Die Handballregion Lübeck aus dem „Dornröschenschlaf“ erwecken

Potential bündeln und besser wahrgenommen werden

Lukas Deelmann (# 44) im Jahr 2019 in der A-Jugend-Bundesliga für den VfL Bad Schwartau im Einsatz
Foto: FB
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Lübeck – Die Region im Großraum Lübeck hat im Handball in Schleswig-Holstein nicht den Stellenwert, den sie eigentlich verdienen würde. Wenn in Schleswig-Holstein über Handball gesprochen wird, ist es der Rekordmeister THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt, mit viel Glück findet der VfL Lübeck-Schwartau noch Erwähnung. Anschließend kommt ein großes Loch, jedenfalls was Wahrnehmung bei der Bevölkerung anbelangt, findet Lukas Deelmann, ein Handballer aus der Region. Dabei ist der Großraum um die Hansestadt längst eine Handballhochburg geworden und bietet dem Fußball ordentlich Paroli, „um nicht zu sagen er ist auf der Überholspur“.

Die Region Lübeck handballerisch ausbaufähig

Die Region sind einmal Lübeck selbst und die angrenzenden Kreise, so wie sie sportlich zusammengehören, zu betrachten. Hier sieht der langjährige aktive Handballer Deelmann, der selbst als Schiedsrichter fungiert und eine C-Trainerlizenz besitzt, die Region für „noch ausbaufähig, wenn Kräfte gebündelt würden“.

Deelmann startete seine handballerische Laufbahn in der Mini-Mix beim MTV Ahrensbök, wo er bis zur D-Jugend spielte. Ab der C- bis zur B-Jugend trat er beim ATSV Stockelsdorf an, dort immer in der höchsten Spielklasse. Als A-Jugendlicher zog es ihn zum VfL Bad Schwartau in die Jugendbundesliga. Im Seniorenbereich war er anschließend für den ATSV Stockelsdorf und der HSG Tills Löwen in der SH-Liga, sowie zuletzt beim VfL Lübeck-Schwartau in der Landesliga aktiv.

Deelmann präsentierte gegenüber HL-SPORTS seine Vorstellungen für eine erfolgreichere Präsenz der Region Lübeck im Handball. Es hat nichts damit zu tun, dass die führende Handballmannschaft in der Region „nur“ in der 2. Handball-Bundesliga spielt. Der Grund ist, dass nicht das gesamte Potenzial ausgeschöpft wird. „Einiges läuft noch gehörig falsch, andere Dinge funktionieren hingegen gut.“

Deelmann sieht viel Positives

„Die Sportbegeisterung in Lübeck ist deutlich zu spüren und gerade der Handball hat in der Region einen hohen Stellenwert. Meiner Meinung nach sogar auf dem Weg der Volkssportart Nummer Eins „Fußball“ Paroli zu bieten und sich anzuschicken, zum Überholvorgang anzusetzen. Der Grund dafür ist ein hohes Engagement im ehrenamtlichen Bereich von klein auf. Der Einsatz vieler Ehrenamtlicher und der Eltern ist enorm. Ob Schiedsrichter, Kampfgericht, Bistroverkauf oder Hallenauf- und -abbau, all diese Dinge werden Hand in Hand in Angriff genommen. Dieses sorgt für einen einfacheren Ablauf in den Vereinen und sichert ihn zugleich.“

Die Unterstützung der Städte und Dörfer sowie der Gesellschaft ist vorhanden

„Die Infrastruktur für erfolgreichen und leistungsorientierten Sport, insbesondere Handball, ist vorhanden. Dutzende Hallen und Außenanlagen geben uns die Möglichkeit, den Handballsport zu forcieren und die Kinder und Jugendlichen sowie die Erwachsenen zu besseren Handballerinnen und Handballern zu machen. Sprechen wir von der Gesellschaft, sprechen wir gleichzeitig von der monetären oder sachbezogenen Unterstützung vieler Firmen und Unternehmen aus der Region“, so Deelmann.

