Anzeige
Kanzlei Proff

Lübeck / Rotenburg an der Fulda – Die Tagung der Handball-Bundesliga-Vereinigung der Frauen (HBVF) im nordhessischen Rotenburg an der Fulda hätte für den TSV Travemünde und dessen Raubmöwen unbefriedigender oder gar schlimmer nicht verlaufen können. Es ging um zwei Anträge, die für den Zweitligaaufsteiger zumindest in einem Fall von existenzieller Bedeutung sind und sein werden. Die positive Abstimmung über Antrag Nummer 1 wäre dabei aus Travemünder Sicht wünschenswert, aber bei Ablehnung unter Kraftanstrengung noch zu meistern gewesen: Die Leistungssportkommission des Deutschen Handballbundes (DHB) hatte im Vorwege vorgeschlagen, die 2. Bundesliga wieder zweizuteilen, um dem oft genannten Kritikpunkt der weiten Entfernungen die Schärfe zu nehmen. Zudem soll die Rückkehr zur Zweigleisigkeit zu einer breiteren Basis unterhalb der 1. Bundesliga führen, um den Nachwuchs noch besser fördern zu können.

Dieser Antrag wurde mit dem Großteil der Stimmen der Erstligavertreter, aber auch vielen Stimmen der Zweitligisten aus dem Süden abgelehnt.

Die 2. Bundesliga wird also auch über die Saison 2014/15 hinaus eingleisig bleiben.

Mit dieser Entscheidung hätten sich die Travemünder Raubmöwen wohl oder übel arrangieren können. Doch das Ergebnis aus der Abstimmung zu Antrag 2 stellt die Raubmöwen vor Probleme, die im schlimmsten Fall das Bundesliga-Aus an der Ostsee herbeiführen werden. Bei einer Gegenstimme –diese kam aus Travemünde- wurde beschlossen, dass ab der Saison 2015/16 alle Erst- und Zweitligisten verpflichtet sind, „bei dem Vertragsabschluss mit Spielerinnen sicherzustellen, dass während der gesamten Laufzeit des Vertrages die uneingeschränkte Versicherungspflicht bei der zuständigen Berufsgenossenschaft (VBG) gegeben ist.“

Anzeige
Anzeige

Für die Raubmöwen bedeutet das, dass allen Spielerinnen ab Saisonbeginn 2015/16 ein Mindestgehalt von 201,00 Euro sowie zuzüglich 30% (60,50 Euro) an die Bundesknappschaft und rund 79,00 Euro an die Berufsgenossenschaft gezahlt werden muss. Das ergibt eine monatliche Zahlung von 340,50 Euro. Auf das gesamte Jahr gerechnet haben die Verantwortlichen zusätzlich zu den bisherigen Ausgaben dann einen Betrag von etwa 35.000,00 Euro zu den aktuell gezahlten Beträgen zu stemmen (bei einem Kader von 15 Spielerinnen).

Teammanager Frank Barthel, der mit im Göbels Hotel in Rotenburg dabei war, sprach gleich nach Ende der Tagung Klartext: „Keine Frage, das versetzt uns in einen Schockzustand. Aber es nützt nichts, wir müssen diese Entwicklung akzeptieren und stellen uns der Aufgabe. Berndt Dugall als Vorsitzender des HBVF hat deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die Vereine, die diese Summe nicht zahlen können, auf den Bundesligahandball verzichten sollten. Auch diese Aussage müssen wir so erst einmal hinnehmen. Was uns dann aber doch verwundert, dass gerade der Antrag auf die Zweigleisigkeit durch die Leistungssportkommission des DHB gestellt wurde. Deshalb bleibt auch die Aussage des DHB-Vorsitzenden Bernhard Bauer eine halbe Stunde vor Tagungsbeginn für uns nicht ohne Beigeschmack. Da wurde gesagt, dass die drei Gremien DHB, HBVF und Leistungssportkommission zukünftig noch enger und abgestimmter zusammen arbeiten wollen. Da irritiert es doch sehr, dass zeitgleich zu unserer Veranstaltung 50 Kilometer entfernt auch die Leistungssportkommission getagt hat. Das wirkt sehr unglücklich, zumal Erika Petersen als spielleitende Stelle des HBF parallel auch in der LSK tätig ist.“ Von einer einheitlichen Linie dieser drei Gremien war heute jedenfalls nicht viel zu sehen."

Zusammengefasst: Wenn es dem TSV Travemünde beziehungsweise den Raubmöwen nicht gelingt, zum Saisonbeginn 2015/16 diesen zusätzlichen Betrag von über 60.000,00 Euro aufzubringen, wird es Bundesligahandball in Travemünde auf lange Sicht nicht mehr geben. Hier ist jetzt die Lübecker Wirtschaft gefragt, jeder schon vorhandene und auch potenzielle Sponsor ist am Travemünder Steenkamp mehr als willkommen.

Frank Barthel abschließend: „Wenn es tatsächlich zum Äußersten kommt, wird es hier im Norden keinen Zweitligahandball mehr geben. Nach Rosengarten/Buchholz (wenn es denn diese Zusatzzahlung leisten kann) wäre Dortmund der nördlichste Vertreter.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -