Jubel nach dem Schlusspfiff
Foto: Lobeca/Michael Raasch

Lübeck – Der VfL Lübeck-Schwartau feierte am Freitagabend nach zuvor zwei Unentschieden wieder einen Sieg. Gegen den HSC Coburg siegte das Team von Trainer Piotr Przybecki in einem emotionsgeladenen Spiel 29:27 (13:14). Die Ausgangssituation des VfL war mäßig. Nach zuletzt zwei Unentschieden, die sich beide eher wie Niederlagen anfühlten, war das Selbstvertrauen nicht sonderlich groß. Zusätzlich wirkte der Kreuzbandriss von Mex Raguse aus dem letzten Spiel auch noch nach. Mit ihm fehlte den Lübeckern neben den Langzeitverletzten Pawel Genda und Nikola Potic ein weiterer Spieler, der für die einfachen Tore aus dem Rückraum verantwortlich sein kann. Gut, dass Jan Schult seine Rippenprellung überwunden hatte und auch Finn Kretschmers Bänderriss schneller verheilte als erwartet.

Zum Spiel: Der VfL startete gut, vor allem in der Offensive, die in der jüngeren Vergangenheit eher als Sorgenkind bezeichnet werden musste. Nach vier Minuten führten die Hausherren mit 3:1 und machten deutlich, dass der Tabellenführer auch am Nikolaustag keine Geschenke zu erwarten hatte. Auf die waren die Coburger auch gar nicht angewiesen. Sie setzten auf ihre gute Deckung und ihr schnelles Umschaltspiel und gingen in der 12. Minute erstmalig in Führung (4:5). Mehrere Zeitstrafen gegen die Lübecker begünstigten den Umschwung. Überraschender Weise war aber von einer Attitüde eines Spitzenreiters über 60 Minuten nichts zu spüren. Konsequenz: Der VfL arbeitete sich bis zur 20. Minute nach einigen Fehlern der Gäste wieder heran – 11:11, Thees Glabisch (mit acht Toren erfolgreichster Werfer im Spiel). Dann aber stockte der Angriff des VfL. Dass Coburg in dieser Phase nicht davonziehen konnte, war der konzentrierten Abwehrleistung der Schwartauer geschuldet. Dennoch schien das Spiel seinen erwarteten Verlauf zu nehmen. Coburg zeigte Klasse und erlaubte dem VfL sieben Minuten lang keinen Treffer. Erst in der 28. Minute küsste Thees Glabisch den VfL-Angriff mit einem verwandelten 7-Meter wieder wach – und mit diesem auch die Halle. Lediglich der Pausenpfiff unterbrach die Aufholjagd und beim Stand von 13:14 wurden die Seiten gewechselt.

Zweite Halbzeit mit Thriller-Faktor

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Schwartau kam gut aus der Pause und war auf einen erneuten Führungswechsel aus. Den Wechsel gab es aber vorerst in der 37. im VfL-Tor. Für den glücklosen, aber keinesfalls schlechten Marino Mallwitz stand nun Dennis Klockmann zwischen den Pfosten. Und der war sofort präsent, parierte zwei Torversuche der Coburger und sorgte dafür, dass Jan Schult (sechs Tore) die Führung für seine Farben zurückholen konnte (20:19, 39.). Als Dadi Runarsson das 21:19 erzielte, kochte die Hansehölle erstmalig phonetisch über. Der Tabellenführer schien angeknockt und der VfL ritt auf einer Welle der Emotionen. Gäste-Trainer Jan Gorr hatte Gesprächsbedarf. Auszeit. Und die zeigte Wirkung: Mit drei Toren in Folge holte Lukas Wucherpfennig die Führung für die Coburger zurück. Er war mit sieben Toren auch gleichzeitig erfolgreichster Torschütze der Gäste. Sollte das Spiel erneut kippen? Nein. Tim Claasen und Martin Waschul erzielten mit ihren Treffern die erneute Führung (46.).

Das Spiel stand auf des Messers Schneide und die Nerven der Zuschauer wurden nicht geschont. Denn erneut fightete sich der Spitzenreiter in Front – und das nicht unwesentlich (23:26, 50.). Crunchtime. Diese hatte einen Namen: Dadi Runarsson! Er warf vier Tore in Folge und hatte damit maßgeblichen Anteil am stimmungsvollen Schlussakkord. Den entscheidenden Impuls aber gaben die beiden Unparteiischen. Beim Stand von 25:27 (53.) startete Finn Kretschmer einen Tempogegenstoß und wurde unsanft vom Coburger Marcel Timm gestoppt. Diese Aktion wurde aber nicht mit einem Siebenmeter für den VfL geahndet, sondern als Stürmerfoul gewertet. Was aber als Nachteil für den VfL begann, entpuppte sich als wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Halle erhob sich und pfiff jeden Angriff der Coburger gnadenlos nieder – nicht zu verstehen als Aktion gegen die Gäste, sondern vielmehr als Reaktion auf diese Entscheidung. Piotr Przybecki zum Stürmerfoul: „Es klingt paradox, aber als Spieler kann dir kaum etwas besseres passieren. So eine überraschende Entscheidung pusht die Fans und setzt Energien frei.“ Mit diesem unfassbaren Lärmpegel im Rücken gelang es der Mannschaft von Piotr Przybecki, der mit seinen taktischen Schachzügen immer richtig lag, noch einmal zurückzukommen. Runarsson zum 26:27 – Klockmann mit Parade vier – Runarsson zum Ausgleich – Klockmann mit Parade fünf – Bruhn zur Führung – Coburg wirft am Tor vorbei – Bruhn macht den Deckel drauf – Endstand 29:27 – der Jubel kannte keine Grenzen.

(PM)

Das letzte Tor und der Jubel nach dem Schlusspfiff (Video: sr)
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