Timmendorfer Strand – Der EHCT 06 hat es geschafft. Nach 20 Jahren ist ein Oberliga-Titel wieder in den Händen von Timmendorfer Eishockeyspielern. In einem, an Spannung nicht zu überbietenden Spiel gegen den Rostocker EC stand es am Ende 6:4 (3:1, 1:2, 2:1) für die Beach Boys von Trainer Sven Gösch.

Gerade für den Ex-Rostocker Christian Herrmann, der mit einem Tor am Freitagabend im Eispalast und einer hervorragende Saison dazu beisteuerte war, die Freude von den Lippen abzulesen. Der 30-jährige sagte nach dem Sieg zu HL-Sports: "Wir sind ein geiles Hockey-Team und sind nach zweimaliger Vizemeisterschaft endlich dafür belohnt worden. Darauf haben wir das ganze Jahr hart hin gearbeitet. Es ist unglaublich und jetzt ist Party mit den Fans angesagt."

Dabei sah es zu Beginn gar nicht so gut für die Timmendorfer aus. Keven Gall versetzte dem guten Auftakt einen Dämpfer, als er in der dritten Minute mit einem Kullerpuck auf’s Tor durch die Schoner von Golie Patrick Hoffmann zum 0:1 für die Piranhas aus Mecklenburg-Vorpommern traf. Stille in der voll besetzten Halle am Kurpark. Jari Voutilainen hatte kurz zuvor bereits die Möglichkeit, die angespannte Stimmung unter allen Zuscheuern aufzulösen, als er eine Minute zuvor alleine vor Piranhas-Torhüter Tobias John auftauchte und die Scheibe nicht an ihm vorbeischieben konnte.
Doch der EHCT gab nicht auf und hatte in den ersten zehn Minuten schon mit 11:2-Schüssen auf John für klare Verhältnisse sorgen wollen. Allein das Tor fehlte den Beach Boys.
In der siebten Minute ging es hoch her und Rostocks Eric Haiduk bekam nach einem Stockschlag gegen Thorben Saggau eine Fünf-Minuten-Strafe, plus Spieldauer-Disziplinarstrafe. Für den unfairen Piranha war das Spiel vorbei und Timmendorf drehte auf. Als dann auch noch  Klemens Kohlstrunk wegen Beinstellen ebenfalls die Kühlbox aufsuchen durfte, nutzten die Beach Boys durch Jeff Maronese nach Zuspiel von Marcus Klupp in der 12. Minute die Chance zum 1:1-Ausgleich. Kenneth Schnabel machte nur Sekunden später nach Pässen von Marcus Klupp und Thorben Saggau direkt nach dem Bully das 2:1 für die Ostholsteiner. Jetzt war die Stimmung da und wurde durch ein weiteres Tor der Heimmanschaft zum 3:1 durch Thorben Saggau in der 16. Minute belohnt. Vorausgegangen war ein Bully-Gewinn nach einer Strafe für die Piranhas im Rostocker Drittel. Mit diesem Spielstand und einer Schuss-Bilanz von 20:5 für die Beach Boys sollte der Abend eigentlich gerne weiter so seinen Lauf nehmen. Es ging in die erste Drittelpause.

In der ersten Hälfte des zweiten Drittels ein ähnliches Bild. Timmendorf konnte nach Belieben das Tempo bestimmen und den Rostockern fiel kein Konzept gegen die gutstehenden Reihen der Beach Boys ein. Inder 24. Minute hätte Schnabel schon alles klar machen müssen, als er drei mal in kürzester Zeit auf John schoss und den Kasten immer nur sehr knapp verfehlte. Der EHCT setzte sich immer wieder im Angriffsdrittel fest und hatte eine Reihe von guten Einschussmöglichkeiten, doch das Tor sollte nicht fallen. Wieder war es dafür der Rostocker Gall, der seine Mannschaft wieder zurück ins Spiel brachte, als er in der 28. Minute am leeren Tor vorbeizog. Hoffmann wäre niemals an den Puck gekommen. Glück für Timmendorf, doch das sollte nicht lange gut gehen und die Piranhas verkürzten in einer Timmendorfer Verschnaufpause zum 3:2 in der 32. Minute durch ihren Starspieler Petr Sulcik.
Das hat wohl insbesondere Schnabel wieder wachgerüttelt und er konnte 51 Sekunden später wieder den alten Torabstand herstellen. 4:2 für die Timmendorfer Beach Boys als Voutilainen den Puck tief in das Rostocker Abwehrdrittel passte und Schnabel das Spielgerät an John vorbei in das Tor spitzelte.
Jetzt waren die 1308 Zuschauer richtig heiß auf das Spiel und die daruntergemischten 200 Piranhas-Fans eher bedient von dem Gegenschlag. Maronese musste als erster Beach Boy in der 33. Minute wegen Stock-Check auf die Strafbank und das nutzte Anton Marsall eiskalt nach einem Abpraller zum 4:3 für den REC aus. Mit diesem Spielstand ging es dann in die letzte Pause.

