VfL Lübeck-Schwartau in der Krise: Absturz, Abwanderung, Abmeldung…

Ein Kommentar von Chefredakteur Roland Kenzo

Während der Corona-Pandemie gab es beim VfL Lübeck-Schwartau Geisterspiele. Foto: Lobeca/Kaben
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Es sollte alles besser werden nach Corona, die Fans hatten auf tolle Spiele und viele Siege in der „Hansehölle“ gehofft, doch das Gegenteil trat bisher zum größten Teil ein. Der VfL Lübeck-Schwartau ist nach über der Hälfte der Saison tief im Abstiegssumpf, bangt um den Klassenerhalt. Die eigenen Fans „unken“ schon über ein Derby gegen die HSG Ostsee in der 3. Liga.

Kampf um den Klassenerhalt

Der jüngste Höhepunkt der Schieflage war die Niederlage gegen Motor Saporischschja (22:25) vor knapp 200 Fans in Düsseldorf am vergangenen Sonnabend. Für die Tabelle ist das nicht wichtig und doch spricht die Schlappe Bände, denn von dem Absturz aus der Klasse trennen die Lübecker nur noch zwei Punkte. Netto bleiben fünf Siege und zwei Unentschieden auf der einen und elf Niederlagen auf der anderen Seite. Als Anspruch für den VfL ist das deutlich zu wenig.

„Hansehölle“ mit kalter Küche

Hinzu kommt die meist nur zur fast Hälfte gefüllte Heimspielstätte. Die einst berüchtigte „Hansehölle“ entwickelt sich zum „Kühlschrank“. Immerhin gab es vier Erfolge dort zu feiern seit Saisonbeginn. Genauso oft feierten die Gäste. Die zwei Remis resultieren ebenfalls aus den Auftritten vor den eigenen Anhängern. Die Stimmung ist im Keller. Ob es am Freitag gegen Tabellenführer HBW Balingen-Weilstätten den Turnaround gibt?

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Zwei Brocken und ein direkter Konkurrent

Der Februar wird richtungsweisend, denn nach dem harten Brocken Balingen kommt dessen Verfolger ThSV Eisenach (25.2.). Egal, wie diese beiden Aufgaben enden, dazwischen ist ein Sieg Pflicht. Die „Tiger“ reisen am 22. Februar zu Schlusslicht Wölfe Würzburg.

A-Jugend abgemeldet

Der „Super-GAU“ allerdings liegt bereits einige Tage zurück. Die A-Jugend des Zweitligisten wurde vom Spielbetrieb abgemeldet. Vor nicht einmal anderthalb Jahren lud man in die Räume der Sparkasse zu Lübeck ein, präsentierte die neue „VfL Lübeck-Schwartau Nachwuchsleistungssport gGmbH“ und wollte einen „Meilenstein“ für den Nachwuchs setzen. Nachdem man bereits mehrfach die Bundesliga-Qualifikation verpasste und dem Rivalen MTV Lübeck den Vortritt ließ, fiel die Mannschaft im Winter auseinander. Die Trainer zogen ebenfalls die Reißleine und verließen den Club. Die kommende B-Jugend soll es richten, mit einem neuen Anlauf in die Oberliga. Dennoch: ein Stück ist aus dem VfL herausgebrochen, der Sinn von „Leistungssport“ im Männer-Unterbau weit weg. Bundesliga? Aktuell kein Thema. Für die Talente sind inzwischen der MTV Lübeck mit seiner ausgezeichneten Jugendarbeit um Lichtjahre voraus und die HSG Ostsee Neustadt/Grömitz für den nächsten Schritt der Spieler Anlaufstation.

Stadtrivale auf der Überholspur

Doch vermutlich auch nur so lange, bis der MTV sich weiter nach oben arbeitet. Aktuell sind die Männer in der SH-Liga in 15 Saisonspielen ohne Punktverlust, marschieren Richtung Meisterschaft und Aufstieg in die Oberliga, wo man vermutlich ebenfalls ein Wörtchen um den Aufstieg (dann in die 3. Liga) mitreden dürfte. Die früheren VfL-Stars Jan Schult, Markus Hansen oder Fynn Ranke haben Spaß beim MTV – Spaß, den man beim VfL derzeit vermisst. Vor nicht allzu langer Zeit wollte man in der „Hansehölle“ noch ins deutsche Handball-Oberhaus, aktuell sitzt man eher auf einem schmelzenden Eisblock und selbst die 2. Liga ist in Gefahr…

Bildquellen

  • Geisterspiel: Lobeca/Kaben
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