Familie Synowiec: „Fast wie bei normalen Leuten“ – Von heiß auf kalt zu Olympia

Wenn das nicht Eishockey-verrückt ist…

Ludwig Synowiec ( CE Timmendorf) ist und bleibt ein "Devil". Foto: Lobeca/Ralf Homburg

Timmendorfer Strand – In seinem zweiten Jahr beim CE Timmendorf ist Verteidiger Ludwig “Lude“ Synowiec. Der 32-Jährige ist in den Bergen geboren und lebt nun an der Ostsee. Erfolgreich ist er auch, denn am vergangenen Wochenende gab es einen 6:4-Erfolg der Ostholsteiner gegen den Hamburger SV. Als Teufel kennt er sich aus, denn als Profi war er vier Jahre bei den Blue Devils Weiden unter Vertrag. Jetzt ist er ein “Beach Devil“ und erzielte gegen den HSV nach einem 0:4-Rückstand das entscheidende 5:4 sowie kurz vor Schluss noch das Tor zum 6:4-Endstand. Das Interview von HL-SPORTS mit ihm war mit viel Spaß verbunden.

„Direkt am Strand wohnen ist recht nett“

HL-SPORTS: Hallo Ludwig, wo und wie feierst du Weihnachten?

Ludwig Synowiec: „Moin, Heiligabend wird mit meiner Familie in Nordhorn gefeiert. Meine Freundin ist dieses Jahr das erste Mal dabei, also gibt es ein kleines Novum.“ (lacht)

HL-SPORTS: Ihr habt ja Glück, denn ihr seid erst wieder nach den Feiertagen dran. Wie bist du zufrieden mit der Saison bis jetzt und auch mit dir?

Ludwig Synowiec: „Diese Saison läuft bisher gut für uns. Aber es gibt noch ein paar Stellschrauben, an denen wir arbeiten wollen, um noch erfolgreicher zu spielen. Mein Kalender während der Vorbereitung war etwas chaotisch, abgesehen davon habe ich noch Luft nach oben, da will ich angreifen.“

HL-SPORTS: Vermisst du den Harz, du bist ja ein gebürtiger „Bergjunge“ oder wie hast du dich jetzt in deinem zweiten Jahr an der Ostsee eingelebt?

Ludwig Synowiec: „Ich muss ehrlich gestehen: von meinem Leben im Harz weiß ich nichts mehr. Ich war ein kleiner glücklicher Butschi. Heimat ist für mich eher Nordhorn, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Aber ich habe mich superschnell hier an der Ostsee eingelebt und direkt wohlgefühlt. Direkt am Strand wohnen ist recht nett.“

Man sollte „rückwärtslaufen“ können

HL-SPORTS: Du bist Verteidiger, was muss man da am beszen können? Und sag jetzt nicht verteidigen… 😉

Ludwig Synowiec: „Da gibt es nicht die eine Antwort. Jeder Spieler ist anders und spielt anders. Aber man sollte schon physisch stark sein und an der Scheibe Ruhe haben, um das Spiel aufbauen zu können. Ach – und rückwärtslaufen!“ (lacht)

HL-SPORTS: Das hat jetzt am vergangenen Wochenende nicht so gut in den ersten zwei Dritteln gegen den HSV funktioniert. Was denkt man da nach 40 Minuten und 0:4-Rückstand und wie ist die Stimmung in der Kabine?

Ludwig Synowiec: „Durch das spielfreie Wochenende zuvor hat natürlich etwas der Rhythmus gefehlt. Dass es allerdings so schlimm wird und wir 0:4 hinten liegen nach 40 Minuten hätten wir selber nicht gedacht. Natürlich geht man da gefrustet in die Kabine und es wird auch Dampf abgelassen. Aber wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft sind und was wir können. Also eine Mischung aus Frust und Motivation.“

“Lude“ hat Glück, dass er sich nicht monatelang etwas anhören muss

HL-SPORTS: Was ist dann im letzten Durchgang passiert? Ihr habt das Ergebnis gedreht, sechs Tore erzielt und du das entscheidende zur 5:4-Führung?

Ludwig Synowiec: „Unsere Marschroute war, dass wir die Scheibe öfter zum Tor bringen wollen. Wir haben zu viele Chancen vertan, indem wir noch den letzten Pass schön spielen wollten. Unser Trainer sagte passend dazu “in Schönheit sterben“. Dass wir nach nur wenigen Sekunden durch unser Tor belohnt werden, hat natürlich zusätzliche Kräfte freigesetzt und es hat alles geklappt. Dass ich dann die beiden letzten Tore erzielte, ist natürlich schön und fühlt sich gut an.“

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HL-SPORTS: Und zum Abschluss noch “Empty Net“, also ins leere Tor, weil der Gegner noch einen Mann mehr auf das Eis holte. Ist dir da schon mal einer danebengegangen? Was geht da in einem Kopf eines Spielers vor, in so einer Situation?