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Die Aushängeschilder der Region, der VfL Lübeck-Schwartau (2. Liga) und die HSG Ostsee Neustadt/Grömitz (3. Liga) sorgen mit ihren Spielen für eine gute Reichweite. Selbstverständlich auch die Lübecker Handball Days – hier auch international – spiegeln das große Potential der Handballregion Lübeck wider. Nach der abgelaufenen Saison beginnt zusätzlich mit der ersten Mannschaft des MTV Lübeck – hier sorgen viele ehemalige Zweitligaspieler für den sportlichen Erfolg – nach dem Aufstieg in die Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein, ein weiterer Stern am Horizont aufzugehen. Dieses alles tut dem Handballsport in und um Lübeck gut.

Dieses sind alles positive Faktoren und der Grundstein oder das Parkett scheint gelegt, wenn da nicht noch sehr viele negative Faktoren wären, die diese mögliche, positiv scheinende Entwicklung blockieren. Hier heißt es nun zu erkennen, wo der „Hase im Pfeffer“ liegt, um daraus ein gemeinsames „Wirgefühl“ zu machen, welches nicht den Einzelnen in der Vordergrund stellt, sondern das große Ganze für die talentierten Handballerinnen und Handballer aus und in der Region, die es zweifelsohne gibt.

Kräfte bündeln wäre das Zauberwort für den Erfolg

„Gerade das „Kompetenz-Gerangel“, Prestige und auch die „Vetternwirtschaft“ in vielen Vereinen, auch vereinsübergreifend, sorgen für einen langsameren oder nicht eintretenden Fortschritt des Erfolgs. Oft scheiterten erfolgsversprechende Kooperationen mehrerer Vereine genau an diesem Problem. Vielversprechende Jahrgänge hätten in den höchsten Spielklassen zueinander geführt werden und gegen die großen Namen besser abschneiden können. Stattdessen wird gegeneinander gespielt auf ähnlichem Niveau und man nimmt sich gegenseitig die Punkte weg“, sieht Deelmann ein großes Manko in der Region. „Doch nicht nur vereinsübergreifend scheint es Probleme mit diesen Thematiken zu geben, sondern auch vereinsintern. Kompetenzen werden sich abgesprochen, jeder scheint es besser zu wissen oder blickt nur auf Teile der Mannschaften und nicht auf das große Ganze. Was oder wer leidet darunter? In erster Linie die Spielerinnen und Spieler und daraus resultierend natürlich der Erfolg des gesamten Vereins oder der Region, wenn es so kurz und knapp zusammengefasst werden kann.“

Gemeinsam ist man stark

Die notwendigen Mittel sind nicht im Überfluss vorhanden, was durch gezielte Bündelung der sportlichen, wie auch finanziellen Ressourcen, einen für die Region positiven Effekt darstellen würde. „Blicken wir in die Altersklassen ab C-Jugend. Ab hier trennt sich die Spreu vom Weizen, in leistungstechnischer Hinsicht. Zusätzlich steigen die Kosten durch lange Fahrten, Trainer mit den entsprechenden Lizenzen, Physiotherapeuten, Athletiktrainer, Torwarttrainer und medizinische Unterstützung, was nur einige Faktoren dafür sind. Wieso also nicht eine Zusammenlegung wagen und gerade die finanziellen sowie die sportlichen Mittel bündeln. Zu einfach! Wieso leicht, wenn es auch schwer geht. Stattdessen lieber alles allein stemmen wollen und Potenzial verschenken“, sieht Deelmann ein großes Entwicklungspotential für die Lübecker Region.

Fazit von Deelmann: „Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass wir die Strukturen und Mittel in der Region haben, wir sie allerdings nicht voll ausschöpfen. Ein zentrales Problem ist, dass gerade in den Führungspositionen es schwierig zu sein scheint, sein Ego hintenanzustellen und das Potenzial zu sehen. In erster Linie steht auch hier wieder die Entwicklung der Spielerinnen und Spieler und der Gesamterfolg, um als Region zu wachsen. Von einer handballstarken Region profitieren nicht nur die Aktiven, Vereine und der Kreishandballverband (KHV), sondern auch die Unternehmen, die uns so tatkräftig unterstützen. Wir sprechen also von einer Win-Win-Win-Win-Situation.“

In der Nachbarschaft gibt es teilweise gute Ansätze, an die die Region anknüpfen könnte. Wer weiß, vielleicht ließe sich in Zukunft eine Art „Task-Force“ aus mehreren Vereinen bilden, um diese Problematiken anzugehen und die Region Lübeck im Handball wieder auf die Karte zu bringen. Wünschenswert wäre es, es scheitert in den meisten Fällen an der Durchsetzung.

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