Lübeck – „Zeljko“ hat den Regatten der Travemünder Woche im 126. Jahr ein vorzeitiges Ende gesetzt. Das Sturmtief, das in der Nacht zum Sonntag über Norddeutschland hinweggezogen ist und auf seiner Rückseite immer noch stürmische Winde mit sich führte, blies alle Startversuche für die noch im Wettbewerb befindlichen Klassen hinfort.

Damit feierten Nick Craig (Großbritannien) und Lisa Buddemeier/Matthias Düwel (Kiel/Hamburg) einen goldenen Abschluss ihrer Weltmeisterschaften in den Klassen D-One und Laser II, ohne noch einmal auf das Wasser zu müssen. Ein TW-Jubiläum der besonderen Art begingen Helge und Christian Sach (Zarnekau). Sie siegten in ihrer Karriere zum 20. Mal bei der Travemünder Woche. Im F18-Kat hatten sie sich am Sonnabend in die Top-Position geschoben und mussten nun gar nicht mehr eingreifen, um diese zu verteidigen.

Die Vorhersagen hatten schon am Sonnabend ein schwieriges Szenario für den Abschlusstag der TW prognostiziert. Bei ablandigem Wind schienen die Bedingungen von Land aus gesehen dann am Morgen aber beherrschbar. Die Windmess-Boje, die von der Wettfahrtleitung in der Lübecker Bucht ausgelegt wurde, lieferte indes andere Daten. Ein vorherrschender Wind im mittleren 20-Knoten-Bereich, dazu Böen jenseits der 30 Knoten und eine kurze harte Welle mit Höhen bis zu 1,8 Metern ließen Gesamt-Wettfahrtleiter Brian Schweder nach zweimaligem Verschieben schließlich zur Entscheidung des Abbruchs der Wettfahrten für alle neun Klassen greifen. Damit ist der Sonntag der einzige Tag im Laufe der Travemünder Woche 2015, der ohne Wettfahrten auskommen musste.

Mit gemischten Gefühlen nahmen die neuen Weltmeister der Laser II, Lisa Buddemeier/Matthias Düwel (Kiel/Hamburg), die Entscheidung auf. „Bei diesen Windverhältnissen ist das schon richtig. Aber für unsere Klasse ist es schade, denn wir hätten heute auf dem SAP Media Race Course segeln sollen. Und es wäre spannend gewesen, sich hinterher mal von außen beobachten zu können“, sagte Düwel. Zudem hätte die schrumpfende Klasse Gelegenheit gehabt, Werbung für sich und das sportliche Geschehen auf dem Boot zu machen. „Es macht einfach unglaublich Spaß, mit dem Laser II die Wellen abzureiten“, so Düwel. Das Kiel-Hamburger Duo wiederholte mit dem Sieg den Erfolg vor vier Jahren, als es ebenfalls vor Travemünde Weltmeister geworden war. Elf Siege in zwölf Rennen schienen eine deutliche Sprache zu sprechen: „Die Ergebnisliste ist allerdings eindeutiger, als es auf dem Wasser war. Denn in den Wettfahrten war es immer sehr eng. Wir hatten aber den Vorteil, dass wir in Kiel trainieren und deshalb besser mit den Wellen zurecht gekommen sind als andere Mannschaften“, so Düwel. Daher hatten auch die Titelverteidiger Niels Krenz/Christian Gerdum (Hamburg) keine Chance. Sie landeten schließlich auf Platz drei hinter der Familiencrew Michael und Laura-Kristin Koch (Stössensee).

Der Brite Nick Craig hatte um seinen Sieg in der jungen D-One-Klasse ohnehin nicht mehr bangen müssen. Bereits am Sonnabend war sein Vorsprung auf seinen Landsmann Giles Chipperfield und den Italiener Mario Rabbò so groß, dass er unabhängig vom Sonntagsgeschehen nicht mehr einholbar war. Mit seinem dritten Gold-Cup-Titel in der D-One in Serie reist der 41-Jährige aus Travemünde ab.

Ein besonderes Schlückchen auf den 20. Sieg in ihrem Heimatrevier wird es bei den Brüdern Helge und Christian Sach geben. Ob im 470er, Tornado oder F18 – immer wieder standen die Zarnekauer, die Ex-Weltmeister im F18, ganz oben auf dem Siegerpodest. Diesmal hatten sie als aktuelle WM-Achte aber hart darum kämpfen müssen. „Wir sind bis zur WM vor zwei Wochen fast ein Jahr lang keinen F18 mehr gesegelt. Und die anderen haben richtig Gas gegeben. Technisch können wir denen nichts mehr vormachen. Deshalb mussten wir hart kämpfen. Taktisch haben wir durch die Jahrzehnte lange Erfahrung aber sicherlich immer noch Vorteile“, sagte Steuermann Helge Sach. Es folgten auf den Plätze Finn Heeg/Merle Baars (Flensburg) sowie Robert Schütz/Sönke Kühl (Krefeld). Nach dem Jubiläums-Sieg vor Travemünde kommt bei den Sachs auch die Frage auf, ob sie die Karriere im F18 fortsetzen werden. „Das müssen wir mal überlegen. Im F18 bekommt man schon eine große Wettkampf-Härte, aber inzwischen konzentrieren wir uns mehr auf unseren M32-Kat und den foilenden Nacra20“, sagte Helge Sach.

Mit der Absage der Wettfahrten am Sonntag durften an Bord einer reinen Frauen-Crew die Sektkorken knallen. Die Hamburger Mannschaft um Steuerfrau Stephanie Köpcke eroberte in der J/24-Klasse den Titel eines German-Open-Siegers gegen die vorrangig männliche Konkurrenz in der 20 Boote starken Flotte und feierte damit eine Premiere in dieser Klasse. Grundlage für den Erfolg war die beständigste Serie. Für die J/24 war die Travemünder Woche die Generalprobe für die Weltmeisterschaft im August vor Boltenhagen. Auf den weiteren Podiumsplätzen landeten Dirk Strelow (Erftstadt) sowie Tobias Feuerherdt (Hamburg). Als einer der WM-Mitfavoriten musste sich der Brite Ian Southworth in der Lübecker Bucht mit dem zehnten Platz begnügen.

Die Landesmeisterschaft der Folkeboote war vor Lübeck fest in Kieler Hand. Nach fünf Wettfahrten rettete Siegfried Busse einen knappen Vorsprung von einem Punkt vor seinen Kieler Lokalrivalen Ulf Kipcke und Jürgen Breitenbach ins Ziel. Die beiden Verfolger waren ihrerseits punktgleich. Kipcke durfte sich aufgrund der Mehrzahl an Tagessiegen über Silber freuen.

Als weitere Sieger in ihren Ranglisten-Regatten erhielten schließlich schon am Sonntagmittag Manfred Brändle (Duisburg) im Kielzugvogel, Frithjof Schwerdt (Kiel) im Musto Skiff und Björn Frasch/Martin Holste (Lübeck) im International 14 ihre Sieger-Trophäen.

Auf der Seebahn wurde für die Yachten nach der OSC-Wertung am zweiten TW-Wochenende der Super Cup der Stadtwerke Lübeck entschieden. In der Gesamtwertung aus Mittelstrecke und Up-and-Down-Wettfahrten siegte in der Gruppe OSC V Hinrich Klatt (Lübeck) mit seiner „Jacaranda“-Crew. In der OSC IV durften Björn Carstensen („Snabelskoen“, Scharbeutz) und in der OSC II Stefan Meining („Na und“, Lübeck) zum Abschluss der Regatten der Travemünder Woche im 126. Jahr kräftig feiern.

Die 127. TW wird vom 22. bis 31. Juli 2016 ausgetragen.

