Norderstedt – Viel hatte sich Eintracht Norderstedt vorgenommen – den Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Nord ärgern wollte man, Revanche für die 1:4-Hinspiel-Niederlage nehmen. Doch bereits vor dem Spiel gab es die ersten Hiobsbotschaften – Torjäger Felix Drinkuth fiel mit einer Gesäßmuskelzerrung aus, zudem meldete sich Abwehr-Chef Marin Mandic erkältet ab. Und nach dem Aufwärmen senkte sich auch noch bei Jan Lüneburg der Daumen nach unten – er verspürte ein Ziehen in der Kniekehle, so dass Kubilay Büyükdemir in die Startelf rutschte. Dadurch hatte Norderstedt nur noch vier gesunde Feldspieler auf der Reservebank und musste mit einer Art Notelf dem Spitzenreiter entgegentreten. Dass es am Ende eine 1:6-Niederlage gab, spiegelte den Spielverlauf nicht im Entferntesten wider, von Norderstedt bis Wolfsburg war man sich einig, dass das Ergebnis am Ende deutlich zu hoch ausfiel.

„Ich bin mit dem Ergebnis hochzufrieden, aber es war am Ende zu hoch", so Wölfe-Coach Rüdiger Ziehl. Das tröstete Norderstedts Trainer Heyne jedoch nicht: „„Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir 70 Minuten abgeliefert haben. Wir haben durch das Ausgleichstor Mut gefasst und auch aus den Aktionen davor schon mehr Selbstvertrauen bekommen. Eigentlich waren wir gut im Spiel… Aber am Ende steht das Ergebnis und nicht die Leistung bis zur 70. Minute. Das 1:6 ist das, was hängenbleibt."

Zwei Knackpunkte gab es im Spiel der Norderstedter: Der erste in der 42. Minute. Marcus Coffie versperrte Philipp Menzel beim Abwurf den Weg, die Wolfsburger stürmten im Rudel auf Coffie zu, der bereits gelb verwarnte Mats Facklam kam hinzu, schubste einen Wolfsburger beiseite und sah daraufhin folgerichtig vom Schiedsrichter die Ampelkarte… bitter, denn es kam mitten in die stärkste Phase im Spiel.

Nur fünf Minuten zuvor waren genau diese beiden Spieler am Ausgleich beteiligt: Facklam verlängerte einen Eckball von Brisevac in die Mitte, wo Coffie seinen Kopf rein hielt und das Führungstor von Yannik Möker (32.) egalisierte (36.). Dementsprechend angefressen war der Trainer über diese Situation: „Ich denke, dass man als Spieler auf dem Platz merken muss, wie es läuft und dass die Mannschaft dabei ist, eine gute Leistung gegen eine gute Mannschaft abzuliefern. Da habe ich als Spieler die Verantwortung gegenüber meinen Mitspielern und der Mannschaft, nicht so ein Ding zu schießen. Das hat uns aus der Bahn geworfen und dem Gegner einen Vorteil gebracht."

Dass es in der zweiten Halbzeit mit zehn Mann auf dem tiefen, vom Regen durchtränkten Rasen, nicht einfacher werden würde, war sicherlich zu erwarten. Und doch zeigten sich die Norderstedter Jungs nach dem Seitenwechsel weiterhin mutig und hielten mit dem Spitzenreiter gut mit. Und wenn doch mal was durchkam, war ja mit Johannes Höcker immer noch ein Mann von Format zwischen den Pfosten – sehenswert, wie er Mays 30-Meter-Schuss aus dem Winkel fischte.

In der 66. Minute war allerdings auch Höcker machtlos: Coffie fälschte einen Schuss von Justvan unhaltbar ab –  das 2:1. Doch so einfach wollte die Eintracht die Punkte nicht abgeben: Der sehr agile Büyükdemir tankte sich auf der rechten Seite durch, geriet aber in Rücklage und verfehlte knapp (73.). Im direkten Gegenzug konnte Regionalliga-Torschützenkönig Daniel Hanslik sich nach einer Flanke von Heuer in der Mitte gegen Brown durchsetzen und per Kopf das 3:1 erzielen (74.).

Dies war der zweite Knackpunkt im Spiel, danach lief gar nichts mehr. Der Motor der Gäste lief dagegen gerade erst heiß, nach einer Flanke von der linken Seite kam der eingewechselte Stutter am langen Pfosten gegen Kummerfeld zum Kopfball und traf aus kürzester Distanz zum 4:1 (77.). Und trotz des mittlerweile deutlichen Ergebnisses war es immer noch emotional – Philipp Koch wurde vor der eigenen Trainerbank weggegrätscht und blieb, wie auch sein Wolfsburger Gegenspieler, liegen. Mehrere Wolfsburger inklusive Torhüter Menzel rannten zum wiederholten Male wild reklamierend auf den Schiedsrichter zu, der daraufhin dem sehr lauffreudigen Menzel die gelbe Karte zeigte.

Für die zehn Norderstedter wurde es bei dem kräfteraubenden und rutschigen, matschigen Boden nicht besser – Marcus Coffie konnte einer Flanke von Jannis Heuer nicht mehr ausweichen und drückte sie mit der Brust über die eigene Linie (82.), ehe erneut Daniel Hanslik nach einem Eckball in der Mitte mit dem Kopf an den Ball kam und das Leder völlig unbedrängt zum 1:6-Endstand einköpfte (87.).

Tore:

0:1 Yannik Möker (32.)

1:1 Marcus Coffie (36.)

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1:2 Julian Justvan (66.)

1:3 Daniel Hanslik (74.)

1:4 Marcel Stutter (77.)

1:5 Marcus Coffie (82.; Eigentor)

1:6 Daniel Hanslik (87.)

Norderstedt spielte mit:

Höcker – Marxen, Mohr, Coffie, Brown (c) – Koch, Meien (72. Kummerfeld) – Brisevac, von Knebel, Büyükdemir (87. Can) – Facklam

Gelb: Coffie (3), von Knebel (3), Meien (2)

Gelb-Rot: Facklam (42.)

Zuschauer: 262

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