Timmendorfer Strand – Sonntagmorgen gegen 10.00 Uhr. Sie stehen in voller Montur um Ihre Torfrau. Es folgt der Schlachtruf bei der Torbeschwörung „Eine für alle!“ Und alle Eishockeyfreunde und die, die es noch werden wollen sollten wissen: Es ist „Beach Giiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiirl“ Time am Strand!

Ab sofort wird HL-SPORTS in Kooperation des Eishockeyradio Powerplay Timmendorf auch über das Frauen-Eishockey in Timmendorfer Strand berichten. Damit erfüllt sich das einzigartige Fan-Radio von der Lübecker Bucht auch einen lang gehegten Wunsch. Das Radio möchte zusammen mit HL-SPORTS zusammen den Hörern und Lesern nahe bringen, dass auch norddeutsche Frauen richtig gut Eishockey spielen können und dieses „Schattendasein“ beenden.

Zum Einstieg in das hochinteressante Thema Fraueneishockey konnte das Eishockeyradio die Kapitänin der Frauen, die Verteidigerin mit der  #33 Brini Weed und den Coach der Frauen Lutz Wagner zu einem Interview im Kult-Eistempel begrüßen.

HL-SPORTS/ EPT:
Wie seid Ihr beide zum Eishockey gekommen?

Brini Weed:
Durch meinen Bruder und die Erkenntnis das Eiskunstlauf nicht so ganz meins war.
Lutz Wagner:
Erst als interessierter Zuschauer, dann als Betreuer der Frauenmannschaft, dann als Coach und zum Schluss als Spieler.

HL-SPORTS/ EPT:
Wo liegt für Euch beide der Reiz beim Hockey?

Lutz Wagner:
Allem Voran handelt es sich beim Hockey um eine Mannschaftssportart, das bedeutet für mich damit nicht nur eine körperliche Anstrengung sondern das fördert gerade im Nachwuchs und bei den Jugendlichen die soziale Integration und die „Sozialkompetenz“ und das ist heutzutage auch später im Berufsleben ein immer stärker gefragter Bereich. Dann ist gerade beim Eishockey eine gute Hand, Auge, Fuß Koordination gefragt. Es handelt sich hierbei schließlich um die schnellste Mannschaftssportart der Welt. Eishockey ist für die Gelenke deutlich schonender als Fußball oder Handball und lange nicht so verletzungsträchtig.
Brini Weed:
Lutz hat schon alles gesagt. Es ist das Gesamtpacket.

HL-SPORTS/ EPT:
Habt Ihr Nachwuchsprobleme?

Brini Weed:
Leider jaaaaaaaaaa !
Lutz Wagner:
Ja, leider leidet der gesamte Verein unter den Änderungen im Schulsystem. Die Jugendlichen / Kinder haben leider nachmittags nicht mehr so viel Zeit, so dass wir wirklich ein Problem mit dem Nachwuchs haben.

HL-SPORTS/ EPT:
Welche Voraussetzungen sollten neue Spielerinnen idealerweise schon mitbringen?

Brini Weed:
Grundsätzlich Spaß am Sport. Und Schlittschuhlaufen sollten sie schon können.
Lutz Wagner:
Spaß an der Bewegung und  gute koordinative Fähigkeiten. Das beste Alter um mit Eishockey anzufangen ist natürlich mit 4-6 Jahren aber wir haben / hatten auch Spielerinnen die erst mit 14-15 Jahren angefangen hatten und später sogar 2. Bundesliga gespielt haben.

HL-SPORTS/ EPT:
In welcher Liga spielt Ihr und wie sind Eure Ambitionen?

Brini Weed:
Wir wollen oben mitspielen um auch mehr Mädels für´s Eishockey zu begeistern.
Lutz Wagner:
Wir spielen in der 1. Frauenliga Nord (3. höchste Spielklasse im Fraueneishockey) unsere Ambitionen ist es einen möglichst guten Platz in der oberen Tabellenhälfte zu belegen und wie Brini es eben schon sagte, um mehr Mädels für den Kufensport zu begeistern. In der letzten Saison waren wir 3. und haben das Saisonziel damit gut erreicht.

