Timmendorfer Strand – An der Ostsee überschlagen sich die Ereignisse um den Kurpark und das Eissport- und Tenniscentrum (ETC). Dennis Sauerbrei (Foto), Vorsitzender des EHC Timmendorfer Strand 06, wird am Donnerstag von seinem Amt zurücktreten. Das bestätigte er vorab in einem Gespräch mit HL-SPORTS.

Zu schwer drückt anscheinend die Last der vergangenen Wochen den 34-Jährigen, der bei HL-SPORTS Stellung zu seiner Entscheidung nimmt:

„Es reicht mir. Ich habe mir die letzten Wochen und Monate immer wieder Anfeindungen gefallen lassen müssen. Darunter hat meine Familie gelitten und ich selbst. Ich muss mir nicht nachsagen lassen, dass ich mich am Verein bereichert hätte und diese Aussagen haben einige getan. Das soll nun alles der neue Vorstand klären und ich erwarte, dass ein Wirtschaftsprüfer die letzten Jahre aufarbeitet. Wir mussten bereits ein Defizit von 45.000 Euro aus der vergangenen Saison ausgleichen und bei der geringen Zuschauerzahl und der den fehlenden Sponsoren liegt dieses Defizit nun bei rund 70.000 Euro. Mir wurde nahegelegt, dass ich zurücktreten solle, damit der Verein gerettet werden kann. Dem will ich nicht im Wege stehen – von daher mein Entschluss.“

Doch woher kommt dieses große Loch? Ausbleibende Zahlungen an Sozialversicherungsträger und das Finanzamt brachen immer mehr über den Club ein. Alles aus der knapp anderthalbjährigen Amtszeit von Sauerbrei?

Ex-Trainer Steve Pepin (wurde im vergangenen Februar beurlaubt) wartet seit drei Monaten auf sein Gehalt. Sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2019 und solange steht er auf der Gehaltsliste der Ostholsteiner. „Es ist alles schiefgelaufen, was hätte schieflaufen können. Doch wenn das Geld für Spieler oder Ausrüstung nicht gezahlt wird, ist am Ende der Trainer schuld. Nun weiß man es, dass es nicht so war. Ich bin enttäuscht, weil die Fans von dem allen nichts wussten. Nun ist es rausgekommen und ich frage mich, was aus dem Verein wird“, sagt der Kanadier, der sich aktuell in seiner Heimat aufhält.

Anzeige
AOK

Die treue Seele Gigo Alonso gab schon nach der Saison seinen Rücktritt als Mannschaftsleiter bekannt. Die letzten drei Jahre war verantwortlich für das Wohl des Oberliga-Teams, zuvor bei der 1b-Mannschaft „Storm“ und erst jetzt spricht er in der Öffentlichkeit: „Es waren coole Jahre, aber nein, ich kann und will nicht mehr. Beruflich bin ich auch mehr eingespannt. Es ist zu viel vorgefallen und es war kein Zusammenarbeiten, wie bei Thorsten Rohwedder, der ja auch resignierte. Spieler, Betreuer: alle top, aber der Rest… Dennis Sauerbrei ist der Grund, warum keiner weiter macht, einschließlich meiner Person. Die Kinder können einem leidtun, wenn es nicht weitergeht.“
DJ Kristoph Hötzsch und Stadionsprecher Nico Starke stehen für die neue Saison nicht mehr zur Verfügung. Beide gaben persönliche Gründe für ihren Abschied in der Vorwoche an.

Sauerbrei geriet insbesondere die vergangenen Wochen mehr und mehr unter Beschuss. Marcus Klupp trat als 2. Vorsitzender bereits vor einigen Wochen zurück und sechs Wochen nach seiner Wahl zum Schatzmeister, schmiss Hötzsch den Posten wieder hin. Der Verein drohte durch einen Notvorstand vertreten zu werden. Das wollte man verhindern und wählte Florian Bolus als neuen 2. Vorsitzender und Claudia Jacob als neue Schatzmeisterin in den Vorstand. Diese beiden müssen die Geschäfte nun weiterführen.

Der Graben ist tief, bei den Beach Boys. Der Verein ist in massiven Schwierigkeiten, muss bis Ende Mai auch noch die Lizenz für die neue Oberliga-Saison beantragen. Zuletzt wurden bereits Mitgliedsbeiträge von den Konten der Vereinsmitglieder abgebucht. Normalerweise wäre das erst dran gewesen, wenn die Mitgliederversammlung den Vorstand entlastet. Das ist bisher noch nicht geschehen, denn erst im August steht die Ordentliche Jahreshauptversammlung an. Man versuchte wohl aktuell Löcher zu stopfen, denn nicht nur beim Sportartikelausrüster hat man seine Rechnungen seit Monaten nicht beglichen (HL-SPORTS berichtete).

Nach Informationen von HL-SPORTS soll bei der Gemeinde Timmendorfer Strand ebenfalls noch eine fünfstellige Summe offen sein. Die zuständige Mitarbeiterin wollte aber erst einmal dazu nichts sagen. Die nächsten Tage wird es sicher mehr Klarheit geben, wenn die Kontovollmacht beim restlichen Vorstand liegt. Vielleicht droht dem Verein sogar die Insolvenz. Ein trauriges Kapitel nach zwölf Jahren EHCT, der immer wieder am Rande der Existenz stand. Dieses Mal scheint es noch dramatischer zu sein.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -