Lübeck – Nach dem allgemeinen Rückblick und der Defensive nehmen wir im dritten und letzten Teil die Abteilung Attacke des EHC Timmendorfer Strand unter die Lupe. Wie schlugen sich die Stürmer der Beach Boys? Wer hat -mal wieder- überzeugt? Und bei wem ist noch viel Luft nach oben? Die Abteilung Attacke in der Einzelkritik

#11 Moritz Meyer
36 Spiele – 29 Punkte – 20 Strafminuten

Es war irgendwie eine seltsame Saison, welche Moritz Meyer auf das Eis zauberte. Seine Offensiveproduktion hätte durchaus besser sein können, doch wenn er traf, dann waren seine Tore zumeist sehr, sehr wichtig. Lange schien seine Stärke am Bullypunkt verschollen gewesen zu sein, doch ab der Saisonhälfte kam auch dies wieder zum Tragen. In Sachen Einsatz und Führungsqualitäten reift Meyer immer mehr und ist einer der Kandidaten, um Marcus Klupp als Kapitän zu beerben.

#13 Martin Williams
15 Spiele – 3 Punkte – 55 Strafminuten

Als Trainer wusste Martin Williams durchaus zu überzeugen, auch wenn nicht alles klappte und Gold war, was glänzte. Doch er stellte sich auch als Spieler auf und da muss man ganz ehrlich sein: die Zeiten von OJ sind einfach vorbei. Es fehlten Spritzigkeit und manchmal auch die nötige Disziplin.  So gut sein Eindruck als Trainer auch war, als Spieler war er leider nicht so gut.

#15 Marco Meyer
38 Spiele – 23 Punkte – 16 Strafminuten

Der Center einer sehr starken dritten Timmendorfer Reihe wird von Jahr zu Jahr stärker. Marco Meyer hat die Bullyqualitäten seines Bruders aufgesogen, zeigt endlich körperliche Präsenz und reißt so immer wieder Löcher für seine Nebenleute. Der Lohn sind 23 Punkte, darunter 15 Vorlagen, und das Gefühl, dass auch die dritte Timmendorfer Sturmreihe für viel Torgefahr sorgen kann. Bleibt zu hoffen, dass Meyers Entwicklung (er ist auch erst 24 Jahre alt) so weiter geht.

#19 Thorben Saggau
22 Spiele – 20 Punkte – 60 Strafminuten

Eigentlich sollte Thorben Saggau nur die schwere Verletzung von Schnabel zu Saisonbeginn überbrücken, doch am Ende spielte er das ganze Jahr – wenn auch aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen nur 22mal. Doch Saggau, der im Gegensatz zu seinem Bruder nicht der geborene Torjäger ist, zeigte in fast jedem Spiel gute Leistungen, ackerte, kämpfte und riss seine Mannschaft mit. Wenn er auf dem Eis stand war er ein Gewinn für sein Team, daher ist es schade (wenn auch verständlich), dass ihn sein Job so einspannt. Auch wenn er in der Vergangenheit häufig kritisiert wurde: über das gesamte Jahr bekam man das Gefühl, dass Thorben Saggau alles gab und vor allem wieder Spaß am Eishockey gefunden hat.

#20 Jared Wynia
42 Spiele – 44 Punkte – 20 Strafminuten

Hohe Vorschusslorbeeren bekam Jared Wynia vor der Saison von vielen Fans, immer umsetzen konnte es der Kanadier nicht. Doch der Kanadier deutete an, dass er eine wichtige Stütze sein kann und vor allem das fast blinde Verständnis mit Patrick Saggau und Pierre Kracht sorgte fast automatisch für Torgefahr. Auf Anhieb war Wynia mit 20 Toren bester Torjäger bei den Beach Boys, doch im Vergleich zu anderen Kontingent-Stürmern war die Offensiveproduktion doch gering. Letztlich ist es aber in der Oberliga: Geld schießt halt doch Tore, von daher hat Timmendorfs Nummer 20 einen soliden Job gemacht.

#21 Jason Horst
36 Spiele – 18 Punkte – 39 Strafminuten

So ganz konnte Jason Horst die starke Vorsaison nicht bestätigen. Immer wieder tauchte er ab, überließ seinen Nebenleuten die offensive Arbeit und deutete zu selten an, wie torgefährlich er ist. Aber nach zwei sehr starken Jahren darf es einem jungen Spieler (auch Horst ist gerade 24 Jahre alt) erlaubt sein, mal ein etwas schwächeres Jahr hinzulegen. Von der Einstellung, der guten Laune und der Identifikation mit dem Verein macht Jason Horst eh kaum einer was vor.

