Während die Weltmeisterschaft in die Zielgerade einbiegt, bereiten sich die Lübecker Fußballvereine intensiv auf die neue Saison vor. Doch trotz Schweiß treibenden Trainingseinheiten oder ersten Testspielen ist die WM in Brasilien auch in unserer Hansestadt das Thema Nummer eins. Grund genug also, dem ein oder anderen Spieler, Funktionär oder Schiedsrichter deren Meinungen zum bisherigen WM-Verlauf zu entlocken. Die Gelegenheit dazu erbot sich am Rande des von Rot-Weiß Moisling ausgetragenen 3. Intersport-Profimarkt-Sommercups am Brüder-Grimm-Ring. Ganz egal, wen wir fragten, in einem Punkt herrschte Einigkeit: Die 20. Fußballweltmeisterschaft verlief bis jetzt ungewöhnlich ausgeglichen. Es war eigentlich kein Außenseiter auszumachen.

So sieht es auch Max Rosenthal, Schiedsrichter des 1. FC Phönix Lübeck: „Es ist sehr schwer, die Spiele vorab einzuschätzen. Die Mannschaften standen und stehen wirklich sehr eng zusammen.“ Für die tippfreudigen WM-Beobachter ergänzt Schiedsrichterkollege Sebastian Kück: „Diese Spiele sind untippbar. Man konnte sich bisher kaum vorab auf die einzelnen Begegnungen einstellen.“

Natürlich waren auch die sehr durchwachsenen Leistungen der Unparteiischen sowie das neu eingesetzte Freistoßspray „915 Fair Play Limit!“ ein Thema. Turnierorganisator Dennis Keske: „Beim Spray war ich zunächst skeptisch. Es gab ja auch eine gewisse Eingewöhnungsphase. Aber mittlerweile scheinen alle Beteiligten ganz gut damit zu Recht zu kommen. Sehr enttäuscht bin ich allerdings von den vielen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter. Und das gerade bei solch einem Turnier.“

Selbst Boris Hoffmann als oberster Schiri Lübecks und in der Regel darauf bedacht, seinem Stand beizustehen, pflichtet Keske und allen anderen mit dieser Einschätzung bei: „Das ist zum Teil sehr katastrophal. Für uns Unparteiische in den unteren Klassen ist es besonders schlimm, dass die Meinungen zu diesen Leistungen von vornherein auf uns projiziert werden. Die Schiedsrichter wurden vor der WM entsprechend eingestellt und vorbereitet. Was diese Herren entschieden haben, wird Auswirkungen bis zur Basis haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dort in der Nachbetrachtung zur Tagesordnung übergehen wird. Wir als Schiedsrichter in Lübeck werden möglichen Vorverurteilungen mit unsererseits guten Leistungen entgegen wirken.“

Marc Paasch, gerade von den Moislinger Rot-Weißen zum TuS Lübeck 93 gewechselt, ist besonders etwas zur Entstehung verhältnismäßig vieler Tore aufgefallen: „Es fallen eine ganze Menge Treffer nach Standardsituationen. Ich vermisse ein wenig die richtig heraus gespielten Tore. Ansonsten bin auch ich von den sogenannten Außenseitern positiv überrascht.“

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Es ist fast schon natürlich, dass der Großteil der Fußballinteressierten sehr angetan vom erfolgreichen Auftreten der vermeintlichen Underdogs ist. So konnte Alexander Frank vom Schleswig-Holstein-Ligisten FC Dornbreite kaum noch Unterschiede ausmachen: „Abgeschossen wird da niemand mehr, es war alles so eng zusammen. Mir persönlich gefällt diese Weltmeisterschaft sehr gut. Ich habe schnelle und fast durchweg spannende Spiele gesehen.“

Deutlich weniger Interesse am größten Fußballturnier weltweit bekundete der vom FC Dornbreite zu Anker Wismar gewechselte André Kalbau: „Die deutschen Spiele habe ich mir angesehen, ansonsten habe ich kaum etwas mitbekommen. Mir fehlte meistens einfach die Zeit dazu.“

Ein ganz besonderes Augenmerk legte Timo Gahrmann als Top-Torjäger des 1. FC Phönix Lübeck auf seine angreifenden Kollegen in Südamerika: „Ein wenig enttäuscht bin ich von Lionel Messi. Der hat zwar immer mal seine Lichtblicke, profitiert dabei aber von seinen Nebenleuten. Das ist sein Vorteil gegenüber Cristiano Ronaldo, der hat nämlich niemand Tauglichen um sich herum. Eindeutig fasziniert hat mich unser Thomas Müller. Der hat so eigenartige Bewegungsabläufe, dass man sich überhaupt nicht auf ihn einstellen kann. Den finde ich richtig gut. Ich persönlich hätte mir aber gewünscht, dass zusätzlich Mario Gomez in Brasilien mit dabei ist. Ich mag Strafraumspieler, die vorne drinstehen und ihre Tore machen.“

Ein Stürmer hat es Gahrmann bei dieser WM allerdings ganz besonders angetan: „Leider ist er nicht mehr mit dabei, aber Kolumbiens James Rodríguez ist einfach ein geiler Typ!“ Die Frage nach der schweren Rückenverletzung von Brasiliens Superstar Neymar beantwortet Gahrmann so: „Für Neymar persönlich ist das natürlich ganz bitter. Aber solche Dinge gehören leider dazu, sie passieren immer wieder und sind nie ganz auszuschließen.“

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