Pokalsieger, Deutscher Meister und Olympia-Silber: neuer VfL-Coach gibt Debüt „zuhause“

Michael Roth beerbt Piotr Przybecki bei den „Tigern“

VfL-Trainer Michael Roth - Foto: VfL/oH
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Lübeck – Die Nachricht der Trainerentlassung von Piotr Przybecki beim VfL Lübeck-Schwartau kam am Donnerstagabend wie aus heiterem Himmel. Dem 49-Jährigen wurde anderthalb Stunden vor dem Abschlusstraining zum ersten Punktspiel im neuen Jahr bei TV Großwallstadt (Sonnabend, 19.30 Uhr) die „Freistellung“ mitgeteilt.

Ex-Trainer enttäuscht

Der frühere Deutsche Meister, dreifache EHF-Pokalsieger und Polnischer Meister durfte sich danach vom Team selbst verabschieden, aber den Klassenerhalt mit den „Tigern“ nicht mehr mitgestalten. Der VfL steht in der 2. Bundesliga nur einen Punkt vor einem Abstiegsplatz. Gegenüber HL-SPORTS äußerte sich der Ex-Coach wie folgt: „Es ist natürlich enttäuschend, aber so ist das Profigeschäft. Der Mannschaft wünsche ich viel Erfolg, wir haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel erlebt. Das schweißt auch zusammen.“ Zu seinem Rausschmiss selbst sagte er nichts.

Pankofer sieht nicht alleinige Schuld bei Przybecki

Dafür sprach Geschäftsführer Daniel Pankofer bei HL-SPORTS zum Trainerwechsel: „Wir hätten die Saison am allerliebsten mit Piotr zu Ende geführt und der Zeitpunkt der jetzigen Entscheidung war so nicht geplant. Eine alleinige Schuld an der aktuellen Tabellensituation trifft ihn nicht und wir sind ihm dankbar für die zweieinhalb Jahre, die er alles gemacht hat. Das vergisst man in so einer Phase schnell, denn er war mit Leib und Seele auf jeden Fall dabei. Es war für ihn eine schwierige Zeit mit Corona und den Verletzten.“

Piotr Przybecki ist nicht mehr Trainer beim VfL Lübeck-Schwartau. Foto: Lobeca/Marcus Kaben

Retter Roth bis zum Sommer

Michael Roth wurde als Nachfolger bis zum Sommer verpflichtet und stand schon am Donnerstag in der Halle. Pankofer: „Wir wollten einen neuen Impuls geben und Vorfreude auf die Rückrunde erzeugen. Mit Michael haben wir einen erfahrenen Handballer und erfolgreichen Trainer für die restlichen Monate gewonnen. Ich habe ihn angerufen und bin froh, dass er uns hilft. Er hat Lust auf die Mannschaft und die Aufgabe, das hat man gespürt. Er weiß wie die Mechanismen sind und darauf vertrauen wir.“

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„Den ersten Schritt Richtung Klassenerhalt machen“

Für den neuen Coach geht es gleich in die Vollen. Ausgerechnet bei seinem Ex-Club in Großwallstadt gibt er sein Debüt für die Lübecker. „Schorle“, wie Roth seit seiner Jugend genannt wird, freut sich auf die Rückkehr und auch der aktuelle TVG-Manager Michael Spatz, den der 59-Jährige selbst noch trainierte, meldete sich schon nach der Bekanntgabe sofort bei ihm. „Ob die Freude nach dem Spiel auf Großwallstädter Seite noch so groß ist, hoffe ich nicht. Wir wollen gewinnen und den ersten Schritt Richtung Klassenerhalt machen“, so der neue VfL-Coach.

Von Hamburg nach Lübeck

1970 hielt er seinen ersten Spielerpass in der Hand und ist „seitdem im Handball verhaftet“, wie der gebürtige Heidelberger sagt. Erfolge als Trainer und Spieler zieren seine Vita: Zwei DHB-Pokalsiege, eine Deutsche Meisterschaft und die Olympische Silbermedaille sprechen als Spieler für den Wahl-Hamburger. Mit den früheren Rhein-Neckar Löwen stieg er als Trainer in die Bundesliga auf, war beim TVG und MT Melsungen an der Seitenlinie, mit der er zweimal ins „Final Four“ einzog. Vor zwei Jahren übernahm Roth mitten in der Saison das Traineramt bei den Füchsen Berlin, ehe er danach Nationaltrainer von Bahrain wurde. Aufgrund der Corona-Pandemie beendete er seine Engagement nach nur einem Monat allerdings wieder.

Daniel Pankofer (Geschäftsführer des VfL Lübeck-Schwartau)
Foto: Lobeca

„Mut und Leidenschaft sind wichtig“

„Ich habe vielversprechendes von der Mannschaft gesehen und setze da auf eine gute Zusammenarbeit mit Gerrit Claasen, der die Liga kennt. Wir wollen über die Moral und mentale Stärke zurückfinden Erfolge zu feiern. Wir müssen uns nun an die Basics und das Gerüst halten und dann nach und nach an den Feinheiten arbeiten. Wir nehmen das Ergebnis aus Großwallstadt mit und arbeiten es auf, ob gut oder schlecht. Ich bin da, um den Jungs zu helfen. Mut und Leidenschaft sind wichtig“, erklärte Roth während der Fahrt zu seinem Debüt. Er selbst sieht sich als Trainer mit einem „jungen und autoritären Stil“. Kurz vor dem Spiel will er der Mannschaft sagen, dass sie „ruhig bleiben und sich auf die Dinge konzentrieren soll, die sie kann“.

Zwei Ausfälle zum Start

Am Sonnabendvormittag legt Roth in Großwallstadt noch eine Abschlusstrainingseinheit ein. Kapitän Finn Kretschmer fehlt, da er sich nach seiner Corona-Erkrankung noch im Aufbautraining befindet. Auch Matej Klima, der nach der Europameisterschaft erneut positiv auf das Coronavirus getestet wurde, steht nicht zur Verfügung. Der TV Großwallstadt steht mit 13:21 Punkten auf dem 17. Tabellenplatz und hat damit einen Pluspunkt weniger auf dem Konto als der VfL. Allerdings hat der TVG auch eine Partie weniger absolviert. Es wird die erste Schlacht um den Klassenerhalt.  

Bildquellen

  • Piotr Przybecki: Lobeca/Marcus Kaben
  • Pankofer: Lobeca
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