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Stockelsdorf – Auch fast eine Woche nach seinem Rücktritt ist die Enttäuschung bei Matthias Steinhoff spürbar. Am Dienstag hatte der Übungsleiter der Handballfrauen des ATSV Stockelsdorf die Brocke hingeworfen, hatte die Konsequenzen aus einem Vorgang gezogen, der sich aktuell immer mehr als Trend abzeichnet: die eigene Mannschaft hatte den Trainer abgesägt. Von einvernehmlicher Trennung, wie in lokalen Lübecker Medien geschrieben, kann daher kaum eine Rede sein.

„Am letzten Montag wurde ich zum stellvertretenden Abteilungsleiter Fabian Jäger gerufen. Dieser teilte mir mir, dass die Mannschaft in der kommenden Saison nicht mehr mit mir „zusammenarbeiten wolle“, berichtet Steinhoff über einen Termin, welcher das Vertrauen in den ATSV, aber vor allem in seine Mannschaft erschütterte. „Ich war einigermaßen überrascht, da ich vorab hierüber nichts von der Mannschaft bzw. Abteilungsleitung erfahren hatte, mich niemand informierte, um vielleicht in Gesprächen etwaige Missverständnisse ausräumen zu können“, war der Trainer, welcher erst im Sommer zum Oberligisten gewechselt, erstaunt und zog daraus die Knosequenzen: „Daraufhin habe ich mich vor dem darauffolgenden Dienstagstraining vor die Mannschaft gestellt und deutlich gemacht, dass ich diese Umgangs- und Vorgehensweise nicht akzeptieren kann, für respekt- und charakterlos halte und mir die Mannschaft somit ja auch das Vertrauen entzogen hat. Dieses macht es mir unmöglich, vertrauensvoll weiter zu trainieren und ich habe meinen Posten mit sofortiger Wirkung zur Verfügung gestellt.“

Das „Warum“ lässt sich nur schwer ergründen, gerade von Außen. Sportlich hatten sich die ATSV-Frauen zuletzt gefangen. Schwebten sie vor der Weihnachtspause noch in Abstiegsgefahr, so haben sich die Stockelsdorferinnen mit fünf Siegen und einem Remis aus den letzten Spielen entscheidend vom Tabellenende abgesetzt und werden die Saison im Mittelfeld der Tabelle beenden – gar nicht so schlecht für eine Umbruchsaison.

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Vielleicht verstärkt sich der aktuelle Trend weiter, dass vor allem die Mannschaften über ihre Übungsleiter entscheiden. „Ich bin sicherlich nicht glücklich darüber, aber diese Abhandlungen scheinen ja langsam zur normalen Methode zu werden, dass es sich Mannschaften -aus welchen Gründen auch immer- recht einfach machen und über ihre Trainer entscheiden können“, legt Steinhoff den Finger in die Wunde: „Vereins- und Abteilungsführungen scheinen auch eher dahin zu tendieren, die Mannschaften zu unterstützen und die Trainer im Regen stehen zu lassen.“ Auch wenn dies, wie Steinhoff selbst sagt, eine subjektive Sicht der Dinge ist, gibt es gerade in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Beispiele für die Macht von Spielerinnen und Spielern – nicht nur im Handball.

Beim Spiel in Wattenbek (21:33) am heutigen Nachmittag nahm Nicolai Schmidt Platz auf der Stockelsdorfer Trainerbank. Wer im neuen Jahr die Mannschaft führen wird, steht noch nicht fest.

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