HL-SPORTS/ EPT:
Wann und wo und wie oft trainiert Ihr?

Brini Weed:
Wir trainieren einmal pro Woche in Timmendorf. Es gibt auch die Möglichkeit zweimal die Woche in Hamburg zu trainieren. Grundsätzlich können alle Spielerinnen sowohl in Timmendorf als auch in Hamburg trainieren.
Lutz Wagner:
In Timmendorf findet das Training montagabends um 20.30 Uhr statt wobei die Frauen auch die Möglichkeit haben mit dem „männlichen“ Nachwuchs aufs Eis zu gehen oder aber mittwochs „nachts“ um 22:15 mit unserer 3. Herrenmannschaft mitzutrainieren.

HL-SPORTS/ EPT:
Wie sieht es für Interessierte Frauen bei Euch mit einem Probetraining aus?

Lutz Wagner: Ein Probetraining ist nach vorheriger Anmeldung jederzeit möglich.

HL-SPORTS/ EPT:
Wer sind Ansprechpartner für Interessierte Frauen?

Brini Weed:
Lutz und Ich, wir beißen aber alle nicht. Mich kann man folgendermaßen kontaktieren:
Email: brini@ehct-beachgirls.de oder 0157-79783526
Lutz Wagner: Mich kann man kontaktieren unter:
Email: wagner_lutz@gmx.de oder Tel. 0175-1767064 (zwischen wagner und lutz kommt ein Unterstrich)

HL-SPORTS/ EPT:
Wie viele Spielerinnen habt Ihr im Team und in welchem Alter?

Brini Weed:
Wir haben etwa 16 Spielerinnen zwischen 17 und 40 Jahren im Kader.

HL-SPORTS/ EPT:
Kommen wir mal zu den Kosten, was muss Frau für eine Ausrüstung kalkulieren?

Lutz Wagner:
Eine Ausrüstung liegt neu so bei 400 – 600 Euro (wobei nach oben natürlich keine Grenzen gesetzt sind) aber jetzt muss Frau nicht gleich erschrecken es gibt auch schon gute gebrauchte Ausrüstungen im Internet oder direkt von Spielern / Spielerinnen in Timmendorf, so dass Frau gerade am Anfang nicht so viel Geld in die Hand nehmen muss.
Brini Weed:
Einsteigerausrüstungen kosten so um die 200 Euro.

HL-SPORTS/ EPT:
Wie hoch schätzt Ihr Eure Spielstärke ein?
Brini Weed: An einem guten Tag können wir jedes Team in unserer Liga schlagen und wer weiß vielleicht schaffen wir in dieser Saison ja mal eine Überraschung.

HL-SPORTS/ EPT:
Wie kam die Spielgemeinschaft mit dem HSV zustande?

Brini Weed:
Wir hatten nicht genug Spielerinnen und durch die Spielgemeinschaft konnte Hamburg eine zweite Mannschaft melden.
Lutz Wagner:
Mittlerweile haben sich die Spielerinnen aber gut aneinander gewöhnt und das Team wächst immer mehr zusammen. Natürlich ist es-alleine wegen dem Organisatorischem-entspannter, wenn Timmendorf genug Spielerinnen hätte um alleine anzutreten.

HL-SPORTS/ EPT:
Wer ist alles im Trainerteam und welche Aufgaben hat diese Person?

Brini Weed:
Unser Trainerteam ist recht übersichtlich und besteht für die Frauen in Timmendorf nur aus Lutz und mir, wobei ich als Spielertrainerin einspringe wenn Lutz mal verhindert ist.
Lutz Wagner:
In Hamburg haben die Damen mit Lasse und Guido zwei Trainer wobei sich Lasse in erster Linie um die 1. Frauenmannschaft in Hamburg kümmert und Guido sich um die 2. Mannschaft.

