes „Ihr pfeift scheiße!“ mit auf den Weg zu geben. Dieser Ausruf wurde im Spielbericht vermerkt und zieht eine Sperre von mindestens einem Spiel nach sich. Linda Hani (auf dem Foto mit der Nummer 77) später, als sich die Gemüter wieder ein wenig beruhigt hatten: „Im Nachhinein tut mir das leid. Vor allem für die Mannschaft, bei der ich mich auch sofort entschuldigt habe.“

Zu diesem Zeitpunkt führte Nord Harrislee eigentlich uneinholbar mit 20:17. Die letzten 80 Sekunden zeugten davon, dass auch der Nordexpress alles andere als Bestnoten verdiente. Drei (!) Travemünder Feldspielerinnen –Steffi Schoeneberg saß ebenfalls eine Zeitstrafe ab- bäumten sich noch einmal auf und verkürzten kurz vor Ultimo auf 19:20 durch Pia Dalinger. Der letzte Nord Harrisleer Angriff endete in einem Zeitspiel, so dass der TSV Travemünde tatsächlich noch die unerwartete Chance zum Unentschieden erhielten. Langer Ball Hannah Belgardts auf Marthe Nicolai. Diese wurde gefoult, es gab lediglich einen Freiwurf. Von halbrechter Position traf Sophie Hartstock nur das Außennetz.

Überhaupt nicht einverstanden mit einer Reihe mit einer Reihe von Schiedsrichterentscheidungen zeigte sich ein Großteil des Travemünder Lagers. Dennoch: Der zunächst offenbar verweigerte Sportgruß nach der Niederlage sorgte für Unverständnis auf der Tribüne und hätte einen faden Beigeschmack hinterlassen. Nach wenigen Sekunden besannen sich die Raubmöwen aber wieder und holten diese Selbstverständlichkeit nach. Schimpf relativiert: „Wir wollten lediglich Ruhe in die Hektik bringen und weitere Rote Karten vermeiden. Wir haben dem TSV Nord Harrislee zum Sieg gratuliert und sehen weiter, was die nächsten Wochen bringen. Der Mannschaft mache ich überhaupt keinen Vorwurf. Wir lagen dreieinhalb Minuten vor Schluss mit einem Tor zurück, es war alles drin. Die Mädels haben sich allesamt den Allerwertesten aufgerissen.“

Während der TSV Nord Harrislee recht entspannt in die nähere Zukunft blicken darf, bleibt der Travemünder Fokus weiterhin nach unten und insbesondere den Rostocker HC gerichtet. Das Trikot der Raubmöwen bleibt am kommenden Wochenende im Schrank, denn die meisten Spielerinnen konzentrieren sich dann voll auf den Bundesliga-Heimspieltag gegen Leverkusen, Dortmund und Remshalden.

Die Raubmöwen spielten mit: Belgardt, Patalas – Schoeneberg (2), Fischer (2/1), Gläfke (1), Stammer, Nicolai (4), Hartstock (3), Kieckbusch (1), Welchert (1), Dalinger (2/1), Neu (2), Hani (1) – Karau, Popiol, Jochims

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