Erfurt – Es ist die Wiederauferstehung des dreckigen Dutzend beim EHC Timmendorfer Strand. Mit viel Kampf und viel Leidenschaft siegten die Beach Boys, welche nur mit 13+2 Spielern zum Auswärtsspiel gereist waren, bei den Black Dragons Erfurt mit 6:4 (1:1, 3:2, 2:1)  und sammelten drei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf der Eishockey Oberliga Nord. Garanten für den Sieg waren starke Special Teams und eine überragende Mannschaftsleistung, bei der kein Spieler leistungsmäßig abfiel. Geprägt war das eigentlich faire Spiele von vielen (insgesamt 70!) Strafminuten und einem ganz schwachen Schiedsrichtergespann.

Das Trio um Hauptschiedsrichter Kevin Salewski – pikanterweise komme alle drei aus Erfurt – erwischte einen rabenschwarzen Tag.  Fehlentscheidung häufte sich auf Fehlentscheidung, der Unmut der Spieler und Zuschauer wuchs, was zur Folge hatte, das gleich drei Spieler beider Mannschaften mit Disziplinarstrafen belegt wurden. Negative Höhepunkte: Marco Meyer bekam einen Stockstich eines Erfurters ab, was nicht geahndet wurde und auf der Gegenseite wurden zwei klare Situationen, wo das Hybrid-Icing-Anwendung findet, fälschlicherweise zurückgepfiffen.
Immerhin: die Fehlentscheidungen waren auf beiden Seiten ähnlich ausgewogen, so dass im Grunde keiner ernsthaft benachteiligt wurde, doch ein Eishockeyspiel war damit kaputt gemacht.

Zum Sportlichen auf dem Eis: vor 412 Zuschauern im Erfurter Eissportzentrum erwischten die Black Dragons den besseren Start und drückten Timmendorf in den Anfangsminuten hinten rein. Jordi Buchholz, der im Kasten erneut den Vorzug vor Kevin Beech erhielt, musste von Beginn an viel Arbeit verrichten. Einen Rückstand konnte aber auch er nicht verhindern, Christian Grosch traf in der sechsten Minute zum verdienten 1:0 für die Hausherren.
Dieser Treffer schien ein „Hallo-Wach“ für die Beach Boys zu sein, die in der Folge besser ins Spiel kamen. Dennoch war der schnelle Ausgleich durch Jason Horst in Überzahl, welcher einen Schuss von Robert Busche abfälschte, in der Kategorie glücklich einzustufen (11.). Doch bis zum Ende des Drittels verdienten sich Timmendorfs tapfere 13 Feldspieler das Remis.

Zu Beginn des zweiten Drittels hagelte es gleich zwei Strafen für die Beach Boys, doch in doppelter Überzahl fiel den Erfurter Drachen nicht viel ein. Die Timmendorfer verteidigten dann gut und hatten auch etwas das Glück auf ihrer Seite. Just in dem Moment, als Pierre Kracht (Foto) nach abgelaufener Strafe auf das Eis zurückkehrte, befreite Jared Wynia seine Mannschaft aus dem eigenen Drittel. Kracht nahm die Scheibe auf und hatte nur noch Torwart Stephan Löffelholz vor sich, verlud den Goalie und traf überlegt zum 2:1 (23.). Erfurt reagierte auf den Rückstand mit wütenden Angriffen, durchdacht war es bei den Gastgebern aber selten und wenn war Buchholz die Endstation. Auf der anderen Seite zeigten sich die Beach Boys eiskalt, nach einem Fehler von Löffelholz traf Kracht zum zweiten Mal und staubte zum 3:1 ab (30.).

Die Black Dragons waren sichtlich beeindruckt, vor allem in Überzahl waren die Gastgeber einfach zu harmlos. Dann und wann packte auch Buchholz auch noch eine tolle Parade aus, so u.a. gegen Josef Huber, dessen Schuss gegen die Laufrichtung er mit der Fanghand parierte. Dennoch kam Erfurt zum Anschlusstreffer, Jan Zurek traf in 38. Minute zum 2:3. Die Antwort der Beach Boys war aber konsequent: Marco Meyer mit einem Zuckerpass aus dem linken Bullykreis an den rechten Pfosten, wo Michael Chvostek nur noch einschieben musste (40.). Schönheitsfehler: im direkten Gegenzug traf Felix Schümann nach doppeltem Abpraller zum 3:4-Pausenstand nach dem zweiten Drittel.

Anzeige
AOK

Den Schlussabschnitt begannen die Beach Boys schnell mit doppelter Überzahl, doch trotz guter Chancen von Saggau, Klupp oder Kracht wollte die Scheibe nicht rein. Also „musste“ wieder ein eigenes Unterzahlspiel her, Marcus Klupp schickte Moritz Meyer auf die Reise und der Center traf aus dem rechten Bullykreis genau in den Torwinkel zum 5:3 für Timmendorf (47.).
Aber auch dieser Vorsprung sollte nicht lange halten, noch im selben Überzahlspiel gelang Erfurt der erneute Anschlusstreffer. Schümann traf zum 4:5 (48.).

Allein: Erfurts Angriffe wurden im letzten Dritttel von Spielzug zu Spielzug harmloser und ungefährlicher, speziell in Überzahl gelang den Drachen so gut wie nichts mehr. Dazu leisteten sich die Thüringer auch immer wieder individuelle Fehler. So auch Löffelholz, der in der 54.  Minute einen harmlosen Schuss von Jared Wynia nicht festhalten konnte, so dass Kracht zum 6:4-Endstand abstauben konnte. In der Schlussphase haderten die Gastgeber immer mehr mit den Referees und vergaßen so oft das Eishockeyspielen. Timmendorf hingegen agierte klug aus einer sicheren Defensive und hätte durch Klupp, der nur den Pfosten traf, in der Schlussminute fast noch einen siebten Treffer nachgelegt.

Entsprechend zufrieden war Trainer Martin Williams, welcher von einem verdienten Sieg sprach. Das komplette, kurze Interview des Timmendorfer Coaches ist unten einmal angehängt. Am kommenden Freitag haben die Beach Boys spielfrei, am Sonntag kommen dann die Rostock Piranhas zum Ostsee-Derby ins ETC gereist.

Statistik:
Tore: 1:0 Grosch (6./ÜZ), 1:1 Horst (11./ÜZ), 1:2, 1:3 Kracht (23./UZ)/30.), 2:3 Zurek (38.), 2:4 Chvostek (40.), 3:4 Schümann (40.), 3:5 Mo. Meyer (47./UZ), 4:5 Schümann (48./ÜZ), 4:6 Kracht (54./ÜZ)

Schüsse: 39 – 35
Strafen: Erfurt 14 +10 Ulitschka +10 Schümann – Timmendorf 16 + 10 P. Saggau + 10 Busche
Zuschauer: 412

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -