Jasper Bruhn steigt unwiederstehlich in die Luft und zieht ab
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Lübeck – Der VfL Lübeck-Schwartau hat in der 2. Bundesliga am vergangenen Donnerstag die HSG Krefeld mit 30:23 (13:9) besiegt und verabschiedete sich in die EM- Pause.

2.176 Zuschauer (ausverkauft) bildeten am zweiten Weihnachtsfeiertag einen würdigen Rahmen für den sechsten Saisonsieg. Der musste sich aber gegen den Tabellenletzten aus Krefeld hart erarbeitet werden. Der Start in das Spiel war der aktuellen Situation der Gastgeber angemessen. Vier Fehlversuche und sieben Minuten dauerte es, bis die VfL-Fans den ersten Treffer bejubeln durften. Thees Glabisch, am Ende mit acht Tore erfolgreichster Werfer, bescherte seiner Mannschaft das erste Erfolgserlebnis. Zu diesem Zeitpunkt hatte Krefeld bereits zweimal getroffen und die Stimmung in der Halle vorerst abgekühlt. Beim 3:3 (10.) waren die Hausherren erstmals wieder gleichauf. Es war aber spürbar, dass die vielen Ausfälle (Genda, Raguse, Schult, Potic) und die Tabellensituation in den Köpfen präsenter waren als es wünschenswert gewesen wäre. Das Spiel war insgesamt kein handballerischer Leckerbissen.

Daran hatten auch die Gäste ihren Anteil. Felix Linden, seit zwei Wochen hauptverantwortlich für die HSG, sagte nach dem Spiel: „Wir sind gut in das Spiel gekommen. Alles, was wir uns vorgenommen hatten, ging auf. Auch die Halle war sehr still. Dann aber haben wir einfach zu viele technische Fehler gemacht und den VfL eingeladen, einfache Tore im Tempogegenstoß zu erzielen.“ Das Spiel kippte!

Die Angriffe der Schwartauer wurden jetzt effizienter. Dadi Runarsson, Markus Hansen und Co. wurden entschlossener, fanden entweder direkt das Tor oder konnten an den Kreis ablegen. So war auch der gute Gästetorhüter Norman Toth (insgesamt neun Paraden) zusehends machtloser und der VfL konnte von 5:7 auf 13:9 bis zur Halbzeit davonziehen.

Piotr Przybecki hatte bereits vor dem Spiel gewarnt, dass am ersten Spieltag der Rückrunde kein Schönheitspreis zu gewinnen war. Das war eine gute Prognose. „Viele haben erwartet, dass wir heute eine Pflichtaufgabe erledigen. Aber in unserer Liga gibt es die nicht. Krefeld hat gut begonnen. Uns fehlte leider in den Anfangsminuten noch der Zugriff in der Abwehr. Das haben wir aber im Laufe des Spiels besser hinbekommen und wir konnten uns etwas absetzen.“ Einen ersten stilistischen Höhepunkt lieferte Tim Claasen, der mit der Pausensirene einen Dreher zum Halbzeitstand vollendete. Das war ein guter Abschluss eines ansonsten noch etwas verkrampften ersten Durchgangs. Lichtblick in den ersten 30 Minuten war Jasper Bruhn (fünf Tore), der sich immer wieder ein Herz fasste und erfolgreich abschloss. Aber es war noch viel Luft nach oben.

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Zweite Halbzeit mit schnellem Aufbauspiel und klaren Angriffsaktionen

Zu Beginn des zweiten Durchgangs waren es wieder die Gäste, die besser aus den Startlöchern kamen. Der VfL hatte Anwurf, aber anstatt auf fünf Tore davon zu ziehen, vergaben die Lübecker zwei Angriffsmöglichkeiten und Krefeld war auf 13:11 dran. Insgesamt muss man aber auch festhalten, dass der Tabellenletzte mit zunehmender Spieldauer einfallsloser wurde. Oder anders gesagt: Die VfL-Abwehr stellte sich immer besser auf die Krefelder Angriffe ein und unterband mehrfach deren Angriffsbemühungen. Das Ergebnis waren immer wieder erfolgreiche Tempogegenstöße, die den Gästen nach und nach den Zahn zogen.