Zurück auf dem Eis bekamen die Fans beider Teams im letzten Drittel alles geboten, was das Eishockey-Herz höher schlagen lässt. Herrmann erlöste die Schleswig-Holsteiner in der 43. Minute mit seinem Tor zum 5:3 und musste sechs Sekunden später mit ansehen, wie der bis dahin gute Schiedsrichter Gregor Sochiera einen Penalty für die Rostocker gab. Das Gummihuhn musste ihr Luft verschaffen und der "Hühnerdieb" in schwarz-weiß-gestreift ausgepfiffen. ES nützte nichts, denn wieder war es Marsall, der Hoffmann keine Chance ließ und diesen Penalty verwandelte. Nur noch 5:4 und EHCT-Trainer Gösch kam wohl die Erinnerung an das letzte Spiel in Adendorf wieder in den Sinn. Rostock machte jetzt noch mehr Druck und kam zu immer größeren Möglichkeiten, doch Timmendorfs Golie Hoffmann fand gegen alle Schüsse ein Mittel. Er hielt seinen Kasten bis zum Schluss sauber.
Moritz Meyer musste es doch auf dem Schläger haben, als er frei vor John nur noch die Kelle hinhalten musste, doch der Puck trudelte an ihm vorbei. Hier wollten es die Timmendorfer einfach zu schön machen und spielten die Piranha-Abwehr schwindelig.
Es ging hin und her und erst als die Rostocker eine Strafe gegen Marvin Kablau wegen einem erneuten Stockschlags bekamen, wurden den EHCT-Fans so richtig klar, dass ihr Verein kurz vor der Meisterschaft steht. Viatcheslav Koubenski setzte 43 Sekunden vor dem Ende bei Überzahlspiel den Schlusspunkt in einer nervenbereitenden Partie und markierte mit seinem 6:4 nach schönem Zuspiel von Meyer das Endergebnis.

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Die Meisterschaft der Oberliga Nord war errungen und nach der Schlusssirene gab es kein Halten mehr. Die Fans stürmten das Eis und feierten mit ihren Beach Boys die ersehnte Meisterschaft, nach vielen harten Jahren.

Der Erfolgs-Coach Sven Gösch war während der Feier auf dem Eis bereit, HL-Sports kurze Einblicke in seine Gedanken zu geben: "Alle haben sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und ich glaube, dass wir den Titel mehr gewollt haben, als alle Anderen. Ich bin unheimlich stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein."

Michael Mai, ehemaliger Trainer der Beach Boys, feierte mit und sagte zu HL-Sports: "Sensationell. Nach einem schlechten Start in die Saison und den vielen Verletzten, die wir immer wieder hatten, haben wir einen super Job gemacht. Ich freue mich für die Jungs und den Verein. Wir haben es verdient."

Die Mannschaft feiert zur Stunde ihren Titel im Chevy an der Lübecker Bucht mit allem, was dazu gehört. Am Sonntag um 18.30 Uhr müssen die Beach Boys noch einmal beim Hamburger SV ran, der am Abend überraschend in Adendorf mit 5:2 siegte.
Am kommenden Wochenende geht es dann schon weiter für die Beach Boys, in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga, wo sie sich mit Mannschaften wie Füchse Duisburg und Ice Fighters Leipzig messen können. Die Kassel Huskies benötigen noch einen Punkt und dann sind sie ebenso in der Runde der Timmendorfer dabei.
Ob es dann zum Schluss einen Aufsteiger geben wird, ist derzeit fraglich, da sich die Verbände noch nicht einigen konnten.

Interviews nach der Meisterschaft der Timmendorfer kann man am Montag, den 18.02.2013 um 19.05 Uhr bei Lübeck FM Sport auf 98,8 UKW hören.

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