Duisburg – Noch 22 Tage bis zum Saisonstart in der Eishockey-Oberliga Nord. Zeit für uns, wieder eine kleine Reise durch die dritte Liga zu unternehmen und einfach mal zu schauen, was sich so getan hat und wie die einzelnen Mannschaften in diesem Jahr einzuschätzen sind. Unsere Reise beginnt tief im Westen, beim Top-Favoriten in Duisburg.

Verein: EV Duisburg – Die Füchse
Gründung: 1991
Erfolge: Meister 2. Bundesliga 2005, Oberliga-West Meister 2015
Letzte Saison: Vorrundenmeister Oberliga Nord, Playoffs 1. Runde
Halle: Scania-Arena (4840 Plätze)

Abgelaufene Saison
42 Spiele lang war bei den Füchsen alles gut, trotz Querelen im Umfeld mit Spieler- und Trainerentlassungen. Souverän zeigte sich die Mannschaft, unbeeindruckt vom Theater neben dem Eis. Sie spulte ihre Programm lässig runter, holte sich am Ende mit 15 Punkten Vorsprung den Vorrundentitel. Doch in den Playoffs zeigte sich, dass am Rhein irgendetwas nicht stimmte. Die Füchse präsentierten sich nicht mehr als Mannschaft, waren ideen- und mutlos. Das Resultat war das Erstrunden-Aus gegen Leipzig. Die Folge: Man kehrte mal wieder in Duisburg mit eisernem Besen. Zwölf Spieler gingen, elf Spieler kamen.

Goalies
Wahrscheinlich hätten die Füchse den Vorrundentitel im letzten Jahr auch ohne Goalie geholt, dennoch waren Etienne Renkewitz und der überragende Sebastian Stefaniszin die großen Rückhalte ihrer Mannschaft. Letzterer ist nicht mehr dabei, dafür gibt es mutmaßlich eine neue, junge Nummer eins. Vom Revier-Rivalen Moskitos Essen ist nämlich Justin Schrörs die A40 nach Westen gefahren und wird wohl den Platz vor Renkewitz erhalten. Letztlich ist das aber völlig egal, wer von beiden im Kasten steht: Die Abwehr davor ist bombenstark, die beiden Torhüter sind es auch. Es dürfte nur wenige Goalie-Duos in der Oberliga geben, die so gut sind. Verstärkt werden könnte das noch mit dem ehemaligen U20-Nationaltorwart Patrick Klein, auch wenn der wohl als Nummer zwei beim Kooperationspartner Krefeld bleibt. Aber das sind Luxusprobleme am Rhein.

HLS-Bewertung: fünf Sterne

Defensive
Früh war klar, dass in Duisburg umgebaut wird. Da macht man auch vor der Abwehr nicht halt. Markus Schmidt und Kevin Neumüller beendeten ihre Karrieren, Lukas Gärtner wurde abgegeben. Bereits im Laufe der Saison hatte man sich im Rahmen der „Inlinehockey-Affäre“ von Jan Niklas Pietsch getrennt. Doch die Qualität ist im Defensivverbund erhalten geblieben. Mit Maik Klingsporn, Dominik Ochmann und Norman Martens konnte man viel Qualität, aber auch viel Erfahrung in die Scania-Arena holen. Dazu kommt mit Tobias Schmitz ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent. Manuel Neumann sowie die jungen Yannis Walch und Finn Walkowiak bleiben gesetzt und zeigten im Vorjahr schon, dass sie ihren Anteil an der besten Abwehrreihe der Liga hatten.

HLS-Bewertung: fünf Sterne

Offensive
Einen richtigen Aderlass gibt es in der Duisburger Offensive. Die jungen Bettahar, Meisinger und Mieszkowski schafften den Sprung in die DEL beziehungsweise DEL2, dazu trennte man sich von Chad Niddery, Marvin Tepper und Christoph Ziolkowski. Es geht also auch in der Abteilung Attacke unglaublich viel Qualität. Andererseits bleiben mit Andre Huebscher, Lars Grözinger und Raphael Joly die Top-Scorer der Mannschaft erhalten. Ergänzt werden die mit einer guten Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Nach Ex-Nationalspieler Björn Barta und nach dem Kanadier Chris St. Jacques dürfte sich wohl die halbe Liga die Finger lecken. Dazu kommen mit den jungen Jari Neugebauer, Cornelius Krämer und Anthony Ast entwicklungsfährige Spieler, die ihre Qualität in der Oberliga schon nachdrücklich unter Beweis gestellt haben. Wenn man dann den Kader noch um Nachwuchstalente wie Lukas Koziol oder Lois Spitzner ergänzen kann, dann braucht man die Förderlizenz-Spieler aus Krefeld fast gar nicht. Denn wehe der Liga, wenn Kevin Orendorz oder Patrick Klöpper in die Oberliga runtergeschickt werden.

Anzeige
AOK

Viel Neues, viel Qualität – jetzt muss der Coach nur noch eine richtige Reihenkombination finden, dann dürfte die Meisterschaft nur über Duisburg gehen.

HLS-Bewertung: Fünf Sterne

Der Trainer
Tomas Martinec wurde entlassen, Brian McCutcheon konnte den Aufstieg nicht realisieren. So übernimmt nun der Sportmanager selbst das Amt als Trainer in Personalunion. Und Lance Nethery ist ja nicht irgendwer, sondern immerhin vierfacher DEL-Champion – auch wenn der letzte Titel schon etwas her ist. Aber er ist ein Eishockey-Fachmann, ein gewiefter Taktiker und enorm erfahren. Auch wenn er natürlich nur mit Wasser kocht, gehört er absolut zur Creme de la Creme der Trainer in der Oberliga Nord.

HLS-Bewertung: 5 Sterne

Zusammenfassung: 20 von 20 HL-SPORTS-Sternen
Ist es vermessen, 20 von 20 möglichen Sternen zu vergeben? Auf den ersten Blick sicherlich, aber letztlich werfen die Kenston-Sportgruppe bei den Füchsen alles nochmal in die Waagschale. So ein Desaster wie im vergangenen Jahr soll sich nicht noch einmal wiederholen, der Aufstieg in die DEL2 ist fest eingeplant. Nethery hat alle Werkzeuge an die Hand bekommen, nun gilt es, dies auch umzusetzen. Wichtig wird dabei sein, dass die Störfeuer abseits des Eises ausbleiben, denn die haben viel Unruhe in die Mannschaft gebracht – auch wenn das bis zu den Playoffs keiner so recht zugeben wollte.

Neuzugänge   
Name alter Verein 
Justin SchrörsMoskitos Essen
Maik KlingspornMoskitos Essen
Norman MartensLöwen Frankfurt
Chris St. JaquesESV Kaufbeuren
Anthony AstEHC Klostersee
Björn BartaERC Ingolstadt
Cornelius KrämerMoskitos Essen
Jari NeugebauerIcefighters Leipzig
Dominik OchmannEHC Neuwied
Tobias SchmitzJungadler Mannheim
Lois SpitznerEisbären Juniors/FASS Berlin

Abgänge   
Name Neuer Verein 
Sebastian StefaniszinVER Selb
Lukas GärtnerCrocodiles Hamburg
Kevin NeumüllerKarriereende
Markus SchmidtKarriereende
Julius BauermeisterRostock Piranhas
Noureddine BettaharIserlohn Roosters
Christoph ZiolkowskiMoskitos Essen
Daniel KunceUnbekannt
Dominik MeisingerRote Teufel Bad Nauheim
Mike MieszkowskiKrefeld Pinguine (Ende FöLi)
Marvin TepperSaale Bulls Halle
Chad NidderyUnbekannt

Testspiele  
Hannover Indians0:2
Löwen Frankfurt1:5
Tilburg Trappers (A)3.9., 19.30 Uhr
Heilbronner Falken (A)11.9., 18.30 Uhr
Herner EV (A)16.9., 20 Uhr
Tilburg Trappers (H)18.9., 18.30 Uhr
Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -