Timmendorfer Strand – Das Jahr 2013 geht in wenigen Stunden zu Ende und somit auch das Jahr der Timmendorfer Beach Boys, die ihre erste Oberliga-Meisterschaft nach 21 Jahren feiern konnten. HL-SPORTS lässt die Höhepunkte des abgelaufenen Timmendorfer Jahres noch mal Revue passieren.

Meisterschaftsendspiel 2013
Zu seiner Amtseinführung im Dezember 2012 hatte Sven Gösch als neuer Trainer der Beach Boys die Meisterschaft als Ziel ausgegeben. Die Reaktionen der Fans auf diese Äußerung reichten vom müden Lächeln bis zu totalem Unverständnis, denn wirklich daran geglaubt, hatte eigentlich niemand.
Doch keine zwei Monate später gab es das große Endspiel um die Meisterschaft. Nach dem sich die Beach Boys in den verbliebenen Vorrundenspielen an die taktischen Vorgaben des Trainers gewöhnen konnten, bestritten sie die ersten vier Spiele der Meisterrunde 2013 siegreich und hatten damit im Showdown mit Titelverteidiger Rostock am 15.02. nur ein Ziel: den Titelgewinn perfekt machen.
Doch zu Beginn sah es so aus, als würden die Beach Boys nicht die Nerven für Ziel zu haben. Rostock ging vor 1308 Zuschauern früh in Führung und phasenweise war es nur Goalie Patrick Hoffmann, der im Januar aus Hamm an die Ostsee kam, zu verdanken, dass es nur 0:1 stand. Eine doppelte Überzahl und die Kelle von Jeff Maronese („Das schönste Spiel meiner Karriere!“) brachten die Beach Boys wieder in die Spur und so drehten sie innerhalb von vier Minuten die Partie.  3:1 hieß es nach 20 Minuten und fortan kam Rostock zwar heran, doch die Beach Boys hatten immer noch eine Antwort parat. Doch ab der 43. Minute fing das große Zittern an und die Minuten wurden zu Stunden. Beste Chancen vergab man vorne und hinten musste Hoffmann oft genug Kopf und Kragen riskieren, um den Ausgleich zu verhindern.
26 Sekunden vor dem Ende erlöste dann Viatcheslav „Slava“ Koubenski die Timmendorfer und sorgte mit seinem 6:4 für ein Tollhaus. Ausgerechnet Koubenski möchte man sagen, denn „Slava“ war nach zwei Meisterschaften mit Rostock in Serie erst vor der Saison nach Timmendorf zurückgekehrt und hatte aus beruflichen Gründen eine extrem schwierige Saison hinter sich. Doch mit seinem Knaller machte er die Meisterschaft perfekt.
Der Rest war eine große Party und die Feierlichkeiten dauerten weit bis in den folgenden Tag hinein. 21 Jahre nach der Oberliga-Meisterschaft war mal wieder ein größerer Titel nach Timmendorf gewandert und alle ließen ihren Emotionen freien Lauf.

Der Topscorer heißt nicht Saggau
Eigentlich müsste man ein Quiz machen und diese Frage stellen: wer war der Topscorer der Beach Boys im Kalenderjahr 2013? Mindestens 75% aller Antworten würden lauten: Patrick Saggau.
Doch dies ist ein Trugschluss, denn auf das Kalenderjahr gesehen, geht dieser Titel nicht an Saggau, sondern an seinen jüngeren Stiefbruder Kenneth Schnabel. Der 21jährige konnte sich auch in seinem fünften Jahr in der ersten Mannschaft steigern und kommt am Ende des Jahres auf 65 Scorerpunkte – damit einer mehr als bei Patrick Saggau.
Vor allem als dieser in der Meisterrunde mit einer gebrochenen Hand ausfiel, zeigte Schnabel, dass er auch ohne seinen „großen Bruder“ zu großen Leistungen fähig ist. Mit 12 Punkten war er maßgeblich am Titelgewinn der Beach Boys beteiligt.

Bye, Bye Mopser
Er ist nach wie vor ein Mann der leisen Töne und entsprechend machte er auch um seinen Rücktritt kein großes Aufheben. Mit 41 Jahren durfte Markus Krützfeldt den Meisterpokal der Oberliga Nord in die Luft stemmen und beendete sieben Spiele später heimlich, still und leise seine Karriere.
Nach 21 Jahren semi-professionellem Eishockey (davon 12 in Timmendorfer Strand) und mehr als 800 Spielen (davon exakt 365 für den ECT/EHCT) ging der Kapitän im Juli von Bord und beendete seine Karriere.  Krützfeldt, der immer im Norden aktiv war, spielte in seiner Karriere beim Hamburger SV, dem TSV Adendorf, den Crocodiles Hamburg, dem Adendorfer EC  sowie für den ECT und EHCT in Timmendorfer Strand. Er bestach auch in „hohem Hockeyalter“ noch durch enorm gute und schnelle Schlittschuharbeit sowie ein großes Hockeyverständnis. Bemerkenswert: in 18 seiner 21 Jahre im Seniorenbereich erzielte er als Verteidiger immer mindestens ein Tor.
Nun  sagte Krützfeldt im Juli leise „Tschüss“ und die Timmendorfer Eishockeyfamilie sagte ganz laut „Danke!“ für die tollen Jahre. „Mopser“ ist weiterhin ein gern gesehener Gast und regelmäßig in den Hallen des Nordens als Zuschauer zu sehen. Wenn er dann bei einem Beach Boys-Spiel zu Gast ist, wird es hochemotional, denn die Fans lassen es sich nicht nehmen, ihren „Mopser“ zu feiern.
Im Übrigen kann es Krützfeldt mit mittlerweile 42 Lenzen immer noch nicht lassen: ab Januar geht für Lüneburg in der Hamburger Hobbyliga HHEHL auf Puckjagd!

