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Lübeck – Die bittere 28:32-Niederlage gegen den noch einzigen Titelkontrahenten HC Leipzig II ist abgehakt. Nachdem das Spiel mit all seiner Nervosität und Übermotivation analysiert und abgearbeitet wurde, geht der Blick nun wieder in Richtung Zukunft. Und diese soll Meisterschaft und direkter Aufstieg in die 2. Bundesliga heißen. Trotz des Rückschlags sind die Travemünder Raubmöwen weiterhin in der Position, den Takt anzugeben. Die Rechnung ist einfach: Drei Siege aus den letzten drei Spielen (in Brandenburg, gegen Owschlag und abschließend in Henstedt-Ulzburg), und der TSV wird als Meister durchs Ziel laufen. Platz zwei und die damit notwendigen Aufstiegsspiele sind nicht gewollt, dennoch wird auch dieses Szenario nicht von vornherein abgehakt. Teammanager Frank Barthel: „Wir glauben an uns und werden es schaffen. Aber auch für den Fall der Fälle: Wir sind vorbereitet!“

Mit dem nötigen Abstand nach der verpassten Vorentscheidung wurden inzwischen  auch die ersten Personalien bekannt: Angefangen beim Trainer-Team Thomas Kruse, Tanja Volkening und Physiotherapeutin Kerstin Meiners hat nahezu die komplette Mannschaft ihre Zusage für ein weiteres Jahr am Steenkamp gegeben. Die Ausnahmen: Lina Pooch sowie die Gahl-Zwillinge Rosa und Hannah. Die drei hatten ihren Abschied schon frühzeitig angekündigt.

Das bedeutet auch, dass das Fragezeichen hinter Frederikke Buhl Lærke gestrichen werden kann. Die Dänin hatte eine zweite Spielzeit in Travemünde von einer geeigneten Arbeitsstelle abhängig gemacht. Am Mittwoch kam die Zusage eines interessierten Unternehmens. Aber nicht nur die erfolgreiche Jobsuche gab den Ausschlag für ein weiteres Jahr in Deutschland. Lærke, die in ihrer Heimat das Studium der Politikwissenschaften anstrebt, hat in der Familie Meiners Gastgeber gefunden, die es ihr schwermachen, sich einfach so wieder zu verabschieden. „Kerstin und Uwe haben mich bei sich aufgenommen, obwohl wir uns erst einmal gesehen hatten“, blickt die 19-jährige zurück. „Sie waren vom ersten Tag an wie eine zweite Familie für mich. Und sie sind überhaupt der Grund, warum ich hier sein kann. Ich bin so dankbar für alles, was sie für mich getan haben.“ Lachend fügt „Frede“ hinzu: „Was sie mit mir als unmöglichem Teenagerkind jeden Tag leisten, ist bald noch größer, als es der Aufstieg wäre.“

Auch hinsichtlich Torhüterin Charline Röhr haben sich sämtliche Sorgen zerschlagen. Trotz des Anfang April begonnenen Medizinstudiums in Gießen wird „Charly“ den Raubmöwen über ein Doppelspielrecht erhalten bleiben. Röhr bestätigt erleichtert: „Ich habe die Zusage vom dortigen Trainer jetzt endgültig bekommen. Das Ding ist safe.“ Geplant ist, dass die 20-jährige während ihrer aktiven Studienzeit bei der HSG trainiert und auch möglichst spielt. In den Semesterferien, die mit Blick auf den wahrscheinlichen Travemünder Spielplan günstig liegen könnten, wäre der Publikumsliebling dann für seine Raubmöwen im Einsatz. Als höher angesiedelter Mannschaft läge das Erstspielrecht dann auf jeden Fall beim TSV Travemünde.

