Lübeck –  Die Zeit bis zum ersten Spieltag rennt uns förmlich davon und wir absolvieren die nächste Etappe auf unserer Reise durch die Oberliga Nord. Es geht nach Hamburg, wo die Crocodiles aus Farmsen das letzte verbliebene Team im höherklassigen Eishockey sind. Nach dem Aus der Freezers sind sie die große Hoffnung, wenn es um professionelles Eishockey in der Hansestadt geht und die Euphorie ist groß. Zu Recht?
Verein: Crocodiles Hamburg
Gründung: 1990
Erfolge: Zweitliga-Aufstieg 1998
Letzte Saison: Oberliga Nord Platz 18, Abstiegsrunde Platz eins
Halle: Eissporthalle Farmsen (2000 Plätze)
Abgelaufene Saison
Es war eine ganz schwache Saison in Farmsen. Zwar begann man so, wie es alle erwarteten, doch nach dem fünften Spiel lief nicht mehr viel zusammen. Hatte man nach fünf Spielen zwei Punkte auf dem Konto, wurden es bis zum Ende mickrige Zwölf mehr. Phasenweise waren die Krokodile nur noch Kanonenfutter wie das 0:20 in Duisburg und das 2:15 gegen Tilburg bewiesen. Vor allem das Verletzungspech blieb den Farmsenern die gesamte Saison über treu. Nur ab und an konnte man Nadelstiche setzen. Umso bemerkenswerter war dann der Auftritt in der Abstiegsrunde, in welcher die Crocodiles den Klassenerhalt perfekt machen konnten.
Goalies
Der große Rückhalt der letzten Saison bleibt in Hamburg. Elmar Trautmann stemmte sich häufig als einziger gegen die drohenden Klatschen und konnte sich ein ums andere Mal für gute Leistungen feiern lassen. Kein Wunder, dass er vereinsintern den Spitznamen „The Wall“ bekommen hat. Er bekommt jetzt mit Kai Kristian einen Goalie an seine Seite, welcher eine richtig starke Saison in der Oberliga Süd absolviert hat. Mit dem niedrigsten Gegentoreschnitt wusste er zu überzeugen. Dieses Duo wird in der neuen Saison beweisen, dass es zur Spitzenklasse in der Oberliga Nord gehört. Komplettiert wird das Ganze durch den Ex-Timmendorfer Matthias Rieck, welcher im Normalfall aber wenige bis gar keine Einsatzzeit bekommen sollte.
HLS-Bewertung: fünf  Sterne
Defensive
Nein, die schlechteste Abwehr der Liga als sattelfest zu bezeichnen wäre blanker Unsinn. Von daher macht sich der Umbruch bei den Crocodiles am Meisten bemerkbar. Lediglich Stefan Tillert und Rene Wegner sowie als dritter Ausländer Lukas Turek bleiben erhalten. Natürlich ist der neue Abwehrchef der unumstrittene Star im Team. Christoph Schubert bleibt der Hansestadt erhalten, wird neuer Kapitän und soll die neuformierten Crocodiles führen. Ihm zur Seite gestellt wird ein bunter Mix aus jungen Talenten und erfahrenen Spielern. Tim Marek und der auch erst 21-Jährige Lukas Gärtner gehören in die zweite Kategorie, Nils Krämer, Tim Gless und Tom Kluvetatsch wecken Hoffnungen für die Zukunft. Das macht die Abwehr zwar deutlich sattelfester, aber große Bäume werden die Farmsener damit nicht ausreißen. Es sei denn „Schuby“ reißt 40 Minuten pro Partie ab.
HLS-Bewertung: drei Sterne
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AOK
Offensive