Ludwig Synowiec: „So freistehend vor einem leeren Tor zum Glück noch nicht (lacht). Eigentlich denkt man da nicht viel drüber nach, aber es ist einem bewusst, dass wenn der nicht reingeht, man sich die Geschichte monatelang anhören darf (lacht wieder). Von daher alles gut gegangen.“

Papas Anekdoten

HL-SPORTS: Du warst Eishockey-Profi, jetzt Saunameister. Klingt komisch, aber in diesem Sport bestimmt nicht unüblich, dass man irgendwann auch in das “normale“ Berufsleben zurückkehrt, oder? Was war die beste Zeit, die du natürlich außerhalb von Timmendorfer Strand erlebt hast und was lief nicht so, wie du dir das vorgestellt hast?

Ludwig Synowiec: „Klang anfangs auch für mich komisch, aber der Job macht eine Menge Spaß und man tut auch nebenbei etwas für seinen Körper. Das Eishockey in Deutschland hat leider nicht so einen hohen Stellenwert wie andere Sportarten. Von daher ist auch klar, dass es irgendwann wieder ins Berufsleben geht. Eine beste Zeit ist schwierig auszumachen. Überall trifft man super Jungs, mit denen man Spaß hat. Besonders gut ist mir die Zeit in Weiden im Gedächtnis geblieben. Aber auch in Hamburg hatte ich eine super Zeit bei den Crocos. An die Zeit in Waldkraiburg denke ich ungern zurück, aus vielen verschiedenen Gründen, die ich aber hier nicht nennen möchte. Auch aus solchen Stationen lernt man.“

HL-SPORTS: Deine Familie ist “Eishockey-gestört“, kann man das so sagen? Vater war Profi und dein Onkel Ludwik spielte sogar bei Olympia und war bei fünf Weltmeisterschaften. Wie muss man sich jetzt zu Weihnachten die Gespräche bei euch vorstellen, auch wenn dein Onkel leider vor einem Jahr verstarb und nicht mehr dabei sein kann?

Ludwig Synowiec: „Mein anderer Onkel Heinrich hat auch gespielt und mein Bruder Christian spielt auch noch. Die Gespräche sind super. Natürlich bringt man sich auf den neusten Stand, was im Leben so abgeht. Besonders lustig wird es dann, wenn Papa Anekdoten über frühere Zeiten bringt, in denen das Eishockey noch ein wenig rabiater und brutaler war (lacht). Man zieht sich auch mal auf, wenn jemand ein paar Pfunde mehr drauf hat. Also fast wie bei normalen Leuten.“

„Solchen Kids sollte man ein Angebot bieten“

HL-SPORTS: Was machst du außerhalb der Zeit, die du entweder in der Ostseetherme oder der Eishalle verbringst. Das ist ja auch von der Hitze in die Kälte, du hast bestimmt ein gutes Immunsystem.

Ludwig Synowiec: „Außerhalb der Therme verbringe ich gerne Zeit mit meiner Freundin und unseren Hunden. Da mein Bruder Christian und ich uns sehr nahestehen, aber geografisch voneinander weit entfernt sind, treffen wir uns online im Sprachchat und spielen Videospiele, “Escape from Tarkov“ zum Beispiel – oder schauen Animes gemeinsam. Außerdem habe ich mit Yoga und Pilates angefangen. Guter Ausgleich.“

HL-SPORTS: Letzte Frage: Wo siehst du das Eishockey im Norden allgemein in fünf Jahren?

Ludwig Synowiec: „Ich hoffe einfach, dass keine Stadien geschlossen werden und kein Verein pleitegeht. Was die Politik auf Kreisebene für Energien aufwenden kann, um eine Halle zu schließen ist schon echt verrückt. In Nordhorn wurden zum Beispiel so viele Bürgerentscheide veranstaltet, bis das Ergebnis nach fünf Jahren gepasst hat. Und die zwei, drei Bürgerentscheide pro Halle werden dann halt einfach vergessen. Danke für nichts an die Politik in Nordhorn. Man sollte mehr an die jungen Menschen denken. Nicht jeder ist talentiert oder hat Spaß am Fußball. Solchen Kids sollte man ein Angebot bieten, bei dem jeder etwas für sich findet, anstatt immer auf die Wirtschaftlichkeit hier und da zu achten.“

HL-SPORTS: Ludwig, das war ein spannendes und schönes Interview, danke. Dir weiterhin viel Erfolg und wir freuen uns das nächste Mal auf die Weihnachtsanekdote von Papa.

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Bildquellen

  • Synowiec: Lobeca/Ralf Homburg
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