Die Situation, in der Röhr in der jetzt laufenden Saison sehr häufig auf sich alleine gestellt war, soll es im kommenden Jahr nicht mehr geben. Die vorrangige Suche nach Spielerinnen galt somit nicht zuletzt einer neuen Torhüterin. Hier ist Thomas Kruse recht schnell fündig geworden. Annika Kranich vom Oberligisten Lübeck 1876 wird zukünftig alles daran setzen, das Travemünder Tor sauber zu halten. Die 24-jährige Medizinstudentin im zehnten Semester freut sich auf die neue Herausforderung: „Das ist ein großer Schritt nach vorne. Die Travemünder Anfrage gab es schon im letzten Jahr, damals hatte ich eben wegen meinem Studium noch abgesagt. Ich werde alles geben und meinen Teil dazu beitragen, dass wir im nächsten Jahr eine gute Rolle spielen können.“

Da die Torwart-Position gerade wegen des Studiums Charline Röhrs ständig doppelt besetzt sein soll, wird noch nach einer weiteren Keeperin Ausschau gehalten. Sollte sich diese Suche schwierig gestalten, haben Thomas Kruse und Anja Volkening ein kleines As im Ärmel. Die noch B-Jugendliche Celina Meißner vom Kooperationspartner VfL Bad Schwartau gilt als hochtalentiert und wird regelmäßig bei den Raubmöwen mittrainieren. „Wenn alle Stränge reißen, ist Celina auch eine Option im Punktspielalltag“, so der Coach.

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Um in der angestrebten 2. Bundesliga bestehen zu können, sind Verstärkungen ebenso auf anderen Positionen notwendig. Für den Kreis haben die Travemünder Verantwortlichen ein vielversprechendes Talent verpflichten können. Vom Drittliga-Konkurrenten Buxtehuder SV II wechselt Annika Jordt an die Ostsee. Die 19-jährige Neumünsteranerin studiert ebenfalls (Sportwissenschaften und Mathematik auf Gymnasiallehramt) und dürfte den Travemünder Fans noch in schmerzlicher Erinnerung aus der Hinspiel-Niederlage sein, als Jordt sieben Treffer zum Buxtehuder 28:26-Erfolg beisteuerte. Auch Annika Jordt, die in ihrer Jugend zusammen mit Raubmöwe Franziska Haupt beim SV Todesfelde spielte, sieht der neuen Aufgabe mit großen Erwartungen entgegen: „Die 2. Bundesliga ist ein Traum, der jetzt in Erfüllung gehen soll. In Buxtehude hatte ich ein sehr gutes Jahr, aber der Sprung ins Erstligateam ist, jetzt jedenfalls, noch zu groß. Ich freue mich sehr auf die neue Mannschaft und auf das Publikum.“

Zusätzlich zu den jetzigen Neuzugängen suchen Kruse und Volkening ebenfalls nach einer Verstärkung für den Rückraum und nicht zuletzt nach einer zweiten Linkshänderin. „Wir halten die Augen offen“, gibt Kruse die aktuelle Wasserstandsmeldung.

Ganz unabhängig von der Mannschaft selbst und dem Trainerstab ist es dem hauptverantwortlichen Coach ein Bedürfnis festzustellen, dass auch das gesamte Umfeld bleiben wird: „Ob nun Frank Barthel als Teammanager, Kassenverantwortlicher Claus-Wilfried Stasch, Sponsoren- und Fanbetreuer Peter Götsch, Teamkoordinator Benjamin Busch und all die anderen fleißigen Helfer im Kassenbereich oder in der VIP-Betreuung: Sie alle haben großen Anteil am gesamten Raubmöwen-Erfolg gehabt.“

Seinen Spielerinnen selbst gibt Kruse noch Folgendes mit auf den Weg: „Jede einzelne von ihnen hat zu einem sehr positiven Image in der Außendarstellung beigetragen. Es gilt jetzt, das für die nächste Saison und bei möglichen Misserfolgen beizubehalten.“

Auch wirtschaftlich fahren die Raubmöwen in wesentlich ruhigeren Gewässern als in den vergangenen Jahren. Teammanager Frank Barthel: „Die Lizenz ist in Arbeit. Es wird noch an den letzten Feinheiten gefeilt, aber da sind wir ebenfalls sehr zuversichtlich."

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