Piotr Przybecki zum Spielverlauf: „Wenn ich ehrlich bin, habe ich mit einem anstrengenden Spiel gerechnet. Insbesondere als unsere ersten Versuche nicht erfolgreich waren. Aber: Wir haben auch in den nicht erfolgreichen Situationen die richtigen Entscheidungen getroffen. Wir hatten nur etwas Pech im Abschluss. Als wir uns defensiv aber immer besser gefunden hatten, haben wir gemerkt, dass Krefeld an seine Grenzen gekommen war. Mit Tim Claasen haben wir dann mehr Geschwindigkeit in unser Spiel bekommen. Wir haben unsere Angriffe breit angelegt und dadurch Lücken in der Abwehr geschaffen. In die sind wir heute vorbildlich gestoßen und konnten wichtige Tore erzielen. Dazu kamen noch die vielen Tempogegenstöße, für die wir in der Abwehr den Grundstein gelegt haben.“

Der vom Trainer bereits gelobte Tim Claasen war an diesem Abend kaum zu stoppen. Sein Tempo und seine Entschlossenheit waren heute wesentliche Schlüssel für das Knacken des Krefelder Abwehrriegels. Und so erarbeite sich der VfL einen immer größer werdenden Vorsprung, der vor allem auch gegen die Widerstandskraft der Gäste arbeitete. Beim 17:13 durch Glabisch (38.) war der Halbzeitvorsprung wiederhergestellt. Jetzt wurde auch Marino Mallwitz, der in der Mitte der ersten Halbzeit eingewechselt wurde, immer mehr zu einem Faktor. Am Ende standen für ihn zehn Paraden zu Buche.

Mannschaftlich geschlossen

Und ein weiterer Aspekt wurde jetzt immer wichtiger. Die Mannschaft um Kapitän Martin Waschul feuerte sich immer wieder lautstark an, sprach miteinander, korrigierte sich gegenseitig, kurz: präsentierte sich als Einheit. Und als diese zeigten die Schwartauer den Krefeldern ihre Grenzen auf. Die HSG kam kaum noch zu gelungenen Aktionen, die Angriffe wurden geblockt oder endeten in den Armen von Marino Mallwitz – Konter – Tor! Beim 22:17 war sogar schon die Zeit für einen Kempatrick von Janik Schrader und Finn Kretschmer gekommen. Jetzt wurden auch Handballästheten bedient. Und weil der VfL konsequent blieb, erarbeite sich das Przybecki- Team beim 27:19 in der 53. Minute den ersten Acht-Tore-Vorsprung. Ein Blick in die Gesichter der Krefelder verriet: Das war die Vorentscheidung. Der Rest war ein routiniertes Verwalten des Vorsprungs. Das Endergebnis von 30:23 drückte an diesem Abend das Kräfteverhältnis gut aus und bescherte dem VfL einen versöhnlichen Jahresausklang. Das erkannten auch die vielen VfL- Fans an und erhoben sich in den letzten Minuten von ihren Plätzen.

EM-Pause nutzen, um sich zu erholen

Piotr Przybecki zum letzten Spiel: „Ich bin froh, dass wir den Jahresabschluss erfolgreich gestalten konnten. Wir haben so viele Ausfälle gehabt, wie ich es noch nie erlebt habe. In den Medien wird natürlich immer nur von denen geschrieben, die am Wochenende nicht dabei sein können. Und das wären eigentlich schon genug Spieler. Aber von denen, die sich trotz Verletzungen oder Erkrankungen unter der Woche am Wochenende durch die 60 Minute quälen, erfährt man natürlich nichts. Heute waren es Waschul, Klockmann und Claasen, die zuletzt nicht voll trainieren konnten. Ich wünsche mir, dass wir uns in der Pause jetzt erholen können und dann im neuen Jahr erholt und frisch wieder angreifen können.“ (PM)

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