Timmendorfer Strand – Die Saison des EHC Timmendorfer Strand und seinen Beach Boys ist seit einem Monat beendet, nun könnte eigentlich die Planung für die neue Saison losgehen. Doch noch stellt sich die Frage, in welcher Liga der EHCT 06 in der kommenden Spielzeit antreten wird.  Erneut in der  Oberliga oder „nur" in der Regionalliga? Die kommenden Wochen bis Ende April werden entscheiden, wohin die Reise des einzigen Clubs aus Deutschlands nördlichstem Bundesland geht. Doch nicht nur in Sachen Ligazugehörigkeit stehen beim EHCT 06 viele Fragezeichen, auch beim Führungspersonal gibt es Unwägbarkeiten. Der Timmendorfer Eishockeyclub befindet sich somit -wieder mal – am Scheideweg.

Zwar laufen die Oberliga-Finalspiele der Saison 2014/15 noch, im Hintergrund bastelt der DEB aber schon seit Monaten an der Saison 2015/16. Das Ziel der Verantwortlichen um DEB-Präsident Franz Reindl und seinem Ligenleiter Oliver Seeliger ist klar: aus vier Oberligen mache drei!
Dabei soll die Oberliga Süd in ihren bisherigen Grenzen (sie umfasst die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg) erhalten bleiben und die restlichen Oberligen in zwei gleich großen Gruppen zusammengefasst werden. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit der Clubs der Oberliga Nord (neun Mannschaften), Oberliga Ost (sechs) und Oberliga West (neun) gestärkt werden. Allerdings ist das nur als Übergangsstufe zu einer zweigleisigen Oberliga ab der Saison 2016/17 gedacht.

So weit, so gut: die offene Frage ist vor allem für die -im Vergleich- nicht ganz so finanzkräftigen Clubs des Nordens, wohin die Reise geht. Während die Hannover Indians, die Rostock Piranhas und die Harzer Falken als sichere Kandidaten für die dreigleisige Oberliga gelten und die Ritter aus Nordhorn auf Grund des Insolvenzantrages auf jeden Fall mindestens eine Liga runter müssen, steht hinter dem Rest ein mehr oder minder großes Fragezeichen.

Dieses steht auch beim EHCT 06. Die Timmendorfer sind finanziell nicht auf Rosen gebettet, hatten in den letzten Jahren einen geringen Etat und alle Spieler waren Halbprofis, die entweder ein Studium absolvieren oder einem Beruf nachgehen. Dabei waren die Beach Boys bekanntlich recht erfolgreich, wie ein Meistertitel und drei Vizemeistertitel beweisen. Doch das kann und wird in einer dreigleisigen Oberliga nicht funktionieren.

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Hauptgrund sind einfach die größeren Entfernungen. Spiele in Halle, Leipzig oder im Ruhrgebiet sind dann nicht mehr der Lohn am Ende der Saison, sondern könnten Alltag werden. Folglich dürfte es schwierig werden, Wochenende für Wochenende eine Mannschaft auf das Eis zu bringen, die auch halbwegs konkurrenzfähig ist. Zusätzlich zu den Mehrkosten durch die Anfahrt müssen auch Mehrkosten für eventuelle Profis einberechnet werden. So würde die dreigleisige Oberliga eine teure Angelegenheiten, abgesehen davon, dass Geld am Ostseestrand eh ein rares Gut ist.

Die kostengünstige Alternative für den EHCT wäre ein freiwilliger Rückzug in die Regionalliga, den mit Sicherheit auch andere Teams bevorzugen werden. Die Zahl der Spiele ist deutlich runter geschraubt, was gleichzeitig auch mit einem Rückgang der Kosten verbunden ist, so dass ein neuer Etat für die Mannschaft definitiv niedriger anzusetzen ist. Sportlich ist die Liga mit Sicherheit nicht auf dem Niveau der Oberliga, doch sie glänzte in den letzten beiden Saisons durch eine große Ausgeglichenheit und könnte so attraktiv sein. Einen ähnlichen Weg haben in den letzten beiden Jahren schon die Weserstars aus Bremen und der Adendorfer EC angetreten – durchaus mit sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg, hier speziell bei den Zuschauerzahlen. Vielleicht ist das die Option für den EHCT.

Allerdings bleibt die Frage, wer den Verein führen soll. Der bisherige erste Vorsitzende Hans Meyer steht in diesem Sommer zur Wiederwahl, hat aber schon bei der Wahl vor zwei Jahren eine gewisse Amtsmüdigkeit erkennen lassen. Der aktuelle zweite Vorsitzende Michael Howe glänzt schon seit Monaten durch Abwesenheit, wenn es um das operative Geschäft geht und seine Aufgaben wurden zu großen Teilen vom Pressesprecher Marcel Garbusinski übernommen. Es ist daher wohl unwahrscheinlich, dass Howe weiter im Vorstand bleiben wird.

Ersatz für Meyer und Howe ist dem Vernehmen nach gefunden. Diese sollen auch über beste Verbindungen in die lokale Wirtschaft verfügen, doch die potentiellen Nachfolger sollen Bedingungen an ein Engagement im Club geknüpft haben. Aus diesem Grund ist ein Termin für eine außerordentliche Mitgliederversammlung weiter offen. Eigentlich sollte diese -dem Vernehmen nach- schon im April stattfinden. Die Zeit läuft dem EHCT also mal wieder davon.

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