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Travemünde – Der 37:29 (oder doch 35:29?)-Sieg des TSV Travemünde beim Berliner TSC ist auch vier Tage nach den Vorkommnissen der fast schon kultigen „28. Minute“ in aller Munde. Nicht weniger als fünf (!) Tore sollen den Raubmöwen laut Spielbericht in diesen 60 Sekunden gelungen sein. Belustigung und Unverständnis halten sich dabei in der Reaktion die Waage.

In der Sache geht es darum, dass den Raubmöwen unberechtigt bei einer tatsächlichen Führung von 16:9 zusätzlich zwei Tore zum 18:9 gutgeschrieben wurden. Eine Videoanalyse schon während der Halbzeit belegte dieses. Von Berliner Seite wurde den Raubmöwen eine absolut überlegene Leistung bescheinigt, ein schriftlicher Einspruch gegen die Spielwertung vorab aber schon in Erwägung gezogen, was wiederum im Travemünder Lager durchaus auf Verständnis stieß. Teammanager Frank Barthel: „Wir hätten wahrscheinlich genauso reagiert.“

Inzwischen wurde der Einspruch erwartungsgemäß offiziell eingereicht. Das wurde HL-SPORTS aus Berliner Kreisen bestätigt. Eine weitere Stellungnahme wurde mit Hinweis auf das schwebenden Verfahren allerdings noch nicht abgegeben.

Bei allem Verständnis für das Berliner Vorgehen rechnet beim TSV aber kaum jemand mit einem Erfolg. Trainer Thomas Kruse, der seinem Unmut in Berlin lautstark Luft verschaffte und dafür Kritik von BTSV-Seite erhielt, sieht einer anstehenden Entscheidung entspannt entgegen: „Keine Frage, aus Berliner Sicht ist der Einspruch vollkommen okay. Dennoch bin ich der festen Meinung, dass diesem nicht stattgegeben werden darf. Dazu hätte das Ergebnis nämlich viel knapper aussehen müssen. Wir aber haben Berlin absolut dominiert, so dass die gemachten Fehler keinen entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf genommen hätten.“

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Ob der Berliner Einspruch Erfolg haben wird, dürfte sich kurzfristig herausstellen. Die Wahrscheinlichkeit dafür wird jedoch als gering eingeschätzt. Das gilt dann entsprechend für eine eventuelle Neuansetzung.

Sollte es wider Erwarten doch dazu kommen, wäre nur eines klar: Die Raubmöwen müssten nicht weiter motiviert werden, um mit einer gesunden Portion Wut im Bauch ein weiteres Mal in die Bundeshauptstadt zu reisen. Und genau dazu wird sich auch den entscheidenden Gremien beim Deutschen Handballbund die spannende Frage stellen, wer dann für die zusätzlichen und eben nicht knappen Kosten beider Vereine aufkommen würde. Es ist kein Geheimnis, dass gerade die Raubmöwen finanziell alles andere als auf Rosen gebettet sind. Eine zusätzliche Auswärtsfahrt mit Busfahrkosten und allen sonstigen Aufwendungen würden ein finanziell noch größeres Loch in die ohnehin schon vorhandene Deckungslücke reißen.

Im Unterschied zum kürzlichen Spielabbruch des VfL Bad Schwartau in Ludwigshafen lag in Berlin keine höhere Gewalt vor. Die VfL-Verantwortlichen hatten nach dem Zusammenbruch eines Zuschauers auf der Tribüne einem Spielabbruch und somit auch einer Neuansetzung mit den daraus resultierenden Folgekosten aktiv zugestimmt. Dem Ärger im Velodrom jedoch ging ein Fehlverhalten des Schiedsrichtergespanns voraus, zu dem weder der Berliner TSC noch der TSV Travemünde in irgendeiner Form beigetragen haben.

All dieses hätte allen Beteiligten erspart bleiben können, wenn die Unparteiischen einfach die Courage besessen hätten, möglichen Fehlern nach mehrfachen Hinweisen -wenn auch mehrheitlich vom Berliner Anhang- nachzugehen und zu korrigieren.

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