Auch im Sturm hat man umgebaut, unter anderem mussten Kankaanranta, Michalek, Martin Oertel und Stefan Gebauer gehen. Gekommen sind dafür zwei granatenstarke Kontingentspieler. Bradley McGowan zeigte schon im letzten Jahr am Pferdeturm, was er drauf hat und sein Landsmann Josh Mitchell dürfte in die gleiche Kategorie gehören. Beide kennen sich schon vom College. Mit Pierre Kracht aus Timmendorf kommt ein weiterer guter Spieler, auch wenn Kracht durchaus in die Kategorie „Schlampiges Genie“ fallen kann – vom Talent hat er auf jeden Fall mehr drauf, als er zuletzt am Strand zeigte. Mit Marvin Walz und Thomas Zuravlev kommen zwei talentierte junge Spieler, wobei vor allem Letzterer zeigen muss, wozu er fähig ist. Komplettiert wird der Angriff mit bekannten Namen wie Nikolai Varianov, Tobias Bruns, Anton Zimmer oder Semjon Bär. Insgesamt muss man sagen, dass das Leistungsgefälle im Hamburger Angriff groß ist. Eine Kombination Mitchell/McGowan wird sicherlich jede Abwehrreihe der Liga vor Probleme stellen, doch spätestens nach der zweiten Reihe wird es richtig eng, was die Qualität angeht. Natürlich eine Verbesserung zum Vorjahr, aber es sind mindestens eine Handvoll Teams dabei, welche in der Breite besser besetzt sind.
HLS-Bewertung: drei Sterne
Der Trainer
Für den neuen Coach Andris Bartkevics war die letzte Saison eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Beim HSV entlassen, schwang er sich zum Retter der Timmendorfer Beach Boys auf, um dann als „Trainerflüsterer“ seinen Anteil am Klassenerhalt der Crocos zu haben. Nun übernimmt er ganz und soll den Neuaufbau der Crocodiles unterstützen. Doch bei aller fachlichen Kompetenz: der Lette gilt als menschlich nicht immer ganz einfach und ein Team mit Alphatieren wie Schubert, McGowan oder Kracht ist für ihn Neuland. Von daher könnte er der falsche Trainer zur falschen Zeit sein.
HLS-Bewertung: zwei Sterne
Zusammenfassung: 13 von 20 HL-SPORTS-Sternen
Es hat sich was getan in Hamburg, der Verein und die Mannschaft sind nicht wieder zu erkennen. Aber: die Crocos werden in der kommenden Saison die Oberliga nicht in Grund und Boden schießen. Zu den Topteams fehlt noch ein Stück, gerade was die Breite des Kaders angeht, von daher dürfte es nicht um die Meisterschaft gehen. Realistisch dürfte Rang sieben bis zwölf. 
Neuzugänge  
Name alter Verein 
Tim MarekRostock Piranhas
Tom KluvetaschHSV Young Freezers
Lukas Gärtner EV Duisburg
Moritz IsraelHamburger SV
Christoph SchubertHamburg Freezers
Marvin WalzHSV Young Freezers
Josh MitchellRochester Institute of Tech
Brad McGowanHannover Indians
Timo GleßOkanagan HC Europe
Pierre KrachtEHC Timmendorfer Strand
Kai KristianEV Landshut
Thomas ZuravlevHamburg Freezers
    
Abgänge   
Name Neuer Verein 
Max CejkaHöchstädter EC
Spencer Eckhardteigene Zweite
David RutkowskiAdendorfer EC
Finn GroetschelZiel unbekannt
Martin OertelESV Buchloe
Jan MichalekZiel unbekannt
Stefan GebauerZiel unbekannt
Jonathan Zorneigene Zweite
Felix Dettmereigene Zweite
Tim MaierZiel unbekannt

Testspiele 
GegnerErgebnis/Anstoß
Harzer Falken6:2
Odense IK7:1
Hannover Scorpions6:3
Hannover Scorpions1:3
EHC Timmendorfer Strand6:1
EHC Timmendorfer Strand18.9., 16 Uhr

Alle Vorschauen auf einen Blick  und das getippte Ranking
1. Füchse Duisburg 20 Punkte
2. Saale Bulls Halle 18 Punkte
3. Herner EV 17 Punkte
4. Hannover Indians 16 Punkte
5. Moskitos Essen 15 Punkte
6. Crocodiles Hamburg 13 Punkte
7. ECC Preussen Berlin 12 Punkte
7. Harzer Falken 12 Punkte
9. Rostock Piranhas 11 Punkte

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