Kannten wir bislang aus 17 Endrunden-Spielen nur vier Ergebnis-Variationen (1:0, 1:1, 2:0, 2:1), so ist nun auch die Nullnummer im Topf – beschert von Deutschland und Polen im größten Stadion des Turniers. Der Gewinner wäre sicher im Achtelfinale gewesen, jetzt haben die Kontrahenten nur eines erreicht: Die Ukraine ist nach dem 0:0 als erstes der 24 Teams aus dem Rennen, Deutschland (gegen Nordirland) und Polen (gegen Ukraine) müssen am kommenden Dienstag klären, von welchen Rängen der Gruppe C sie in die nächste Runde einziehen.

So inbrünstig wie sie ihre Nationalhymne („Noch ist Polen nicht verloren“) geschmettert hatten, so stabil errichteten sie die Wand, an der alle deutschen Offensivbemühungen abprallten. Sami Khedira kassierte nach zwei Fouls in den ersten 150 Sekunden des Spiels die erste gelbe Karte des niederländischen Schiedsrichters Björn Kuipers – das war für lange Zeit in der ersten Halbzeit die aufregendste Situation.

Das deutsche Team (mit Mats Hummels für Shkodran Mustafi) hatte deutlich mehr Ballbesitz, die Defensive hielt Polens Torschützenkönig Robert Lewandowski in Schach (nicht ein Torschuss im ganzen Spiel!), nach vorn lief viel über links, aber zu wenig Richtung Tor – torlos ging es in die Pause.

Die ersten Minuten der zweiten Halbzeit mit furiosen Szenen in beiden Strafräumen nährten die Hoffnung auf Tore – doch die polnische Wand hielt ebenso wie die deutsche Defensive, in der Jerome Boateng und Mats Hummels sich weggrätschten, was hätte gefährlich werden können.

„Das war vorne zu wenig. Ich bin froh, dass wir 0:0 gespielt haben“, stellte Boateng unmissverständlich fest, während Toni Kroos es etwas verhaltener formulierte: „Ganz vorn hat ein bisschen was gefehlt“. Bundestrainer Joachim Löw lobte die Defensive und kritisierte die Offensive: In der 66. Minute hatte er André Schürrle für Mario Götze eingewechselt, sechs Minuten später rückte Mario Gomez für Julian Draxler ein. Es half nichts: „Die Polen haben die Räume zugemacht und uns früh attackiert. Wir haben zu wenig Chancen herausgespielt“, sagte Löw in der Pressekonferenz – und kündigte Besserung im deutschen Spiel an.

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Für HL-SPORTS analysierten gleich zwei Trainer die Nullnummer im Stade de France:

Denny Skwierczynski (Foto), langjähriger Trainer des VfB Lübeck, fasste zusammen: „Es war das erwartet schwere Spiel. Beide Mannschaften haben das letzte Risiko gescheut, offenbar in der Erwartung, dass beide ihr letztes Gruppenspiel gewinnen. Die deutsche Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit insgesamt etwas mehr für das Spiel gemacht, ohne jedoch zwingend werden zu können. Das Ergebnis ist meines Erachtens in Ordnung und auch gar nicht schlecht aus Sicht der deutschen Mannschaft. Ich hätte unsere Mannschaft aber doch gerne etwas zielstrebiger und mit mehr Dynamik in der Offensive gesehen.“

Oliver Zapel, Trainer des SV Eichede, hatte bereits das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft beobachtet und kommentierte das zweite Gruppenspiel so: „In vielerlei Hinsicht eine wenig überzeugende Vorstellung der Mannschaft. Offensiv ohne Tiefe mit einem Götze außer Form. Auch von Özil und Khedira kam wieder nicht viel. Insgesamt muss man sagen, dass es ohne international herausragende Außenverteidiger schwer ist, ein Flügelspiel aufzuziehen. Die Mischung auf dem Platz stimmt noch nicht. Es fehlen die Leader.“

Die Spiele heute:
15 Uhr, Gruppe E: Italien – Schweden
18 Uhr, Gruppe D: Tschechien – Kroatien
21 Uhr, Gruppe D: Spanien – Türkei

 

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