Timmendorfer Strand –  Die Krise bei Eishockey-Oberligist EHC Timmendorfer Strand schien überwunden, doch nun ist sie wieder und wohl schlimmer als gedacht. Nach dem schwachen Spiel in Wedemark setzten die Beach Boys  noch einen negativen Höhepunkt drauf und unterlagen Meister Hannover Scorpions deutlich mit 2:9 (0:5, 0:3, 2:1). Viel schlimmer als das bloße Ergebnis war die Art und Weise der Niederlage, denn die Timmendorfer zeigten über eine weite Strecken einen blutleeren und blamablen Auftritt, so dass sie völlig zu recht unter die Räder kamen.

Ohne Thorben Saggau (verletzt), Tibor Uglar (erkrankt) und Marco Meyer (Studium) sowie die jungen Dettmer, Kühn, Caesar und Zorn starteten die Beach Boys gegen die Scorpions, wobei Henry Thom den gleichen Reihen sein Vertrauen schenkte wie am Freitag. Auch Jan-Niklas Gebert bekam trotz einer schwachen Leistung am Freitag erneut das Vertrauen zwischen den Pfosten.

Vor 514 Zuschauern sollte dies aber schnell nach hinten losgehen. Britt Ouellette umkurvte unbedrängt das Tor, spielte die Scheibe zum freistehenden Darcy Vaillancourt und der schoss per Direktabnahme zum 1:0 ein nach 140 Sekunden ein. Jan-Niklas Gebert war an dem Tor nicht ganz unschuldig, stand sein Tor doch sperrangelweit offen.
In der Folge waren die Scorpions das bessere Team und legten rasch nach. Nach einem Zusammenprall von Tauno Zobel mit einem Hannoveraner Schläger zeigte Schiedsrichter Jentzen zunächst eine Strafe an, nahm den Arm aber Sekunden später wieder runter. Die Timmendorfer warteten auf den ausbleibenden Pfiff und die Scorpions nutzten die Konfusion durch Jeffrey Keller zum 2:0 (10.). Und damit noch nicht genug: Gebert ließ einen harmlosen Schuss von Gall prallen, Vaillancourt staubte zum 3:0 ab (11.).

Unmittelbar danach verließ Gebert seinen Kasten, Matthias Rieck ersetzte ihn. Doch es wurde einfach nicht besser für die Timmendorfer. Im Zweikampf mit einem Scorpion wollte Jason Horst seinen Schläger über den Kopf des Verteidigers hinweg heben, traf diesen aber dann doch und fügte ihm eine Platzwunde zu. Schiedsrichter Jentzen schickte Horst daraufhin vorzeitig zum Duschen. „Es war eine unglückliche Situation“, meinte Jason Horst nach dem Spiel: „Die Entscheidung ist aber leider korrekt gewesen.“
Die folgende fünfminütige Überzahl nutzten die Scorpions zu zwei Toren durch Thomas Herklotz (14.) und Britt Ouellette (15.). 0:5 aus Timmendorfer Sicht – viel schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr kommen.

Doch es sollte noch schlimmer kommen. Die Scorpions nahmen im zweiten Drittel schon etwas Tempo raus und blieben dabei jederzeit Herr der Lage. Hemmes nagelte die Scheibe an den Pfosten (21.), Robin Ringe erhöhte im Alleingang auf 6:0 (33.) und Ouellette traf ebenfalls nur Aluminium (34.). Timmendorfer Angriffsbemühungen? Darüber legen wir den Mantel des Schweigens. Bezeichnenderweise brachten die Beach Boys in Überzahl keinen Schuss zu Stande, stattdessen erhöhte Darcy Vaillancourt in Unterzahl auf 7:0 (37.). Daniel Reiss erhöhte kurz vor der zweiten Pause gar auf 8:0, ein Tor bei dem Matthias Rieck keine gute Figur machte.

Im letzten Drittel schonten die Scorpions noch mehr ihre Kräfte, auch wenn sie defensiv weiter gut standen. Die Beach Boys versuchten es immerhin noch einmal und wurden 74 Sekunden nach Wiederbeginn prompt belohnt. Michael Chvostek nutzte eine mustergültige Vorlage von Christian Herrmann zum 1:8. Überhaupt war es diese zweite Reihe mit Herrmann und Chvostek, die noch am ehesten Torgefahr versprühte. So traf der „Herrminator“ nur die Latte (46.) und machte dann den 2:9-Endstand (53.). Das zwischenzeitliche 9:1 für Hannover hatte Thomas Pape erzielt (50.).

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Unter dem Strich täuscht das „gewonnene“ letzte Drittel etwas, denn die Beach Boys waren ihrem Gegner in allen Belangen unterlegen – körperlich, kämpferisch und vor allem spielerisch. Solche Auftritte schmerzen und werden dem EHCT kaum helfen, die Talsohle, die er in Sachen Zuschauerzuspruch aktuell hat, zu durchschreiten.

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel mochte Henry Thom gar nicht so viel zum Spiel seiner Mannschaft sagen, sondern unterstrich die Stärke des Gegners: „Das erste Drittel der Scorpions war wohl das Beste, was die Oberliga Nord je gesehen hat. Und auch beim Stand von 8:1 haben die Scorpions sich noch in jeden Schuss geworfen.“ Die Frage nach weiteren Neuzugängen (die Transferphase geht noch bis zum 31. Januar) ließ der Coach erst einmal unbeantwortet, schloss Veränderungen im Kader aber nicht aus: „Wir werden morgen oder übermorgen sehen, in welche Richtung es geht.“

Dass irgendetwas passieren muss, scheint allen Verantwortlichen in Timmendorf klar zu seine. Schon während der Partie steckten Vorstand, Sponsoren und Gönner des Vereins intensiv die Köpfe zusammen.

Statistik
0:1 Vaillancourt (3.), 0:2 J. Keller (10.), 0:3 Vaillancourt (11.), 0:4 Herklotz (14./ÜZ), 0:5 Vaillancourt (15./ÜZ), 0:6 Ringe (33.), 0:7 Vaillancourt (37./UZ), 0:8 Reiss (40.), 1:8 Chvostek (41.), 1:9 Pape (50.), 2:9 Herrmann (53.)

Strafen: Timmendorf 5 plus Spieldauer Horst – Hannover 4
Zuschauer: 514

Weitere Ergebnisse:
GEC Ritter Nordhorn – Crocodiles Hamburg 2:9
Hannover Indians – Hamburger SV 5:2
Rostock Piranhas – Wedemark Scorpions 5:4 n.P.

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