Ergebnisse:

Laser II Weltmeisterschaft final:

1. Lisa Buddemeier / Matthias Düwel (Hamburg) 1.0 1.0 1.0 1.0 (3.0) 1.0 1.0 1.0 1.0 1.0 1.0 1.0 11.0
2. Michael Koch / Laura-Kristin Koch (Stössensee) 2.0 (3.0) 3.0 2.0 1.0 2.0 2.0 3.0 2.0 2.0 2.0 2.0 23.0
3. Niels Krenz / Christian Gerdum (Hamburg) (15.0) 2.0 2.0 4.0 2.0 3.0 3.0 2.0 3.0 3.0 3.0 4.0 31.0
4. Meike Flatau / Malte Flatau (Riester) 3.0 4.0 4.0 6.0 4.0 4.0 6.0 5.0 (10.0) 8.0 6.0 6.0 56.0
5. Ralf Terheyden / Alexander Timm (Hattingen) 6.0 5.0 (7.0) 3.0 6.0 5.0 4.0 4.0 4.0 6.0 7.0 7.0 57.0

D-One Weltmeisterschaft final:

1. Nick Craig (GBR) 1.0 1.0 (3.0) 1.0 1.0 1.0 1.0 6.0
2. Giles Chipperfield (GBR) 2.0 (6.0) 1.0 4.0 2.0 4.0 4.0 17.0
3. Mario Rabbò (ITA) 6.0 2.0 4.0 3.0 6.0 (7.0) 2.0 23.0
4. Tamas Szamody (HUN) 3.0 5.0 2.0 (13.0) 5.0 5.0 3.0 23.0

J 24 German Open nach fünf Rennen:

1. Stephanie Köpcke (Ingolstadt) 2.0 (11.0) 6.0 2.0 3.0 13.0
2. Dirk Strelow (Erftstadt) (10.0) 2.0 5.0 5.0 2.0 14.0
3. Tobias Feuerherdt (Kiel) 9.0 5.0 3.0 1.0 (22.0) 18.0
4. Jan Kähler (Hamburg) 6.0 4.0 (7.0) 3.0 5.0 18.0
5. Hans Bock (Haffkrug) 4.0 10.0 (14.0) 6.0 1.0 21.0

OSC Up & Down final:

ORCI

„Sportsfreund“, Axel Seehafer (Heiligenhafen) 1.0 1.0 2.0
ORC II

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1. 2BM Yachting“, Peter Beck Mikkelsen 1.0 1.0 2.0
2. „Mio Caro“, Jörg Bardeleben 4.0 2.0 6.0
3. „Nightfever“, Jan Gröpper(Bad Schwartau) 3.0 3.0 6.0
4. „Pink X“, Christian Rosehr (Lübeck) 2.0 5.0 7.0
5. „Chacosito“,Torsten Stegemann (Bad Schwartau) 5.0 4.0 9.0

ORC III

1. „Patent3“, Henning Tebbe (Hamburg) 1.0 1.0 2.0
2. „Jacaranda“, Jürgen Klatt (Herrenwyk) 2.0 2.0 4.0
3. „Blanc Bleu“, Joerg Delecate (Kiel) 3.0 3.0 6.0
4. „Peggy“, Olaf Habert 4.0 4.0 8.0
5. „Noodles“, Ulrich Martens (Grevesmühlen) 5.0 6.0 11.0

OSC I

1. „Lagom“, Bernd Petrick (Niendorf) 1.0 1.0 2.0
2. „bodenaturkost.de“, Frank Bode / Lisa Thomsen (Hamburg) 3.0 3.0 6.0

OSC II

1. „Tsunami“, Lutz Pouplier (Geesthacht) 2.0 1.0 3.0
2. „Na und“, Stefan Meining (Herrenwyk) 1.0 3.0 4.0
3. „Masovia“, Arnd-Tido Ackermann (Lübeck) 3.0 2.0 5.0
4. „Feinschliff“, Dirk Meiburg (Lübeck) 4.0 5.0 9.0