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HL-SPORTS/ EPT:
Lutz, spielst Du selber aktiv Eishockey und welche Position?

Lutz Wagner:
Ich selber habe nie am Liga-Spielbetrieb teilgenommen, bin aber bei den Scharbeutz Pirates, einer Hobbytruppe aktiv und trainiere auch bei unserer 3 Herrenmannschaft in Timmendorf mit.  

HL-SPORTS/ EPT:
Lutz, wie bist Du Coach der BeachGirls geworden?

Lutz Wagner:
Ich bin zunächst als Zuschauer zu den Spielen der Beach Boys gegangen und habe da neben der Mutter  der Torhüterin der Frauenmannschaft gestanden und die hat mich einfach mal zu einem Frauenspiel mitgenommen und dadurch hat sich der Kontakt ergeben. Zunächst war ich „nur“ neben dem Eis mit dabei und dann habe ich ab und zu mal mittrainiert und als Sven Gösch dann als hauptamtlicher Trainer in den Herrenbereich gewechselt ist habe ich dann quasi die Frauenmannschaft geerbt.

HL-SPORTS/ EPT:
Lutz, wo liegt für Dich der Reiz als Coach einer Frauenmannschaft?
Lutz Wagner:
Eine Frauenmannschaft zu Coachen stellt ganz besondere Anforderungen an einen Trainer.  Durch den großen Altersunterschied sind zum einen die Interessen zwischen 13 und 60 Jahren doch sehr unterschiedlich, zum anderen haben wir regelmäßig ein großes Leistungsgefälle, wir haben Spielerinnen die gerade erst angefangen haben und „alte“ Hasen die schon seit zig Jahren dabei sind und auch schon 2. Bundesliga gespielt haben.

HL-SPORTS/ EPT:
Lutz, was war bis jetzt Dein größter Erfolg als Beach Girls Coach?
Lutz Wagner: Das war der 3. Platz in der Meisterrunde.

HL-SPORTS/ EPT:
Brini, beschreib doch mal Lutz als Trainer und Lutz, wie schätzt Du Dich als Coach so ein?

Brini Weed:
Also Lutz ist die Ruhe in Person…aber wenn…dann lauf… !
Lutz Wagner:
Da müsstest Du wohl in erster Linie mal die Damen fragen aber ich versuche das mal: Zuverlässig, verständnisvoll, manchmal zu nett und ehrgeizig.

HL-SPORTS/ EPT:
Lutz, wie bereitest Du die Mannschaft auf ein Spiel vor?

Lutz Wagner:
Die Spielvorbereitung beginnt bei mir schon beim vorherigen Spiel und in der Nachbereitung des Spiels, denn dann mache ich nach dem Spiel Notizen was gut und was schlecht gelaufen ist und ich plane die Trainingseinheiten um die Defizite aufzuzeigen und abzustellen. Dann schaue ich auf die Stärken des Gegners und stimme meine Trainingsinhalte darauf ab

HL-SPORTS/ EPT:
Informiert ihr euch über eure Gegner und wie?

Lutz Wagner:
Die meisten Gegner kennen wir ja schon seit vielen Jahren und auch die Stärken und auch Schwächen, es gibt eine Datenbank „ Dameneishockey.de“ wo Alex Maischein sehr akribisch die Statistiken führt und man schon mal schauen kann wer beim Gegner eher die Scorerpunkte macht etc.

HL-SPORTS/ EPT:
Wie unterstützt Euch der Gesamtverein?

Brini Weed:
Der Gesamtverein stellt uns die Spiel- und Trainingszeiten zur Verfügung und kümmert sich um die Schiedsrichter und die Sanitäter. Die restliche Organisation machen wir eigentlich autark da sowohl Lutz als auch ich ja mal im Vorstand des EHCT 06 waren bzw. noch sind und wir dadurch die ganzen Regularien etc. kennen.

HL-SPORTS/ EPT:
Habt Ihr einen Mannschaftsbus um Auswärtsfahrten zu bestreiten?