#23 Michal Chvostek
24 Spiele – 23 Punkte – 25 Strafminuten

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Zu Saisonbeginn gehörte der Tscheche zu den Garanten für die wenigen Punkte, welche die Beach Boys sammelten. Defensiv stark, offensiv mit Zug zum Tor und dank seiner hervorragenden Schlittschuhtechnik läuferisch stark knüpfte Michal Chvostek an das gute Saisonende 2015 an. Doch ein unglücklicher Aufprall beendete früh seine Saison, wer weiß wie gut der junge Mann sonst noch gepunktet hätte.

#24 Victor Engert
12 Spiele – 0 Punkte – 0 Strafminuten

Das Eigengewächs konnte mit seinem starken Stickhandling durchaus auf sich aufmerksam machen, doch auf Grund einer schweren Verletzung war die Saison für Victor Engert leider früh beendet.

#57 Patrick Saggau
29 Spiele – 34 Punkte – 38 Strafminuten

Was eine Seuchensaison für Patrick Saggau. Gleich 13 Spiele verpasste der Ex-DELer wegen Rückenverletzungen und das Fehlen machte sich immer wieder bemerkbar. Denn wenn er spielte, zeigte er seine alte Torgefahr und gab den Gegnern immer wieder Rätsel auf. Als Führungsspieler und Anführer im Sturm war Saggau in dieser Saison unersätzlich und man konnte ihm die Spielfreude förmlich ansehen. Ein weiteres Jahr mit dem Timmendorfer Urgestein wäre ungemein wichtig.

#64 Tauno Zobel
42 Spiele – 17 Punkte – 50 Strafminuten

Nein, aus Tauno Zobel junior wird nicht mehr der Torjäger, als welcher er vor knapp zwei Jahren angekündigt wurde. Doch in seiner zweiten Saison hat der Wirbelwind seinen Platz gefunden. Als Energizer und Kämpfer in der dritten Reihe hat er einen Stammplatz, bringt enorm viel Einsatz und darf sich am Ende über alle absolvierten Saisonspiele und immerhin 17 Punkte freuen. In sachen Disziplin hat er richtig dazu gelernt, so dass Zobel zweifelsohne zu den Gewinnern der Saison gehört. Unvergessen: sein Faustkampf mit Hannovers Nick Bovenschen!

#81 Kenneth Schnabel
30 Spiele – 28 Punkte – 32 Strafminuten

Die erste Saisonhälfte war eine Katastrophe für Kenneth Schnabel. Gebeutelt durch Verletzungen und Krankheit, abgeschoben in die dritte Reihe bekam Schnabel kaum ein Bein auf die Erde. Er lief seiner Form bis weit in den Dezember hinterher. Doch zu Jahresbeginn 2016 explodierte Schnabel förmlich und trug in Abwesenheit von Stiefbruder Patrick Saggau seine Beach Boys zu drei wichtigen Siegen im Januar. Seine gute Form hielt er bis zum Ende und war einer der stärksten Spieler in der zweiten Saisonhälfte.

#86 Pierre Kracht
40 Spiele – 33 Punkte – 34 Strafminuten

Als echter Gewinn wurde Pierre Kracht vor der Saison angekündigt, doch am Saisonende scheiden sich am 30-Jährigen die Geister. Wenn es beim Center lief, dann liefen die Verteidiger ihm nur hinter her. Wenn die Tagesform nicht so gut war, dann hatte man oft den Eindruck, dass Kracht recht lustlos seine Schlittschuhe über das Eis trug. Nichts destro trotz: wie wichtig Kracht in dieser Saison war, zeigen seine gute Arbeit am Bullypunkt, seine 33 Scorerpunkte und speziell seine vier spielentscheidenden Tore.

Außerdem spielten
#9 David Jasieniak – 3 Spiele – 1 Punkt – 0 Strafminuten
#77 Rino Schroeder – 7 Spiele – 0 Punkte – 4 Strafminuten
#87 Björn Borgwardt – 2 Spiele – 0 Punkte – 2 Strafminuten

Fazit:
Die Timmendorfer Abteilung Attacke litt am Meisten unter dem Fehlen von Schlüsselspielern. Patrick Saggau fehlte 13 Spiele, Bruder Thorben 20 Spiele und Stiefbruder Kenneth Schnabel 12 Spiele. Dazu kommt der frühe Ausfall von Michael Chvostek und auch bei den anderen Spielern diverse, zumeist verletzungs- oder krankheitsbedingte Ausfälle. Dennoch muss man konstantieren: die Beach Boys haben drei gute Sturmreihen auf dem Eis, die alle für Torgefahr sorgen können. Doch es fehlen der oder die Spieler, welche in jedem Spiel für zwei oder mehr Punkte gut sind. Da geht mitunter neidisch der Blick nach Wedemark oder Braunlage, wo praktisch eine Sturmreihe alles in Grund und Boden geschossen hat.

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