J 80:

1. „Joytoy“, Gerhard Henssen (Dortmund) 2.0 1.0 3.0
2. „Okee Dokee“, Dustin Homeyer (Oldenburg) 1.0 3.0 4.0
3. „Marama“, Maximilian Gebhard (Lübeck) 3.0 2.0 5.0

OSC IV

1. „Austera“, Jens Ansorge (Niendorf) 2.0 1.0 3.0
2. „Snabelskoen“, Björn Carstensen (Scharbeutz) 1.0 2.0 3.0

Folkeboot Landesmeisterschaft Schleswig Holstein nach fünf Rennen:

1. Siegfried Busse (Boksee) 1.0 1.0 2.0 (6.0) 4.0 8.0
2. Ulf Kipcke (Neumünster) (6.0) 2.0 1.0 5.0 1.0 9.0
3. Jürgen Breitenbach (Kiel) 3.0 3.0 (6.0) 1.0 2.0 9.0
4. Heino Haase (Travemünde) 2.0 5.0 3.0 2.0 (6.0) 12.0
5. Friedrich Mahrt (Eckernförde) (9.0) 6.0 5.0 3.0 3.0 17.0

Formula 18 final:

1. Helge Sach / Christian Sach (Zarnekau) 2.0 1.0 (3.0) 3.0 3.0 2.0 1.0 1.0 2.0 15.0
2. Finn Heeg / Merle Baars (Flensburg) 1.0 2.0 2.0 2.0 2.0 3.0 3.0 3.0 (7.0) 18.0
3. Robert Schütz / Sönke Kühl (Krefeld) 5.0 6.0 1.0 1.0 1.0 1.0 (19.0) 5.0 3.0 23.0
4. Chrisch Bräuer / Sanni Levgrün (Hamburg) 4.0 3.0 (7.0) 7.0 6.0 6.0 6.0 2.0 1.0 35.0
5. Sven Lindstädt / Jesse Lindstädt (Norderstedt) 3.0 4.0 6.0 (8.0) 7.0 4.0 2.0 4.0 6.0 36.0

Kielzugvogel final:

1. Manfred Brändle (Duisburg) 1.0 1.0 1.0 4.0 1.0 1.0 1.0 (15.0) 10.0
2. Jürgen Reichardt (Essen) 2.0 2.0 2.0 2.0 2.0 2.0 (3.0) 2.0 14.0
3. Hansi Maibohm (Duisburg) 3.0 (6.0) 3.0 1.0 3.0 4.0 4.0 5.0 23.0
4. Wolfgang Emrich (Wörthsee) 5.0 3.0 (12.0) 3.0 7.0 3.0 2.0 3.0 26.0
5. Anton Kölbl (Staffelsee)(11.0) 5.0 11.0 5.0 5.0 7.0 9.0 1.0 43.0

Musto Performance Skiff final:

1. Frithjof Schwerdt (Kiel) 1.0 2.0 2.0 5.0
2. Nicolas Duchoud (SUI) 2.0 1.0 6.0 9.0
3. Andi Lachenschmid (Augsburg) 6.0 3.0 1.0 10.0
4. Bernd Jahn (Augsburg) 3.0 6.0 7.0 16.0
5. Marius Knippscheer (Essen) 5.0 9.0 3.0 17.0

Int. 14 final:

1. Bjoern Frasch / Martin Holste (Wakenitz) 1.0 3.0 4.0
2. Dirk Rother / Kai Möller (Lübeck) 2.0 2.0 4.0
3. Georg Borkenstein / Jens Holscher (Krummwisch) 4.0 1.0 5.0
4. Jan Witte / Eike Ehrig (Kiel) 3.0 4.0 7.0
5. Michel Elle / Frithjof Mikoleit (Flensburg) 6.0 5.0 11.0

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