Anzeige
AOK

Aufsteiger des Jahres
Eine ganze Reihe junger Spieler steht aktuell in den Reihen der Beach Boys, doch keiner hat diese Entwicklung genommen wie Tibor Uglar in den letzten 12 Monaten.  Nur 1,70 Meter misst der Aufsteiger des Jahres bei den Beach Boys und damit ist er gerade für Eishockeyverhältnisse ein absoluter Zwerg. Doch sein Kämpferherz ist so groß, dass er von seinem Trainer Sven Gösch auch gerne den Spitznamen „Popeye“ bekommt.
Uglar kam im Januar als Leihgabe aus Hamm nach Timmendorf und ist schnell an der Ostsee heimisch geworden.  Zu Beginn des Jahres war der 20jährige noch ein schüchterner, junger Spieler, der zwar schnell sein großes Kämpferherz zeigte, aber durch fehlende Eiszeit und sein Alter Probleme im Spiel hatte.
Doch je länger die Saison 2012/13 dauerte, umso besser wurde er und wurde dafür spät mit seinen ersten beiden Toren auf Oberliga-Niveau belohnt.
In der laufenden Saison hat der gebürtige Offenbacher einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung genommen und ist mittlerweile aus der Verteidigung nicht mehr wegzudenken. Als Marcus Klupp zu Saisonbeginn mehrere Wochen ausfiel, übernahm Uglar wie selbstverständlich die Chefrolle in der jungen Beach Boys-Defensive.  Mit seinen Emotionen, die er auch mal in einem Faustkampf sprechen lässt, reisst er oft die ganze Mannschaft mit.
Dabei lässt sich Tibor Uglar auch von einem dicken Zeh oder einem dicken Knie nicht aus der Ruhe bringen und beeindruckt wie ein Seemann durch Kraft und Einstellung – ein echter „Popeye“ eben.

Weihnachtsmarkt statt Eishockey
Zum Jahresende hin mehrten sich die Sorgen bei den Beach Boys. Die Verletztenliste wurde immer länger und zu allem Überfluss  holte sich Thorben Saggau im Spiel gegen die Hannover Scorpions am 13.12. eine 10-Minuten Disziplinarstrafe ab. Eigentlich keine große Sache, doch schon während des Spiels gab es große Sorgefalten. Spieler, Trainer und Statistikfreaks waren sich alle einig: es war die dritte „Zehner“ von Saggau und damit war er automatisch für das Spiel gegen Braunlage gesperrt. Auch Thorben Saggau selbst und die sonst aufmerksame HL-SPORTS-Eishockeyredaktion waren sich dessen sehr sicher.
Doch es war erst die zweite Strafe für den Center. Folglich wäre er für das Spiel gegen Braunlage nicht gesperrt gewesen, doch dieser Umstand fiel dem EHCT samt Trainer Gösch erst wenige Stunden vor Anpfiff der Partie gegen Braunlage auf. Hektische Telefonate folgten, dennoch  wurde es nichts mehr mit einem Einsatz von Saggau. Der befand sich nämlich auf dem Weihnachtsmarkt in Hamburg und konnte mangels fahrbaren Untersatzes nicht mehr rechtzeitig zum Spiel nach Timmendorf zurückkehren.
Glücklicherweise können heute alle über diese Episode lachen, denn die Beach Boys gewannen bekanntlich gegen Braunlage mit 5:2 und die „Phantom-Sperre“ von Thorben Saggau zieht als lustige Anekdote ins Kuriositäten-Kabinett ein.
Im Übrigen stehen die Timmendorfer mit dieser Geschichte nicht alleine da. Auch den Hamburg Freezers passierte ähnliches, als David Wolf vor dem Weihnachtsspiel gegen Köln fälschlicherweise als gesperrt deklariert wurde. Allerdings fiel das hier noch rechtzeitig auf, so dass Wolf so gerade eben noch an der Mannschaftssitzung teilnehmen konnte.

Ausblick 2014
Nach dem Zuschauerkracher zum Jahresende (HL-SPORTS berichtete) gilt es für die Beach Boys zu Jahresbeginn die restlichen Punkte für die Endrunde zu sammeln. Acht Siege aus 12 Partien müssen maximal noch her, um diese Endrunde und damit den Vergleich mit dem Osten und Westen zu erreichen. Dann dürfen sich die Fans in Timmendorf auf weitere Eishockey-Schmankerl  freuen. In der Verlosung sind illustre Namen wie die Kassel Huskies, die Icefighters Leipzig oder die Löwen Frankfurt, aber auch eher unbekanntere Namen wie der Königsborner JEC werden ihren Reiz haben.
Eines ist aber sicher: HL-SPORTS ist mit seinem FanRadio bei jedem Auswärtsspiel dabei und bringt die Auswärtsspiele der Beach Boys ins heimische Wohnzimmer.
Dann findet das Feuerwerk der Emotionen auf dem heimischen Rechner, Smartphone oder Tablet statt.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -