Bundesjugendspiele: Mobbing oder lernen?

Nächste Reform in der Schule betrifft den Sport

Stadion Buniamshof. Foto: Lobeca/Michael Raasch
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Lübeck – Seit Tagen gibt es eine Diskussion um die Bundesjugendspiele. Wer kennt sie nicht aus der Schule? Der eine liebte sie, der andere konnte nicht schnell genug den Entschuldigungszettel organisieren. Nun sollen die Wettkämpfe reformiert werden. Zeiten, Weiten oder Höhen sollen nicht mehr im Vordergrund stehen. Ergebnisse werden in Zonen eingeteilt und der Teamgeist dadurch gefördert. Hintergrund: Weniger Druck auf die Grundschulkinder. Nach dem Sommer geht’s schon los. Tschüss Bundesjugendspiele?

Teams im Vordergrund

Mit einem innovativen Konzept streben der Ausschuss für die Bundesjugendspiele und die Kommission Sport (SpoKo) der Kultusministerkonferenz (KMK) danach, die Freude am Sport zu steigern. Dabei wird weniger Wert auf individuelle Leistungen gelegt, sondern vielmehr das Ergebnis des Teams in den Vordergrund gerückt. Statt eines Wettkampfes mit festgelegten Kriterien für Einzelpersonen wird ein Wettbewerb eingeführt, bei dem die Leistung einer Jahrgangsstufe oder Klasse bewertet wird. Im Fall des Weitsprungs bedeutet dies, dass Schülerinnen und Schüler in Zonen springen. Das gleiche gilt für das Werfen. Beim Laufen waren bisher 50 Meter, zukünftig sind es nur noch 30 Meter. Hier gibt es ebenfalls Punkte, statt Zeiten. Abschließend werden alle Punkte des Teams zusammengezählt. Beim Schwimmen ist es genauso, nur beim Turnen hält man am traditionellen Verfahren fest.

Pocher und Henkel mit klaren Worten

Eine heiße Diskussion gab es dazu am Sonntagabend bei “Stern TV“. Hochsprung-Olympiasiegerin Heike Henkel kann mit der Idee nichts anfangen, sagt: „Jeder erfährt Niederlagen im Leben, und Sport kann ein gutes Vehikel sein, zu lernen, damit umzugehen.“  TV-Promi Oliver Pocher haut in die gleiche Kerbe und sieht eine Art Verweichlichung der Jugend. „Dann möchte ich auch nur noch freiwillig arbeiten schreiben. Wenn man vor allem Angst hat, wird es schwierig“, meint er.

Sollen die Bundesjugendspiele reformiert werden?

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  • Nein, auf keinen Fall. Wenn Schulsport Stress ist, läuft etwas schief. (93%, 56 Votes)
  • Ja, unbedingt. Das ist zu viel Druck für die Kinder, (7%, 4 Votes)
  • Mir ist das völlig egal. (0%, 0 Votes)

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Prien: „Eine schlechte Platzierung zu erreichen, gehört zum Leben dazu“

„Selbstverständlich geht es bei den Bundesjugendspielen um Freude an der Bewegung und die Hinführung zum Breitensport“, betont Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien und weiter: „Aber dabei muss auch weiterhin der Leistungsgedanke im Fokus stehen. Im Vergleich mit anderen eine schlechte Platzierung zu erreichen, gehört zum Leben dazu und es wird in den Schulen entsprechend pädagogisch begleitet. Wichtig ist aber, dass wir Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass sich Anstrengung lohnt, dass Leistungsbereitschaft und Einsatz sich auszahlen. Genau das soll auch durch die Bundesjugendspiele vermittelt werden.“

Vor zwei Jahren beschlossen

Im März 2021 traf die KMK auf Empfehlung des Deutschen Leichtathletikverbandes, des Deutschen Schwimmverbandes und des Deutschen Turnerbundes die Entscheidung, dass ab dem Schuljahr 2023/24 in Grundschulen anstelle des “Wettkampf“-Formats ein “Wettbewerbs“-Format eingeführt werden sollte. Durch diese Änderung sollte nach den Sportverbänden ein breiteres Spektrum an Sportarten und Bewegungsmöglichkeiten angeboten werden. Mehr als zwei Jahre später wird diese Empfehlung nun umgesetzt.

Gescheitert: G8

Reformen in der Schule gab es schon einige, vor allem in den vergangenen Jahren ist das gefühlt der Fall. Da wurden Gymnasien von 13 auf zwölf Jahre runtergeschraubt, um sie nicht einmal eine Laufzeit später wieder auf 13 Klassen hochzuschrauben.

Bildquellen

  • Buniamshof: Lobeca/Raasch
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1 Kommentar

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    mit Irritation sehe ich, dass immer noch an den Bundesjugendspielen festgehalten wird.
    Leider geht die öffentliche Diskussion oft am Thema vorbei.
    Kaum jemand interessiert sich für Leichtathletik, Geräteturnen und ausgerechnet das wird dann geprüft. Schwimmen fällt im Normalfall bekanntlich aus.
    Einmal pro Jahr sinnlos Hartgummibälle weit werden. Warum? Das erklärt sich leider nur mit dem Handgranatenwerfen der Reichsjugendspiele. Das ist keine Überspitzung. Schauen Sie sich mal die Vorgeschichte an.
    Ich war immer guter Schwimmer uns Ausdauersportler. Aber die BJS gingen nur über Kurzstrecken. Nie eine Chance.
    Ich kann nicht dreidimensional sehen. Da war Weitsprung immer schon klar, dass ich den Balken nicht treffe. Hätte ich mich da als behindert outen sollen? Nein, ich haben diesem miesen Schultag ertragen und gewusst, dass ich in Schwimmen (außerschulisch) gut bin, was aber nie als BJS angeboten wurde.
    Wer Spaß am Sport fördern will, muss die Vielfalt des Sports anbieten. Triathlon hätte ich klasse gefunden, konnte aber erst mein Sohn in der Schule als AG nehmen.
    Es geht also nicht darum, dass Kinder keine negativen Erfahrungen machen sollen, sondern nur um extrem einseitige und ungerechte Prüfungen und sinnlose Wettbewerbe. Wer käme auf die Idee alle Schulkinder jedes Jahr zu einem Schnellkopfrechenwettbewerb in einer eisgekühlten Halle oder bei brennender Hitze zu schicken als Motivation für MINT-Fächer?
    Wenn die Schulen an so unsinnigen und einseitigen Veranstaltungen festhalten wollen und nur kleine Änderungen vornehmen, müssen sie damit leben, dass schon Schüler den Sportunterricht dieser Art für völlig veralteten Unsinn halte und ihn wo immer möglich boykottieren. Auch ein Teil der selbständigen Meinungsbildung. Und ganz sicher nicht bewegungsförderlich.

    Diese Informationen sind keine Klage von mir, sondern vielleicht eine Anregung für wirkliche Veränderungen.

    Vielen Dank und viele Grüße

    Matthias Eberius

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