Brini Weed:
Nein wir fahren mit unseren privaten PKW, was gerade bei den Auswärtsspielen gegen Gegner wie Erfurt doch manchmal sehr anstrengend ist.

HL-SPORTS/ EPT:
Was kostet Dich so eine Saison Eishockey?

Brini Weed:
Diese Position hat mein Haushaltsbuch zum Glück nicht…
Lutz Wagner:
Das möchte ich eigentlich gar nicht ausrechnen. Aber ein kleiner Urlaub ist das schon.

HL-SPORTS/ EPT:
Wie sieht es bei euch mit der finanziellen Unterstützung aus; sucht ihr Sponsoren?

Lutz Wagner:
Ja gerade für die weiten Auswärtsfahrten etc. wäre es Klasse wenn jemand uns durch Spenden oder Werbung auf unseren Trikots unterstützen würde.

HL-SPORTS/ EPT:
Benötigt Ihr noch Helfer z.b. Stadionsprecher ect?

Lutz Wagner:
Helfer benötigen wir immer, wir benötigen z.B. für jedes Heimspiel ein „Team“ von 4 – 5 Leuten die das „Kampfgericht“ stellen (Stadionsprecher, Spielberichtsführer, Zeitnehmer und 2 Strafbankbetreuer) Unsere Heimspiele in Timmendorf in dieser Saison sind am 06.10.2013 / 12.01.2014 / 30.03.2014, wenn also jemand Lust und Zeit hat uns zu unterstützen. Für die Aufgaben als Strafbankbetreuer und Stadionsprecher muss man keine Vorkenntnisse haben. Als Zeitnehmer und/oder Spielberichtsführer sollte man einen Lehrgang besucht haben. In Timmendorf wird ein solcher Lehrgang am Wochenende 28. und 29.09.2013 angeboten. Auch wenn jemand die Frauen als Fan und oder Betreuer unterstützen will, sind wir immer dankbar, denn im Moment bleibt das alles mehr oder weniger an Brini und mir hängen und das ist schon recht umfangreich.

HL-SPORTS/ EPT:
Was glaubt ihr beiden, wie sich das Fraueneishockey generell entwickeln wird?

Brini Weed:
 Ich hoffe dass sich wieder mehr Mädels für den Sport begeistern können.
Lutz Wagner:
Ich denke, dass die Leistungsdichte sehr stark zugenommen hat, die Ligen sind schon deutlich stärker als noch vor 10 Jahren, allerdings hat der Eishockeysport wie fast alle Sportvereine im Moment das Problem, dass die Schulreform mit dem Unterricht bis in die Nachmittagszeit die Jugendlichen doch sehr stark beansprucht, so dass der Vereinssport sehr stark darunter leidet. Man hat leider in Deutschland nicht die Strukturen wie in Amerika, wo der größte Teil der Sportausbildung durch die Schulen übernommen wird. Hier sind wir als „kleiner“ Verein sehr stark abhängig von freiwilligen die diesen Sport lieben und uns unterstützen.

HL-SPORTS/ EPT:
Was wäre noch erwähnenswert/wichtig oder wissenswert?
Lutz Wagner:  Ich möchte alle Leser auffordern uns doch mal bei einem Heimspiel zu besuchen und die Beach Girls anzufeuern und wer Lust hat sich einmal auf das „Glatteis“ zu begeben ist bei uns immer willkommen.

HL-SPORTS/ EPT:
Dem können wir uns nur anschliessen. Wer einmal „Feuer“ auf dem Eis gefangen hat kommt nicht mehr davon los und. Also Mädels, Frauen, Freunde, Förderer. Traut euch und erlebt etwas Besonderes. Vielen Dank Brini und Lutz für das Gespräch und für unser Team eine erfolgreiche Saison. Wir sehen uns dann im Kulteistempel wieder wenn es dann heißt: Es ist „Beach Giiiiiiiiiirl“ Time am Strand!

Dieses Interview führte Benno „Küstenfrosch“ Sobiegalla vom Eishockeyradio Powerplay Timmendorf.

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