Travemünde – Heute weitet sich das Segelprogramm der Travemünder Woche noch mehr aus; Mit den ehemals olympischen Tornados startet eine weitere Europameisterschaft, dazu ermitteln die 505 bis einschließlich Sonntag ihre Deutschen Meister, und die J/22 gehen in die German Open, die inoffizielle Deutsche Meisterschaft.

Zur Halbzeit der Travemünder Woche nahm der Reigen der deutschen Meisterschaftsentscheidungen gestern Fahrt auf. Die Contender kürten mit Volker Niediek vom Steinhuder Meer ihren national Besten, und das an einem Tag, der den Seglern in den neun gestarteten Klassen Welle und Wind und ein pralles Wettfahrtprogramm bescherte. Neben den Contendern verabschiedeten sich auch die Kielzugvögel von der Jubiläumsausgabe der Travemünder Woche im 125. Jahr.

Volker Niediek wiederholte mit dem Titelgewinn seinen Contender-Erfolg von 2011, als er auf seinem Heimatrevier in Niedersachsen die gesamte deutsche Konkurrenz in die Schranken verwiesen hatte. Nun geht es für ihn wie auch für die weitere Elite weiter nach Kühlungsborn, wo von Sonnabend an die Europameisterschaften ausgesegelt werden. Niediek erklomm in Travemünde mit dem letzten Rennen die Spitze des Rankings, nachdem er mit der Hypothek, die erste Wettfahrt aufgegeben zu haben, in die Meisterschaftsserie gestartet war. Hinter Niediek komplettierten Dirk Müller aus Bremen und Andreas Voigt aus Potsdam das Siegerpodest.
Bei den Kielzugvögeln ging es zwar nicht um eine Meisterschaft, aber der Titel als Travemünder Woche-Sieger ist auch hoch angesiedelt, und der wurde gestern vergeben. Als Sieger durften sich Jürgen Reichardt/Gerd Stejskal (Essen) feiern lassen – mit der überlegenen Serie von drei Siegen in drei Rennen.

Am zweiten Tag ihrer Weltmeisterschaft wechselten die Ynglings von der geschützten Bahn in der Pötenitzer Wiek auf die freie Ostsee. Und dort wurde es für den führenden Niederländer Jamin Maarten etwas enger. Dennoch verteidigte der dreimalige WM-Titelträger seine Führung vor seinen Landsleuten Jan Haven Hidde und Gietma Lieuwe. Für Petra Schutt, die deutsche Klassenchefin aus Moers, ist die Überlegenheit der Niederländer keine Überraschung: „Die Holländer sind ob guter Sponsoren topp, können ganzjährig trainieren, haben ein gutes Jugendprogramm.“ In Deutschland fehlen dagegen die helfenden Hände aus der Wirtschaft gänzlich, aber es wird immer noch auf gut 95 Booten gesegelt.

Nah am Limit des Machbaren und zum Teil darüber hinaus agierten die International 14 zum Auftakt ihrer Europameisterschaft. Die hochgetakelten Boote hatten mit den riesigen Segelflächen auf den gerade einmal 4,30 Meter langen Rümpfen besonders mit den hohen Wellen zu kämpfen. Unter Gennaker jagen sie das Wellental hinunter und müssen dort das Boot abfangen, bevor es sich mit dem Gennakerbaum in die See bohrt.

„Das war grenzwertig, mehr hätte es echt nicht sein dürfen“, sagte Oliver Voss (Kiel), der als Dritter mit seinem Lübecker Vorschoter Jens Holscher der derzeit beste Deutsche ist und über mehr als zwei Jahrzehnte 14-Footer-Erfahrung verfügt. „Aber es war ein supertoller Tag. Wir sind im Rennen nicht umgefallen, mussten unter Gennaker aber in den Sicherheits-Modus umschalten“, so Voss.

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Nicht alle deutschen 14-Footer-Mitfavoriten erlebten einen derart guten Start wie Voss/Holscher. Georg Borgenstein/Eike Dietrich vom Wittensee brach nach einem dritten Platz zum Auftakt im zweiten Rennen der Mast. Immerhin werden sie in den kommenden Tagen wieder in den Meisterschaftskampf eingreifen. Noch am Nachmittag hatten sie ein neues Rigg gestellt.

Die ganze Faszination ihres Sports konnten die O’pen Bic zum Auftakt ihrer Weltmeisterschaften präsentieren. Die jungen Segler auf den flach gebauten Nussschalen agierten nah und mitunter im Wasser. Aufgeteilt nach Altersklassen konnten drei Rennen (U16) bzw. zwei (U19 und U13) gesegelt werden. Der deutsche Klassenpräsident Marcus Cremer war von dem Auftakt in die Meisterschaft begeistert: „Absolut perfekt! Die Kinder haben die Boote in diesen Bedingungen sehr gut beherrscht. Und diejenigen, die Bedenken hatten, waren verantwortungsvoll an Land geblieben.“

Mit voller Kraft setzten die Laser 4.7, Laser Radial und Dyas ihre Deutschen Meisterschaften fort. Nach nunmehr fünf Wettfahrten in der Liste stehen bei den Dyas Andreas Linke/Andreas Malcher (Kröslin/Edersee) an der Spitze. Sie müssen sich aber heute noch auf ein heißes Duell um den Titel einstellen, denn vor dem finalen Tag sitzen ihnen Michael Schmohl/Ralph Ostertag (München/Chiemsee) mit lediglich einem Punkt Rückstand direkt am Heck.

Auch für die Laser 4.7 endet heute der Auftritt zur Travemünder Woche. 

Einen Tag mehr in der Lübecker Bucht haben die Laser Radial vor sich. Sie segeln noch bis Freitag und haben nach zwei Tagen auf See nun sechs Rennen in der Liste. Seinen starken Auftakttag setzte Nik Willim (Schleswig) auch gestern fort. Den drei Siegen zum Start ließ er nun die Plätze 1, 1, 1 folgen und hat damit die Konkurrenz von 88 Seglern bestens im Griff.

Damit scheint es in der Laser-Klasse auf einen familiären Doppelsieg hinauszulaufen. Denn bei den Standard-Seglern, die heute in ihre Ranglisten-Regatta gestartet sind, liegt Niks Vater Andreas Willim mit zwei Siegen in den beiden Wettfahrten an der Spitze.

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