Großfeldhandball vom Spitzen- zum Nostalgiesport in Deutschland

Entstehung und Untergang des Großfeldhandballs

Schiedsrichter Friedel Schrader (TuS 93) leitet 1969 das Großfeldspiel zwischen dem Post SV und TSV Grömitz II
Foto: TuS Lübeck 1893
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Lübeck – Der allerseits bekannte Hallenhandball hat im Feldhandball seinen Vorgänger, sowohl als Großfeld- und Kleinfeldhandball, deren Spiele stets draußen stattfanden. Im Bereich des Großfeldhandballs – wird auf einem Fußballfeld mit Fußballtoren gespielt – gab es zwischen 1967 und 1973 insgesamt nur sechs Spielzeiten, wo eine Großfeldhandball-Bundesliga existierte. Der Feldhandball wurde – in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) – bereits 1967 eingestellt und der Hallenhandball bekam die Vormachtstellung, die bis heute als einzige Handballsportart noch in Meisterschaften stattfindet.

Die Geschichte des Feldhandballs in Deutschland

Nachdem in Dänemark bereits 1906 von Holger Nielsen das weltweit erste Regelwerk zum Handball (Handbold) veröffentlicht wurde, gab es in Deutschland 1915 – eingeführt vom Turnlehrer Max Heiser – erstmals die Ballsportart Torball. Torball war zu diesem Zeitpunkt nur für Frauen angedacht, die für den bereits bestehenden Fußball als ungeeignet galten. Der Einfachheit halber übernahm Heiser kurzerhand die Anzahl der Spieler vom Fußballsport. Der Torball sollte allerdings ein Spiel ohne Körperkotakt werden.
1917 benannte Heiser die Sportart Torball nach dem dänischen Vorbild in Handball um und im Jahre 1919 erweiterte der deutsche Turnlehrer Carl Schelenz das Regelwerk (Bericht folgt) von Nielsen und Heiser. Von nun an wurde Handball auch von Männern ausgeübt. Gleichzeitig wird mit einem kleineren Ball als vorher gespielt, der bis dahin die Größe eines Fußballs besaß.

Von 1922 bis 1933 wurden von der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik (DSL) und der Deutschen Turnerschaft (DT) separate Wettbewerbe ausgerichtet. Anfang der 1930er Jahre traten die Sieger dieser beiden Verbände in einem Endspiel gegeneinander an.

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In der Zeit des Nationalsozialismus wurde eine einheitliche deutsche Meisterschaft erst ab 1934 vom Reichsbund für Leibesübungen etabliert. Zu den Olympischen Spielen 1936 in Deutschland wurde Feldhandball erst- und letztmalig olympisch. Somit stellte das damalige Deutsche Reich den einzigen Olympiasieger im Feldhandball bei den Männern. Zwei Jahre später (1938) fand ebenfalls in Deutschland die erste und 1966 in Österreich die letzte Männer-Feldhandball-Weltmeisterschaft statt, auch hier gewann jeweils Deutschland den ersten und letzten Titel. Den Titel 1966 errang die Bundesrepublik Deutschland (BRD) vor der DDR. Bei den Frauen gab es insgesamt drei Weltmeisterschaften im Feldhandball (1949, 1956 und 1960). Deutschland wurde einmal Vizeweltmeister und gewann einmal die Bronze Medaille. (Bericht zu den Weltmeisterschaften folgt)

Von 1947 bis 1975 ermittelte der Deutsche Handballbund (DHB) beziehungsweise dessen Vorläufer, der Deutsche Arbeitsausschuss für Handball (DAH) den nationalen Titelträger. Nach 1975 gab es keine deutschen Meisterschaften im Feldhandball mehr. Erster Titelträger bei den Männern (Bericht folgt) war 1947 der RSV Mühlheim und der letzte im Jahr 1975 die TSG Haßloch. Bei den Frauen (Bericht folgt) wurden die Meisterschaften von 1949 bis 1968 sowohl in der BRD wie auch in der DDR getrennt ausgespielt.

In der heutigen Zeit finden im Sommer nur noch regelmäßig Kleinfeldturniere statt, die auf Spielfeldern ausgetragen werden, die den Maßen der Halle entsprechen. Manchen Orts werden sporadisch noch Großfeldspiele von Traditionsmannschaften oder als Benefiz-Veranstaltungen ausgetragen. Seit Mitte der 1990er-Jahre fand der Beachhandball immer mehr Anhänger in der punktspielfreien Zeit. Diese Variante des Handballs wird barfuß im Sand auf einem wesentlich kleineren Spielfeld mit nur vier Spielern inklusiv Torhüter gespielt.

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1 Kommentar

  1. „die bis heute als einzige Handballsportart noch in Meisterschaften stattfindet.“

    Diese Aussage ist leider falsch. Nicht nur dass, der erwähnte Beachhandball seit Jahren regelmäßig die Deutschen Meister ausspielt. Auch Rollstuhl Handball und ähnliche Spielrunden werden ignoriert. Was angesichts des altklugen Tenors des Artikels laienhaft ankommt.

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