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Hamburg – Nach dem 27:27 aus dem Hinspiel sollte es nun einen versöhnlichen Saisonabschluss für die Fans und scheidenden Spieler werden. In der ersten Halbzeit war davon für die 7402 Zuschauer nichts zu erkennen, der HSV Handball sah sich zur Pause mit 13:22 im Hintertreffen.
In der 43. Minute legte Torsten Jansen einen Dreher von Linksaußen ins Gummersbacher Tor und zündet damit den Nachbrenner zur Aufholjagd. Die Hamburger brannten ein wahres Feuerwerk ab, kämpften um jeden Zentimeter Hallenboden und drehten ein verlorenes Spiel in den Schlusssekunden zum 32:31 Sieg. So wurde es doch noch ein versöhnlicher Abschied für alle mit einem einstelligen Tabellenplatz.

In den ersten Minuten konnte der HSV Handball von der schnelle 2:0 Führung profitieren und eine knappe Führung behaupten. Nach dem erneuten Ausgleich durch den VfL Gummersbach zum 6:6 folgte ein kapitaler Fehlpass, den der Gast per Gegenstoß zur ersten Führung nutze. Kapitän Pascal Hens glich beim 7:7 in der elften Minute zum vorerst letzten Mal aus.

Der VfL Gummersbach bestrafte jeden kleinen und großen Fehler der Hamburger gnadenlos und ging bis zur 20. Minute mit 13:8 in Führung. Es lief im Angriff der Gastgeber nicht viel zusammen. Sehr viele Versuche schlugen fehl, weil das Zusammenspiel nicht passte oder die unvorbereiteten Würfe ihr Ziel nicht erreichten. In der Abwehr waren die Hamburger zu lieb und diese Einladung nahm der Gast dankend an. So wurden die Seiten mit einem 13:22 Rückstand für die Hanseaten gewechselt.

Das Spiel schien entschieden und Erinnerungen an das Spiel beim TBV Lemgo wurden bei den Fans wach, wo der Rückstand zur Pause, beim 14:22, acht Tore betrug.

Die ersten 12 Minuten der zweiten Halbzeit waren sehr ausgeglichen, der VfL Gummersbach hatte die Nase mit 26:18 weiterhin vorn. Urgestein Toto Jansen, in seinem letzten Spiel für den HSV Handball, drehte einen Ball von der Linksaußen-Position in das Gummersbacher Gehäuse zum 19:26. Dieses schien Kräfte in der Mannschaft zu mobilisieren, es wurde der Nachbrenner gezündet.

In der Abwehr kämpfte jeder um jeden Zentimeter Hallenboden und was noch den Weg auf das Tor fand wurde nun eine sichere Beute von Torhüter Max-Henri Herrmann, der ebenfalls sein letztes Spiel für die Hamburger bestritt. Die Sieben auf dem Feld waren ein Bollwerk in der Abwehr, und im Angriff wurde geduldig eine Chance herausgespielt und der Ball im Gehäuse versenkt. Die Halle war plötzlich wieder da und stand wie der Achte Mann hinter der Mannschaft.

Kentin Mahé und Tim-Oliver Brauer brachten den HSV Handball im Alleingang, beim 25:28 in der 51. Minute, auf drei Tore heran. Die Halle stand Kopf.

Als Raul Santos in der 53. Minute per Gegenstoß das 30:25 erzielte, schien die kräfteaufreibende Aufholjagd ein jähes Ende zu finden.

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Die Fans trieben die Spieler durch ihre frenetische Anfeuerung zu weiteren Höchstleistungen an. Max-Henri Herrmann hielt nun fast alles, er ließ nur noch ein Tor zu. Es wurde schnell von Abwehr auf Angriff umgeschaltet und als Henrik Toft Hansen 100 Sekunden vor dem Ende das 31:31 erzielte, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen. In dieser Dramatik sollte noch eine Steigerung geben, Max-Henri Herrmann hielt 57 Sekunden vor dem Ende seinen zweiten Strafwurf von Raul Santos und der HSV Handball hatte den finalen Angriff.

In diesem finalen Angriff nahm Trainer Jens Häusler 18 Sekunden vor dem Ende sein Team Time Out und erläuterte den letzten Angriff. Fast mit der Schlusssirene war es Kevin Herbst, der mit seinem letzten Wurf im HSV-Trikot das alles erlösende 32:31 erzielte und das verlorene Spiel noch siegreich enden ließ. Der Jubel auf dem Feld und in der ganzen Halle kannte keine Grenzen.

Torschützen für HSV Handball:
Kentin Mahé (10/3), Henrik Toft Hansen (5), Torsten Jansen (4), Kevin Herbst, Tim-Oliver Brauer, Pascal Hens und Adrian Pfahl (je 3), Matthias Flohr (1)

Torschützen für VfL Gummersbach:
Raul Santos (8/2), Julius Kühn (5), Simon Ernst und Andreas Schröder (je 4), Florian von Gruchalla (3), Mark Bult und Alexander Becker (je 2), Magnus Persson, Gunnar Steinn Jonsson und Joakim Larsson (je 1)

Stimmen zum Spiel:
Jens Häusler (Trainer HSV Handball): „Es war eine extrem interessante Saison, die für uns zum Glück auf einem einstelligen Tabellenplatz zu Ende geht, das war unser Ziel. Wir haben das EHF Cup Finale erreicht und leider verloren. Das Spiel hat uns leider viel Kraft und Verletzte gekostet, weshalb wir in den letzten Wochen nicht den richtigen Schwung hatten. Heute konnte man die Verunsicherung in der ersten Halbzeit sehen, in der zweiten Halbzeit haben wir dann alles abgerufen und besser gespielt.“

Torsten Jansen (Linksaußen HSV Handball): „12 Jahre ist es fast genau her, dass ich her gekommen bin. Wir haben viel erlebt und viele Titel gefeiert. Ich bin stolz, dass ich Teil der Geschichte des HSV Handball war und immer sein werde. Ich bedanke mich bei allen Fans, die auch in ganz, ganz schweren Zeiten immer hinter uns gestanden haben und es auch immer noch tun. Ich danke der Mannschaft, die ständig wechselt, wie das in diesem Geschäft normal ist. Aber von jedem einzelnen habe ich eine Menge gelernt. Ich wünsche der Mannschaft im nächsten Jahr und in der Zukunft alles Gute. Ich freue mich auf Kevin Schmidt und Felix Mehrkens, die jetzt auf meiner Position wirbeln werden. Danke auch an das Team rundherum auf der Geschäftsstelle. Einen gibt es dann noch, ohne den das hier gar nichts wäre: Ich danke Andreas Rudolph. Zu guter Letzt möchte ich auch einen Dank an unseren ehemaligen Trainer Martin Schwalb richten.“

Eine ganze Weile nach dem Spiel, fast alle Zuschauer waren in der Halle geblieben, wurden alle ausscheidenden Spieler von offizieller Seite und den Fans gebührend verabschiedet.

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